Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
»Wahrscheinlich habe ich bei der Sekretärin eine abgegeben, als ich eintraf. Was geht Sie das überhaupt an?«
    Ich lächelte. »Ich bin Privatdetektivin, Mr. Thayer, und ich führe private Ermittlungen für Mr. McGraw.
    Neulich abend zeigte er mir Ihre Visitenkarte, und ich fragte mich, wie er dazu gekommen war.«
    McGraw drückte sich unbehaglich in seinen Sessel. Thayer starrte ihn mit einem ungläubigen Ausdruck an. »Du hast ihr meine Visitenkarte gezeigt? Weshalb, zum Teufel? Übrigens, was hat dich überhaupt zu einem Privatdetektiv geführt?«
    »Ich hatte schon meine Gründe.« McGraw wirkte verlegen und hinterhältig gleichzeitig.
    »Davon bin ich überzeugt«, meinte Thayer bedeutungsvoll. Er wandte sich zu mir. »Welchen Auftrag erledigen Sie für McGraw?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diskretion ist bei mir im Preis inbegriffen.«
    »In welchem Bereich üben Sie Ihre Tätigkeit aus?«, erkundigte sich Thayer. »Scheidungen?«
    »Die meisten Leute denken sofort an Scheidung, wenn sie einem Privatdetektiv gegenüberstehen.
    Offen gestanden, mir wird bei Scheidungen zu viel im Dreck gewühlt. Ich bekomme häufig Aufträge aus der Industrie. Kennen Sie Edward Purcell, den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden von Transicon?«
    Thayer nickte. »Jedenfalls habe ich von ihm gehört.«
    »In dieser Sache habe ich die Ermittlungen durchgeführt. Er schaltete mich ein, weil der Aufsichtsrat seiner Firma von ihm Rechenschaft über den Verbleib des Umlaufvermögens forderte. Leider hatte er seine Spuren nicht gründlich genug getilgt, bevor er mir den Auftrag erteilte. Purcells Selbstmord und die Umstrukturierung der ziemlich angeschlagenen Transicon hatten Chicago damals zehn Tage lang in Atem gehalten.«
    Thayer beugte sich zu mir herab. »Wenn das so ist, was will dann McGraw von Ihnen?« Er wirkte auf den ersten Blick nicht so bedrohlich wie McGraw, aber er zählte ebenfalls zu jener imposanten Sorte von Männern, denen es stets gelingt, andere einzuschüchtern. Ich war der geballten Kraft seiner Persönlichkeit ausgesetzt und musste mich aufrichten, um ihr zu widerstehen.
    »Was geht Sie das an, Mr. Thayer?«
    Er bedachte mich mit einem Stirnrunzeln, das ihm vielleicht bei seinen Untergebenen Gehorsam verschaffen mochte. »Wenn er Ihnen meine Karte gegeben hat, dann geht es mich sehr wohl etwas an.«
    »Es hatte überhaupt nichts mit Ihnen zu tun, Mr. Thayer.«
    »Das stimmt, Thayer«, knurrte McGraw. »Und jetzt raus aus meinem Büro.«
    Thayer wandte sich zu McGraw um, und ich entspannte mich ein wenig. »Versuchst du etwa, mich in deine dreckigen Geschäfte hineinzuziehen, McGraw?«
    »Pass auf, was du redest, Thayer! Mein Name und meine Geschäfte sind über jeden Verdacht erhaben, was dir auch jedes Gericht hier zu Lande bestätigen kann. Und selbst der Kongress. Also lass den Quatsch.«
    »Klar, der Kongress hat sich zu dir bekannt. Bloß gut, dass Derek Bernstein unmittelbar vor der Senatsdebatte gestorben ist.«
    McGraw baute sich direkt vor dem Bankmanager auf. »Du verdammter Misthund! Verschwinde hier, sonst fliegst du gleich so hochkantig raus, dass dir deine Überheblichkeit ein für alle Mal vergeht!«
    »Ich habe keine Angst vor deinen Schlägertypen, McGraw; du kannst mir nicht drohen!«
    »Jetzt reicht's aber«, fuhr ich dazwischen. »Sie sind ja beide solche Mordskerle, dass man nur staunen kann. Ich bin jetzt gebührend beeindruckt und sterbe fast vor Angst. Vielleicht könnten Sie diese Kindereien nun unterlassen. Wieso messen Sie dem Ganzen solche Bedeutung bei, Mr. Thayer? Was ist schon dabei, wenn Mr. McGraw mit Ihrer Visitenkarte herumgespielt hat? Aber er hat niemals versucht, Ihren Namen in seine schmutzigen Geschäfte hineinzuziehen - falls er mit schmutzigen Geschäften zu tun haben sollte.
    Regen Sie sich deshalb so auf, weil Sie selbst Dreck am Stecken haben? Oder wollen Sie sich nur beweisen, dass Sie überall der Obermacker sind?«
    »Überlegen Sie sich, was Sie sagen, junge Frau. Ich kenne eine Menge einflussreicher Leute in unserer Stadt, und die könnten ...«

    »Das ist genau das, worauf ich hinauswollte«, unterbrach ich ihn. »Ihre einflussreichen Freunde könnten veranlassen, dass mir meine Lizenz entzogen wird. Zweifellos. Aber warum wäre das gerade für Sie von Bedeutung?«
    Er schwieg einige Augenblicke. Schließlich sagte er: »Geben Sie nur Acht, wenn Sie sich mit McGraw auf etwas einlassen. Gerichtlich mag er nicht zu belangen sein, aber er hat bei einer Menge

Weitere Kostenlose Bücher