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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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versetzte ich trocken. Er sollte meinen Auftragsdienst anrufen und lediglich ein »Ja« oder »Nein« hinterlassen - ohne Namen. »Nein« bedeutete, auf dem Bahnhof oder mit dem Hotel war etwas schief gelaufen. Ich sollte mich dann wieder mit ihm in Verbindung setzen. Um das Hotel würde ich einen weiten Bogen machen. Er würde es übernehmen, mehrmals täglich bei Anita vorbeizuschauen, um mit ihr zu plaudern und ihr das Essen zu bringen; wir wollten nicht, dass sie auf den Zimmerkellner angewiesen war.
    Kaum hatte der Zug den Bahnhof verlassen, fuhr ich wieder auf die gebührenpflichtige Autobahn in Richtung Chicago. Ich hatte nun beinahe sämtliche Fäden in der Hand. Es ab nur ein Problem: Ich konnte nicht beweisen, dass Masters Peter Thayer ermordet hatte. Oder hatte ermorden lassen, Natürlich wurde die Tatsache durch Anitas Aussage erhärtet, Masters hatte eine Verabredung mit Peter gehabt. Doch es gab keine Beweise, jedenfalls nicht solche, die Bobby veranlassen würden, einen Haftbefehl auszustellen und einen der ranghöchsten Vizepräsidenten eines einflussreichen Chicagoer Unternehmens in Handschellen abführen zu lassen, Irgendwie musste ich es schaffen, so heftig im Wespennest herumzustochern, dass die Wespenkönigin gereizt auf mich losging.
    Bevor ich auf den Edens Expressway einbog, machte ich einen Umweg nach Winnetka, um zu erkunden, ob Jill zu Hause eingetroffen und in den Papieren ihres Vaters fündig geworden war. Ich hielt an einer Tankstelle in der Willow Road und rief bei den Thayers an.
    Jack war am Apparat. Ja, Jill sei zu Hause, aber sie gebe :eine Interviews. »Ich bin keine Reporterin«, erklärte ich. Ich bin V. I. Warshawski.«
    »Mit Ihnen wird sie erst recht nicht sprechen. Sie haben Mutter Thayer schon genug Kummer bereitet.«
    »Thorndale, Sie sind das dämlichste Arschloch, das mir je begegnet ist. Wenn Sie Jill nicht sofort ans Telefon holen, stehe ich in fünf Minuten vor dem Haus. Ich werde einen Heidenkrach schlagen, und ich werde alle Ihre Nachbarn belästigen, bis ich jemanden finde, der bereit ist, Jill für mich anzurufen.«
    Er knallte den Hörer hin - vermutlich auf die Tischplatte, denn die Verbindung war nicht unterbrochen.
    Nach einer Weile kam Jills klare, helle Stimme über die Leitung. »Was haben Sie denn mit Jack gemacht?«, kicherte sie. »Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.«
    »Ach, ich habe nur damit gedroht, alle eure Nachbarn in eure Familienangelegenheiten hineinzuziehen«, erwiderte ich. »Obwohl das sicher bereits geschehen ist - die Polizei hat bestimmt bei allen die Runde gemacht und sie befragt... Bist du gut in Winnetka gelandet?«
    »O ja. Es war ziemlich aufregend. Paul hat für uns Polizeischutz bis zur Klinik angefordert. Lotty wollte es zunächst nicht, aber er hat darauf bestanden. Dann hat er Ihren Wagen geholt, und wir sind mit Blaulicht und Sirene von der Klinik abgebraust. Sergeant McGonnigal war wirklich super!«
    »Hört sich ganz gut an. Wie ist die Lage an der Heimatfront?«
    »Ach, es geht. Mutter hat beschlossen, mir zu verzeihen, aber Jack benimmt sich wie ein blöder Lackaffe. Er betet mir in einer Tour vor, wie unglücklich ich Mutter gemacht habe. Ich hatte Paul gebeten, zum Mittagessen zu bleiben, und Jack hat ihn behandelt wie einen Müllmann oder so was. Ich hab' mich fürchterlich aufgeregt, doch Paul meinte, er sei so etwas gewöhnt. Zum Teufel mit Jack!«

    Ich lachte über diesen Ausbruch. »Gutes Kind! Paul ist ein netter Kerl - er ist es wert, dass man für ihn eintritt. Hattest du schon Gelegenheit, die Papiere deines Vaters durchzusehen?«
    »O ja. Lucy hat natürlich einen Anfall gekriegt. Aber ich habe mir einfach vorgestellt, ich sei Lotty, und habe mich nicht um sie gekümmert. Ich wusste ja eigentlich gar nicht, wonach ich suchen sollte«, sagte sie.
    »Doch dann habe ich eine Art Dokument gefunden, auf dem sowohl der Name von Mr. Masters als auch der von Mr. McGraw stand.«
    Plötzlich spürte ich, wie tiefer Friede in mir einkehrte, so als hätte ich eine lebensbedrohende Krise heil überstanden. Ich bemerkte, dass ich ins Telefon grinste. »Wusstest du, um was es sich handelte?«, fragte ich.
    »Nein, nicht so recht«, sagte Jill unsicher. »Soll ich es holen und Ihnen vorlesen?«
    »Das wird vermutlich das Beste sein«, entschied ich. Sie legte den Hörer hin. Ich trällerte leise vor mich hin. Was wird es mir verkünden, dies herrliche Papier? Was ist des Rätsels Lösung?
    Jill meldete sich wieder. »Es

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