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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Wissen.«
    »Was hatte Peters Vater mit der Sache zu tun?«
    Bei dieser Frage machte sie große Augen. »Peters Vater? Überhaupt nichts!«
    »Unmöglich. Er wurde kürzlich ermordet — am Montag.«
    Ihr Kopf schwankte hin und her, und sie sah ganz krank aus. »Tut mir Leid«, sagte ich bedauernd, »es war gedankenlos von mir, Ihnen das so knallhart ins Gesicht zu sagen.« Ich legte ihr den Arm um die Schultern. Meine Zunge hielt ich im Zaum. Aber ich hätte wetten können, dass Thayer sowohl Masters als auch McGraw beim Einlösen der Schecks behilflich gewesen war. Möglicherweise waren noch weitere Gewerkschaftsfunktionäre in die Sache verwickelt, doch mit dem gesamten Vorstand würden sie sich eine solche Pfründe kaum geteilt haben. Außerdem wäre es bald ein offenes Geheimnis gewesen, wenn zu viele Leute davon wussten. Masters und McGraw, vielleicht noch ein Arzt, der die Gutachten für die Akten erstellte. Thayer eröffnet für sie ein Konto. Er weiß nicht, worum es geht, und er stellt keine Fragen. Vielleicht lassen sie ihm alljährlich ein Geschenk zukommen. Und als er damit droht, Ermittlungen über den Tod seines Sohnes anzustellen, schlagen sie zu: Er war an der Sache beteiligt und kann dafür strafrechtlich belangt werden. Erschien mir plausibel. Ich war neugierig, ob Paul und Jill in Thayers Arbeitszimmer etwas finden würden. Falls Lucy sie ins Haus ließ. Im Augenblick musste ich mich erst einmal um Anita kümmern.
    Wir blieben eine Weile ruhig sitzen. Anita hing ihren eigenen Gedanken nach. Vermutlich beschäftigte sie sich mit unserem Gespräch. Unvermittelt sagte sie: »Es wird leichter, wenn man mit jemandem darüber reden kann. Die Dinge sind dann nicht mehr ganz so grauenvoll.«
    Ich brummte bestätigend. Sie besah sich ihre absurde Uniform. »Ich in dieser Verkleidung! Wenn mich Peter so sehen könnte, würde er ...« Sie unterbrach sich und schluchzte auf, »Ich möchte gern hier weg und das Jody-Hill-Spiel beenden, Glauben Sie, ich kann wieder nach Chicago zurück?«
    Ich überlegte. »Wo wollen Sie dort wohnen?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Das wird sicher ein Problem. Ich kann Ruth und Mary nicht noch einmal mit hineinziehen.«
    »Stimmt. Nicht nur wegen Ruth und Mary, sondern auch weil mir gestern Abend jemand gefolgt ist, als ich aus der UFG-Versammlung kam. Es ist also damit zu rechnen, dass Earl einige der Mitglieder eine Zeit lang beobachten lässt. Und es ist Ihnen bestimmt klar, dass Sie nicht nach Hause können, bis die ganze Sache ausgestanden ist.«
    »Sicher. Nur - es ist so schwierig ... Einerseits war es wohl ganz geschickt, hierher zu kommen, andererseits sitze ich hier wie auf Kohlen und kann mich mit niemandem aussprechen, ständig ziehen sie mich wegen irgendwelcher junger Männer auf, wegen des netten Doktors Dan zum Beispiel, den ich heu- :e Früh mit Kaffee begossen habe, und ich kann keinem von Peter erzählen. Sie denken alle, ich bin mufflig.«
    »Ich kann Sie schon nach Chicago zurückbringen«, sagte ich langsam, »aber Sie müssten für ein paar Tage untertauchen - bis ich den Fall bereinigt habe ... Wir könnten mit dem Versicherungsschwindel an die Öffentlichkeit gehen, doch damit brächten wir Ihren Vater in Schwierigkeiten, und Masters würden wir vielleicht doch nicht erwischen. Und ich möchte ihn so festnageln, dass er sich nicht mehr herauswinden kann, bevor ich alle Einzelheiten ans Tageslicht fördere. Können Sie mir folgen?« Sie nickte. »Gut. Dann will ich versuchen, Sie in Chicago in einem Hotel unterzubringen. Ich glaube, ich kann es so arrangieren, dass niemand davon Wind bekommt. Sie dürften Ihr Zimmer nicht verlassen. Irgendeine Vertrauensperson würde jedoch ab und zu vorbeikommen, mit der Sie reden könnten, damit Sie nicht völlig verrückt werden. Was halten Sie davon?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich habe wahrscheinlich gar keine andere Wahl. Wenigstens wäre ich dann wieder in Chicago, in meiner vertrauten Umgebung ... Danke«, fügte sie etwas verspätet hinzu. »Ich möchte nicht, dass es sich so anhört, als würde mir das nicht passen - ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie alles für mich tun.«
    »Machen Sie sich jetzt bloß keine Gedanken über gute oder schlechte Manieren. Ich tue das ja nicht, weil Sie sich bei mir bedanken sollen.«
    Wir schlenderten langsam zum Datsun zurück. Winzige Insekten summten und hüpften im Gras, die Vögel zwitscherten munter durcheinander. Eine Frau mit zwei Kindern war in den Park

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