Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
gelegentlich einen Gamsbart implantieren lassen.
    – Nur dass du weißt, wie es läuft. Du sagst ein paar nette Worte zum Verein und so …
    Er ging zur Tür zurück und schrie nach draußen.
    – Wo ist denn der Maillinger?
    Die Auskunft fiel offenbar unbefriedigend aus, jedenfalls schmetterte er die Tür zu.
    – Gerade war er noch da. Hast du den gesehen?
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Herrgott, wo sind denn die Unterlagen wieder? Er sollte dir doch was zusammenstellen.
    Susi streckte ihren Kopf zur Tür herein.
    – Drüben ist wieder was an der Lautsprecheranlage kaputt. Er muss noch mal kurz weg, hat der Maillinger gesagt.
    – In die haben wir doch erst neulich einen Haufen Geld hineinrepariert, maulte Berni.
    Susi zuckte die Achseln und verschwand wieder.
    – Um jeden Schmarren musst du dich hier selber kümmern.
    Cholerisch gab Berni dem Schreibtischstuhl einen Tritt. Dann durchwühlte er die Ablage und die Schubladen. Endlich wurde er in einer ledernen Aktentasche fündig.
    – Da ist es ja.
    Er warf mir einen Schnellhefter mit ein paar Blättern hin.
    – Da steht alles drauf. Fürs goldene Buch, weißt schon? Brauchst nur ablesen. Und nachher gibst jedem noch ein Geschenk, so ein Nikolauspackerl. Alles klar, oder?
    Weg war er. Ich schaute mir die Blätter an. Der Honigseim einer Imagebroschüre würde mir nicht über die Lippen kommen. Und die hingekrakelte Zusammenstellung, wie viel der Verein eingenommen und wie klug er das angelegt hatte, interessierte auch keinen bedürftigen Hendlesser. Trotzdem legte ich alles in mein goldenes Buch.

6
    Eigentlich hätte ja Oberbürgermeister Ude den Redepart übernehmen sollen, aber wahrscheinlich machte der lieber den Nikolaus für seine Kinder und Enkelkinder. Dafür habe, so Berni, das Büro des OB für die traditionelle Veranstaltung an Heiligabend fest zugesagt. Auch hier waren bedürftige Münchner zum Essen eingeladen. Im Anschluss daran fand eine Bescherung statt.
    Nebenan füllte sich der Saal hörbar rasch. Ich notierte mir noch ein paar Formulierungen und versuchte mich ansonsten in der aufkommenden Hektik auf meinen Auftritt zu konzentrieren. Ein hagerer kleiner Mann im grauen Trachtenanzug und mit grünem Binder um den Hals stürmte herein.
    – Tut mir leid. Aber heute geht wieder alles schief.
    Erstaunt sah ich ihn an.
    – Maillinger, sagte er und reichte mir die Hand.
    Maillinger hatte hektische rote Flecken im Gesicht. Das Schwarz seines Haarkranzes und seines Oberlippenbärtchens war aus der Tüte und von einer so wuchtigen transsilvanischen Intensität, die aus jeder Möwe einen Raben gemacht hätte.
    – Ich habe gehört, Sie haben schon alles, was Sie brauchen?
    Ich nickte, und da er keine Anstalten machte, mich alleine zu lassen, fügte ich noch Bernis Losung an.
    – Alles klar!
    – Super.
    Er klemmte sich die lederne Aktentasche unter den Arm und zog erleichtert ab.
    Bis dahin war meine Bekanntschaft mit Maillinger dereher gleichgültigen Art, aber das sollte sich gründlich ändern. Von draußen hörte ich bald darauf ein Schimpfen und Schreien. Dann betrat Maillinger nochmals den Raum. Er blieb mit ausgestreckten Armen in der Türfüllung stehen, als wollte er meine Flucht verhindern.
    – Was gibt es, fragte ich.
    – Sie haben in meinen Papieren gewühlt, stellte er fest.
    Sein Blick flackerte hysterisch, sein Ton war unverschämt. Ich blieb dennoch friedlich.
    – Nur der Chef, antwortete ich.
    Er deutete mit dem Kopf auf den Schreibtisch.
    – Aber warum ist dann hier alles durcheinandergeworfen?
    Ich bremste meinen aufkommenden Ärger herunter und zuckte nur die Achseln. Das brachte ihn erst recht auf die Palme. Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
    – Du bist doch einer aus dem Löbe-Heim?
    Auf diese Frage wollte ich um Vierthalers willen nicht antworten.
    – Da wärst du nicht der Erste, der klaut.
    Jetzt wurde es mir doch zu bunt. Ich packte ihn an seinem jägergrünen Binder und schleppte ihn zum Telefon.
    – Vorschlag, Freund: Dann rufst du doch einfach die Polizei an, dass sie den Fall klärt.
    Unschlüssig stand er da.
    – Ich will nur deine Taschen sehen.
    Ich gab ihm einen Stoß vor die Brust.
    – Du nicht! Entweder du rufst jetzt die Polizei oder verschwindest augenblicklich.
    Er atmete schwer, konnte sich aber nicht zu dem Telefonat durchringen.
    – Was bildet ihr euch eigentlich ein? Mein Hendl und meinBier kann ich mir auch selber zahlen, für eure Almosen muss ich hier nicht als Nikolaus und Grußaugust

Weitere Kostenlose Bücher