Schach Mit Einem Vampir
U-Bahn-Station an der 42ten Straße.
***
Das Telefon klingelte schrill durch die nächtliche Wohnung von Miss Klara Meyers. Sie lag im Tiefschlaf und nahm das Geräusch zuerst nicht wahr. Es war halb drei Uhr morgens. Es dauerte eine Weile, bis sie aufwachte. Verschlafen und verwirrt schaltete sie die Lampe auf ihrem Nachttisch ein und nahm daraufhin das Gespräch an. Müde lauschte sie den Worten des nächtlichen Anrufers. Doch schlagartig war ihre Müdigkeit verflogen und sie setzte sich im Bett auf. Verhalten legte sie nach dem Anruf das Telefon beiseite, so als hätte sie etwas erfahren, was zunächst unglaubwürdig auf sie wirkte. Doch das Misstrauen wich einer positiven Aufregung. Der nächtliche Anrufer war ein FBI-Agent gewesen. Und er hatte ihr mitgeteilt, dass man den Mörder ihres Bruders gefasst und verhaftet hätte. Und das zwei Tage nach der Beisetzung ihres lieben Bruders. Sie brach vor Freude in Tränen aus, presste ihre Handflächen vor ihr Gesicht. Sie hatte also die Behörden unterschätzt, der Polizei und dem FBI nicht zugetraut, den Fall zu lösen. Doch nun stellte sich heraus, dass dieses Misstrauen vollkommen unangebracht gewesen war. Warum hatte sie nur dieses Detektivbüro engagiert? Hätte sie es nicht getan, würde der eine der beiden Detektive vielleicht noch leben. Und der andere, Steve Fraizer, hatte sich seit einigen Tagen nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie vermutete, dass er aus Angst von dem Fall zurückgetreten war und die Ermittlungen einstellte, ohne sie darüber zu unterrichten. Das konnte sie ihm nicht einmal verübeln, denn der Schachspieler war ein fürchterlicher, grausamer Mensch. Aber das alles war jetzt egal. Das FBI hatte den Serienmörderfestgenommen. Sie wischte sich die Freudentränen der Erleichterung aus ihren Augen und stieg aus dem Bett. Das FBI wollte ihr in wenigen Minuten einen Agenten vorbeischicken, um ihr weitere Details mitzuteilen. Sie zog sich das leichte rote Nachthemd aus und schlüpfte in ein einteiliges schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern. Es ging ihr bis zur Hälfte der wohlgeformten Oberschenkel. Der Ausschnitt war sexy. Dann bürstete sie sich ihr langes braunes Haar und trug ein wenig Schminke auf. Zwar ging sie nicht außer Haus und dem Agenten würde es sicher egal sein, ob sie einen Morgenmantel oder ihr schwarzes Kleid trug. Doch sie wollte in diesem fantastischen Augenblick nicht wie eine Frau wirken, der ihr Schlaf wichtiger war als die frohe Botschaft über die Gefangennahme der Bestie. Also hielt sie es für angebracht, dem Agenten in Alltagskleidung gegenüberzutreten. Hektisch ging sie in die Küche. Der freundliche Herr am Telefon hatte ihr gesagt, der FBI-Agent sei bereits in der Nähe ihrer Wohnung. Er würde sich bestimmt über einen starken Kaffee freuen. Das war das Mindeste, was sie ihm, für sein Bemühen, ihr die Informationen persönlich mitzuteilen, Gutes tun konnte. Zehn Minuten vergingen, dann läutete die Türglocke. Miss Meyers warf ihr langes brünettes Haar in den Nacken und lief nervös zur Eingangstür. Sie konnte die Spannung kaum noch ertragen. Die junge Frau hatte so viele Fragen an den Agenten.
„Wer ist da?“, fragte sie durch die geschlossene Tür. Es gab keinen Türspion, durch den sie hätte blicken können. Doch um diese Uhrzeit konnte es ja nur der FBI-Agent sein, vermutete sie und erhielt sobald die Bestätigung für ihre Spekulation.
„Hier ist Special Agent Josef Harris vom FBI. Bitte öffnen Sie die Tür, Miss Meyers. Hat man Ihnen mein Kommen nicht telefonisch angekündigt?“ Josef Harris. Diesen Agenten lernte sie doch schon nach der Beisetzung ihres Bruders kennen. Ein netter Mensch, auch wenn er seine Ermittlungen zu einem ungünstigen Zeitpunkt durchführte. Er hatte die Trauergäste nach der Beerdigung belästigt , um sie zu einer DNA-Probe ins FBI-Büro zu bitten . Doch diese pietätlose Vorgehensweise des Agenten führte nun anscheinend zum gewünschten Erfolg. Und sie hatte ihm die Störung bei der Trauerfeier nicht übel genommen. Schnell entfernte die junge Frau die Sicherungskette und drehte den Schlüssel im Schloss. Danach öffnete sie die Eingangstür einen Spaltbreit und trat einen Schritt zurück, um den Agenten einzulassen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Alles, was geschah, ereignete sich innerhalb von Sekunden und überraschte die augenblicklich vor Angst erstarrte Brünette. Die Ereignisse überschlugen sich für Miss Meyers. Sie war nicht einmal mehr in der Lage, um Hilfe
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