Schadensersatz
kostspielig, um einen Verfolger loszuwerden; hat aber funktioniert. Morgen fährt Jill mit mir nach Winnetka, um die Papiere ihres Vaters durchzusehen. Vielleicht sollte sie gleich dort bleiben.«
»Wir werden's überschlafen«, meinte Lotty. »Paul ist ganz begeistert von seinem Leibwächterdienst. Gegen Typen mit Maschinenpistolen könnte er allerdings recht wenig ausrichten. Und außerdem ist er mitten im Studium und sollte nicht allzu viele Vorlesungen versäumen.«
Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Jill hatte sich auf der Schlafcouch zusammengerollt und sah sich von dort den Film an. Paul lag bäuchlings auf dem Fußboden und blickte alle paar Minuten zu ihr hinauf. Offenbar war sich Jill des Eindrucks, den sie auf ihn machte, nicht bewusst - es war wohl ihre erste Eroberung doch sie strahlte vor Zufriedenheit.
Ich zog mich ins Gästezimmer zurück, um einige Telefongespräche zu führen. Larry Anderson sagte, sie seien mit meiner Wohnung fertig. »Ich habe nicht angenommen, dass du noch Wert auf deine Couch legst; einer der Männer hat sie mitgenommen. Und was die Tür betrifft - ich habe da einen Freund, der macht Schreinerarbeiten. Er hat eine herrliche Eichentür an der Hand, stammt aus irgendeinem Herrschaftshaus. Er könnte sie für dich herrichten und ein paar Sicherheitsriegel anbringen, wenn du das möchtest.«
»Larry, du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin«, sagte ich gerührt. »Das ist eine prima Idee. Wie hast du die Wohnung heute gesichert?«
»Ach, wir haben sie zugenagelt«, erklärte er in munterem Ton. Larry und ich hatten vor Jahren gemeinsam die Schule besucht, aber er war früher und konsequenter ausgestiegen als ich. Wir plauderten noch ein Weilchen, bevor ich das Gespräch beendete und Ralph anrief.
»Ich bin's, Sherlock Holmes«, meldete ich mich. »Wie ist's mit deinen Schadensforderungen gelaufen?«
»Oh, ganz ordentlich. Der Sommer ist eine unfallträchtige Zeit, bei diesen Menschenmassen, die ständig unterwegs sind. Sie sollten lieber zu Hause bleiben, aber dann würden sie sich mit ihren Rasenmähern die Beine absäbeln oder ähnliche Scherze, und wir müssten trotzdem zahlen.«
»Konntest du die Zahlungsanweisung ohne Schwierigkeiten wieder unterbringen?«
»Nein, bis jetzt noch nicht. Ich habe die Akte nicht gefunden. Allerdings habe ich mir das Konto des Mannes angesehen: Er muss ja einen ganz üblen Unfall gehabt haben, schon seit vier Jahren kriegt er nämlich jede Woche einen Scheck von uns.« Er lachte leise. »Ich wollte mir heute Yardleys Gesicht betrachten, um festzustellen, ob er aussah wie ein Doppelmörder, aber er hat für den Rest der Woche Urlaub genommen - offenbar hat ihn Thayers Tod so schwer getroffen.«
»Tatsächlich!« Ich wollte mir nicht die Mühe machen, ihm mitzuteilen, dass ich auf eine Verbindung zwischen Masters und McGraw gestoßen war, denn ich hatte es satt, ständig mit ihm darüber zu streiten, ob das nun ein »Fall« war oder nicht.
»Essen wir morgen Abend zusammen?«, fragte er.
»Sagen wir Donnerstag«, schlug ich vor. »Ich weiß nicht, wie lange ich morgen zu tun habe.«
Sobald ich den Hörer aufgelegt hatte, klingelte das Telefon erneut. »Bei Dr. Herschel«, meldete ich mich. Mein Lieblingsreporter, Murray Ryerson, war am Apparat.
»Mir ist gerade zu Ohren gekommen, dass Tony Bronsky John Thayers Mörder sein könnte«, begann er.
»Wahrhaftig? Wirst du das in die Zeitung bringen?«
»Ich glaube, wir werden uns in düsteren Andeutungen darüber ergehen, dass professionelle Gangster ihre Hand im Spiel haben. Es ist nur Flüsterpropaganda, nicht beweisbar, er ist nicht am Tatort gefasst worden. Und unsere Rechtsexperten haben verlauten lassen, dass wir strafrechtlich belangt werden können, wenn wir seinen Namen erwähnen.«
»Vielen Dank für die Information«, sagte ich höflich.
»Ich habe dich nicht aus Barmherzigkeit angerufen«, entgegnete Murray. »Aber in meiner schwerfälligen schwedischen Art fiel mir plötzlich ein, dass Bronsky für Smeissen arbeitet. Gestern hatten wir beide festgestellt, dass sein Name hier und da in der Affäre auftaucht. Was hat er mit der Sache zu tun, Vic? Welchen Grund hätte er, einen angesehenen Bankier samt Sohn umzubringen?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Murray«, erwiderte ich und legte auf.
Im Wohnzimmer sah ich mir gemeinsam mit Lotty, Jill und Paul den Rest des Films Die Kanonen von Navarone an. Ich war nervös und gereizt. Lotty hatte keinen Scotch im Hause.
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