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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gute oder schlechte Manieren. Ich tue das ja nicht, weil Sie sich bei mir bedanken sollen.«
    Wir schlenderten langsam zum Datsun zurück. Winzige Insekten summten und hüpften im Gras, die Vögel zwitscherten munter durcheinander. Eine Frau mit zwei Kindern war in den Park gekommen. Die Kinder gruben eifrig im Dreck. Die Frau las und sah alle paar Minuten von ihrem Buch auf. Sie hatten einen Picknickkorb unter einen Baum gestellt, und als wir vorbeigingen, rief die Frau ihren Kindern zu: »Matt! Eve!
    Wie wär's, wenn wir jetzt was essen würden?« Sie kamen herbeigerannt. Ich verspürte einen leisen Anflug von Neid. An einem herrlichen Sommertag wie diesem wäre es bestimmt angenehmer, mit den eigenen Kindern ein Picknick zu veranstalten, als eine Flüchtige vor Polizei und Gangstern zu verstecken.
    »Müssen Sie in Hartford noch etwas abholen?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur im Cafe Bescheid sagen, dass ich gehe.«
    Ich parkte vor dem Lokal, und sie ging hinein, während ich die Telefonzelle an der Ecke aufsuchte, um beim Herald-Star anzurufen. Es war kurz vor zehn. Ryerson war in seinem Büro.
    »Murray, ich habe die Story deines Lebens für dich, wenn du eine Kronzeugin einige Tage auf Eis legen kannst.«
    »Wo bist du denn?«, fragte er. »Hört sich ja an, als seist du am Nordpol. Wer ist die Zeugin? Die kleine McGraw?«
    »Murray, dein Gehirn arbeitet wie ein Fangeisen. Du musst mir etwas versprechen, und ich brauche deine Hilfe.«
    »Ich hab' dir doch schon mehr als genug geholfen«, protestierte er. »Andauernd. Erst mit den Fotos, und dann, weil ich keine Story über deinen Tod verfasst habe, damit ich an das Dokument bei deinem Anwalt hätte herankommen können.«
    »Murray, wenn es außer dir noch eine Menschenseele gäbe, an die ich mich wenden könnte, ich würde es tun. Aber auf dich kann man ja felsenfest bauen, wenn du nur die Aussicht auf eine erstklassige Story hast.«
    »Na gut«, willigte er ein. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
    »Prima. Ich bin in Hartford, Wisconsin, bei Anita McGraw. Ich möchte sie nach Chicago zurückbringen und dort in der Versenkung verschwinden lassen, bis das Theater vorüber ist. Das bedeutet, keiner darf davon Wind bekommen, wo sie sich aufhält; denn wenn das passiert, kannst du dich gleich hinsetzen und ihren Nachruf schreiben. Ich kann sie nicht persönlich abliefern, weil man mir auf den Fersen ist. Ich will sie nach Milwaukee bringen und dort in einen Zug setzen; du holst sie von der Union Station ab und verfrachtest sie in ein Hotel. Möglichst weit weg vom Zentrum, damit nicht irgendein gewiefter Hotelboy, der auf Smeissens Gehaltsliste steht, zwei und zwei zusammenzählt, wenn sie auftaucht. Geht das?«

    »Herr im Himmel, Vic, mit Kleinigkeiten hältst du dich wirklich nicht auf, das muss man sagen. Klar, läuft.
    Und wie ist nun die Story? Warum ist sie in Gefahr? Hat Smeissen ihren Freund weggepustet?«
    »Murray, eines sage ich dir: Wehe, du setzt etwas in dein Blatt, bevor die Sache ausgestanden ist - dann fischen sie nämlich deine Leiche aus dem Chicago River, das garantiere ich dir!«
    »Du hast mein Ehrenwort als Gentleman, der es kaum erwarten kann, ganz Chicago mit dieser Wahnsinnsstory zu überraschen. Wann kommt der Zug an?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich rufe dich aus Milwaukee noch mal an.«
    Als ich eingehängt hatte, war Anita schon zurück und wartete neben dem Wagen. »Sie waren nicht gerade begeistert über meine Kündigung.«
    Ich lachte. »Ach, darüber können Sie sich auf dem Heimweg den Kopf zerbrechen. Das lenkt Sie von Ihrem Kummer ab.«
    16

Reibach
    In Milwaukee mussten wir bis 13 Uhr 30 auf einen Zug nach Chicago warten. Anita blieb auf dem Bahnhof, während ich für sie Jeans und eine Bluse besorgte. Nachdem sie sich im Waschraum umgezogen und frisch gemacht hatte, sah sie jünger und munterer aus. Wenn jetzt auch noch diese fürchterliche schwarze Farbe aus ihrem Haar verschwand, war sie topfit. Sie war zwar der Meinung, ihr Leben sei verpfuscht, und im Augenblick sah es ganz bestimmt nicht rosig für sie aus. Aber sie war schließlich erst zwanzig und würde sich wieder aufrappeln.
    Murray erklärte sich bereit, sie vom Zug abzuholen und in ein Hotel zu verfrachten. Er hatte das Ritz ausgesucht. »Wenn sie sich schon einige Tage verkriechen muss, dann soll sie's wenigstens gemütlich haben«, erklärte er. »Der Star wird sich die Kosten mit dir teilen.«
    »Herzlichen Dank, Murray«,

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