Schandweib
hat?«
»Ich habe niemals zusammen mit Johann Jähner irgendjemandes Kopf in ein Fass mit Alkohol getaucht. Das ist alles erstunken und erlogen! Ich habe bereits alle Beschuldigungen, die ich gegen Dritte in dieser Sache aussprach, widerrufen, nie habe ich «
Die kräftigen Schläge von Prätor Wilkens kleinem Hammer auf dem Holztisch unterbrachen abrupt Bunks Verteidigung. »Genug der Gaukelei. Meister Ismael, wie lange werdet Ihr brauchen, die Vorbereitungen für die peinliche Befragung zu treffen und Eure Knechte nach den Schöffen und dem Physikus zu schicken?«
»In einer Stunde sollte alles bereit sein, Prätor Wilken.«
»Gut. Stellt Euch darauf ein, dass wir heute keine Territion , sondern eine wahrhaft peinliche Befragung der Inquisitin Ilsabe Bunk durchführen werden.«
Wilken klopfte erneut auf den Tisch und erklärte die Befragung für unterbrochen. Jürgen, der Meisterknecht, sprang sogleich herbei, packte Bunk fest am Oberarm und führte sie zurück in ihr Verlies.
»Schon als ich die vorhin ankommen sah, hab ich geahnt, dass wir heute Ernst machen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Bunk zurück.
»Keine Territion wie die letzten beiden Male.«
»Was heißt das?«
»Diesmal machen wir dir nicht nur ein bisschen Angst mit den Instrumenten, sondern wir bereiten dir echten Schmerz.«
Über Jürgens Gesicht huschte wieder ein Schatten von Mitleid. Bunks Magen zog sich zusammen. Sie hatte sich vorhin nicht geirrt.
48
D ie Folterkammer war mit großen Fackeln, die in Eisenhaltern an den Wänden hingen, hell ausgeleuchtet. Neben Prätor Wilken und dem schwammigen Prokurator saßen noch drei weitere Männer, ihrer Kleidung nach zwei Schöffen sowie Dr. Biester, der Physikus. Dr. Meyer, der Aktuar, hatte sich etwas abseits direkt unter eine Fackel gesetzt und sortierte bereits seine Schreibutensilien.
Jürgen schob Bunk in die Mitte des Raumes und blieb hinter ihr stehen.
Asthusen trat ein und wandte sich an Wilken. »Mein Knecht berichtet mir, dass Prätor Garsmann sich wegen dringlichster Geschäfte entschuldigen lässt und ganz auf Euch vertraut bei der Durchführung der peinlichen Befragung.«
Wilken nickte kurz und gab dem Aktuar ein Zeichen, eine Notiz zu machen. Dann räusperte er sich und begann die Befragung.
»Die Inquisitin Ilsabe Bunk möge nach Wissen und Gewissen die reine Wahrheit auf meine Fragen antworten. Wie lange hat Maria Rieken mit ihr in der Bude am Neuen Markt gehaust? Hat die Inquisitin die Kammertür verschlossen, als sie am Abend des 25. Januar losging, um den Arzneienkrämer Johann FriedrichJähner zu holen, sodass niemand die Bude verlassen konnte? Hat die Inquisitin dem Arzneienkrämer Johann Friedrich Jähner tatkräftig mit beiden Händen geholfen, den abgeschnittenen Kopf der Maria Rieken in ein Fass mit alkoholischer Lösung zu tauchen und dieses mit einem festen Riemen zu verschnüren?«
Obwohl die Angst Bunk beinahe die Kehle zuschnürte, straffte sie ihren Rücken, nahm all ihre Kraft zusammen und zwang ihre Angst in kontrollierte Wut. »Weder war die Rieken je zusammen mit Cäcilie und mir auf unserer Bude am Wandrahm, noch habe ich die beiden in dieser Kammer eingeschlossen, und niemals habe ich den abgeschnittenen Kopf der Rieken in irgendein Fass getan, verehrter Prätor des Niedergerichtes.«
Bunks Stimme war laut und fest. Er sollte ihr zuhören und ihre Antwort respektieren, dieser eiskalte Patrizier. War sie auch nur die Tochter eines Verdener Dragoners, so hatte er sie dennoch wahrzunehmen. Das verlangte schließlich das Gesetz von ihm.
Wilken würdigte Bunk keines Blickes, sondern gab dem Scharfrichter ein Zeichen, mit der Folter zu beginnen.
Mit einem kräftigen Ruck riss Jürgen Bunk die Kleider vom Leib. Ein Schauder überkam sie, aber sie biss die Zähne zusammen. Hatten sie sie doch alle schon nackt begafft. Und auch jene, die jetzt in ihren prunkvollen Kleidern auf ihren Stühlen entlang der Wand saßen, waren darunter genauso nackt und armselig, wie Gott sie geschaffen hatte. Davon wollte sie sich nicht schrecken lassen. Der Henkersknecht schob seine kräftigen Arme unter ihren Achseln um ihre Brust herum und packte sie fest. Dabei quetschte er ein Stück ihrer linken Brust zwischen seinen Unterarmen ein. Der zweite Henkersknecht, ebenfalls ein kräftiger Kerl, aber nicht ganz so gewaltig wie Jürgen, trat von der linken Seite an sie heran und zog ihre zusammengebundenen Hände nach vorn.
Asthusen kam von der anderen Seite auf sie zu
Weitere Kostenlose Bücher