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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Salzsäulen.
    »Was, zum Teufel, suchen Sie denn hier?«, donnerte mein Mandant. »Mildred!«
    Korkenzieherlöckchen kam leuchtenden Auges angewatschelt. »Ich habe ihr gesagt, dass Sie sie nicht sehen wollen, aber nein, sie muss hier hereinplatzen wie eine ...«
    »Ich bin V. I. Warshawski, Mr. McGraw.« Ich erhob meine Stimme, um den Krawall zu übertönen.
    »Vielleicht haben Sie jetzt keine Lust, mit mir zu reden, aber im Vergleich zu den Schnüfflern vom Morddezernat, die Ihnen bald auf der Pelle sitzen werden, müsste ich Ihnen eigentlich wie ein Engel erscheinen ... Hallo, Mr. Thayer«, fügte ich hinzu und streckte ihm die Hand hin. »Das mit Ihrem Sohn tut mir sehr leid. Ich bin es, die seine Leiche entdeckt hat.«
    »In Ordnung, Mildred«, sagte McGraw müde. »Ich kenne diese Dame, und ich möchte gern mit ihr sprechen.« Mildred schoss einen wütenden Blick auf mich ab, bevor sie sich umwandte und hinausstolzierte; die Tür flog mit unnötiger Heftigkeit ins Schloss.
    »Mr. Thayer, woraus schließen Sie, dass Mr. McGraw Ihren Sohn beseitigt hat?«, erkundigte ich mich im Konversationston, während ich mich in einem Lederfauteuil in der Ecke niederließ.
    Der Bankmanager hatte sich wieder in der Gewalt. Die Wut war aus seinen Zügen gewichen und hatte einem würdigen und unverbindlichen Gesichtsausdruck Platz gemacht. »McGraws Tochter war mit meinem Sohn befreundet«, sagte er mit einem leisen Lächeln. »Als ich vom Tod meines Sohnes erfuhr, als ich hörte, dass er erschossen worden war, bin ich einfach aufgekreuzt, um herauszufinden, ob McGraw etwas darüber wusste. Ich glaube nicht, dass er Peter umgebracht hat.«
    McGraws Zorn war zu groß, als dass er Thayers Spiel mitgemacht hätte. »So ein Quatsch!«, schrie er heiser und mit zunehmender Lautstärke. »Seit Annie anfing, sich mit diesem bleichsüchtigen Nordufer-Würstchen herumzutreiben, bist du ständig hier aufgetaucht und hast sie und mich beschimpft!
    Jetzt, da der Junge tot ist, versuchst du, sie durch den Dreck zu ziehen! Aber das eine schwör' ich dir: Es wird dir noch leidtun!«
    »In Ordnung«, konterte Thayer. »Wenn du's unbedingt so haben willst - bitte! Deine Tochter habe ich schon auf den ersten Blick durchschaut. Peter hatte keine Chance - er, als unschuldiger Junge mit hohen Idealen, er war bereit, alles zu vergessen, was seine Mutter und ich für ihn geplant hatten, und das wegen eines Mädchens, das mit jedem Dahergelaufenen ins Bett...«
    »Überleg dir gut, was du sagst, wenn du über meine Tochter sprichst«, knurrte McGraw.
    »Ich habe McGraw förmlich angefleht, seine Tochter an die Leine zu legen«, fuhr Thayer fort. »Ich hätte mir das genauso gut sparen können. Leute wie er reagieren nicht auf menschliche Gefühle. Er und seine Tochter hatten Peter für irgendeinen Zweck ausersehen, weil er aus einer reichen Familie stammte. Und als sie kein Geld aus ihm herausholen konnten, haben sie ihn umgelegt.«
    McGraw lief puterrot an. »Haben Sie die Polizei von Ihrer Theorie in Kenntnis gesetzt, Mr. Thayer?«
    fragte ich.
    »Falls ja, dann bringe ich dich Drecksack wegen Verleumdung vor Gericht«, warf McGraw ein.
    »Ich lasse mir von dir nicht drohen, McGraw«, grollte Thayer. Typische John-Wayne-Imitation.
    »Haben Sie die Polizei von Ihrer Theorie in Kenntnis gesetzt, Mr. Thayer?«, wiederholte ich.
    Unter seiner gepflegten Bräune lief er ein bisschen rot an. »Nein, ich wollte nicht, dass es in den Zeitungen breitgetreten wird; meine Nachbarn sollten nicht erfahren, in welchen Kreisen der Junge verkehrte.«
    Ich nickte. »Aber Sie sind tatsächlich überzeugt davon, dass Mr. McGraw entweder allein oder gemeinsam mit seiner Tochter für den Mord an Peter verantwortlich ist?«

    »Ja, das bin ich, verdammt noch mal!«
    »Und haben Sie Beweise für Ihre Annahme?« fragte ich.
    »Nein, hat er nicht, zum Kuckuck!«, donnerte McGraw los. »Kein Mensch könnte so eine total hirnverbrannte Behauptung belegen! Anita liebte diesen Rotzlöffel. Ich hab' ihr ja prophezeit, dass sie hier einen kolossalen Fehler macht. Man braucht sich bloß mit den Bonzen einzulassen, und schon verbrennt man sich den Arsch. Genau das ist eingetreten.«
    Mir schien allerdings, als seien in diesem besonderen Fall die Bonzen die Gelackmeierten, doch ich fand es nicht besonders hilfreich, das jetzt zu erwähnen.
    »Haben Sie Mr. McGraw bei einem früheren Besuch eine Visitenkarte gegeben?«, fragte ich Thayer.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er gereizt.

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