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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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weiter.«
    Wrangel schämte sich einzugestehen, dass er vor lauter Liebesgier nach der kleinen Magd die Briefe verdrängt hatte und sichlieber einem ausgiebigen Bad und den nächtlichen Liebesspielen hingegeben hatte, als an seinen Fall zu denken. »Ich wollte die Briefe zuerst Bunk geben und sie entscheiden lassen, was mit ihnen geschehen soll«, log er.
    »Wie leichtsinnig! Die Frau will sich nicht helfen lassen, so müsst Ihr damit rechnen, dass sie die Briefe, sobald sie sie bekommt, vernichtet. Das könnt Ihr aber nicht zulassen, ohne vorher ihren Inhalt zu kennen. Habt Ihr die Briefe bei Euch?«
    »Ja.«
    »Dann lest sie jetzt. Und wenn ich Euch helfen kann, sie zu deuten, so will ich es gern versuchen.«
    Wrangel schaute in Ruths graue Augen und spürte, wie ein warmer Schauder über seinen Rücken lief. Aber er fühlte sich ganz anders an als jene, die ihm die kleine Magd versetzt hatte. Sogleich schämte er sich, in seinen Gedanken Ruth mit diesem Mädchen zu vergleichen. Nicht aber der Magd wegen, sondern weil er an ihrer statt Ruth an sich geschmiegt sah.
    Umständlich öffnete er seinen Lederbeutel und holte den Stapel Briefe heraus. Er öffnete den ersten, der an Cäcilie gerichtet war, und begann zu lesen.
    7 . November, Anno 1700
    Herzliebe Frau,
    ich habe vernommen, dass Du noch bei guter Gesundheit bist. Es ist mir lieb, dies zu hören. Auch ich danke dem lieben Gott für gute Gesundheit und lasse Dich hiermit wissen, dass ich in Sicherheit bin. Ich habe eine neue Arbeit gefunden als Koch für einen Major unter den Lüneburgischen und werde kaum noch in Hamburg sein. Ihr habt große Schuld an all dem, was uns passiert ist. Darum habe ich aus unserem Vorrat Kleider, einen Sack Mehl und die Bratpfanne mitgenommen. Den Restmagst Du verkaufen, wo und wie Du willst. Ich verlange auch nicht, dass Ihr mir noch mal unter die Augen kommt. Auch ich will nicht wieder zu Dir kommen. So befehle ich Dich in den Schutz des Allerhöchsten.
    Hinrich Bunk
    »Das hört sich nach Streit und Trennung an«, kommentierte Ruth den fragenden Blick, den Wrangel ihr nach der Lektüre zuwarf. »Lest weiter, was im nächsten steht.«
    11 . November, Anno 1700
    Cäcilie,
    ich hoffe, dass Ihr Euch noch gesund und wohl befindet, weil Ihr dann wohl auch wisst, wie es um unser beider Sache steht. Große Treulosigkeit habt Ihr an mir verübt und habt Euch mit meiner Person nicht begnügen wollen. Darum bitte ich zu Gott, dass er Euch bekehren und Euch Eure Sünden vergeben wolle. Ich bitte Euch, dass Ihr nicht wieder an meine Seite kommen wollt, damit ich selbst in Ruhe und Frieden mich ehrlich ernähren kann. Gott bekehre Euch und lass Euch nicht in Euren Sünden sterben. Ich will geduldig und unaufhörlich für Euch beten und verbleibe nach freundlicher Begrüßung und göttlicher Gnaden Befehlung
    Euer geneigter Freund Hinrich Bunk
    PS : Ich bitte noch mal, gebt mir doch, wenn Ihr dieses lest, Bescheid, damit ich weiß, was ich tun und lassen soll.
    »Was ist das für ein lächerlich gedrechselter Stil für diese Frau?«, fragte Ruth verwundert.
    »Sicherlich hat sie kein Wort selbst erfunden, sondern einen Schreiber dafür bezahlt. Auch die Schrift ist ganz anders als im ersten Brief.«
    »Gut, lest bitte weiter.«
    4 . Dezember, Anno 1700
    Jesus zum Gruß, herzliebe Frau,
    ich kann nicht umhin, Dir mit diesem kleinen Schreiben meinen betrübten Zustand mitzuteilen, um den Du ohne Zweifel wissen wirst, da ich in Deiner Abwesenheit leben muss. Wir hätten dies wohl ändern können, aber jetzt müssen wir beide ohne einander leben. Wärest Du bei mir geblieben, so wäre alles gut geworden und wir wären gemeinsam fortgegangen, um woanders ein neues Leben aufzubauen. Jetzt aber muss ich fort aus Hamburg und werde Dich wohl lange Zeit nicht sehen können, selbst wenn wir es jetzt doch wieder wollten. Darum bitte ich Dich, mich aufzusuchen, bevor ich gehen muss. Ich habe extra darum gebeten, noch ein bisschen hierzubleiben, um Dich zu sprechen. Sollte dies aber nicht geschehen, so bitte ich Gott, Dir keine Ruhe zu lassen Tag und Nacht, wenn ich sterben sollte.
    Herzliebe Frau, ich kann Dir nicht alles schreiben, so wie ich es möchte, darum bitt ich Dich, dass Du mich bald in Hamburg aufsuchst, damit wir reden können.
    Ich wünsche Dir alles Gute an Seele und Leib, was Dir nützt und hilft, und
    verbleibe Dein geliebter Mann.
    Meinen Namen will ich Dir jetzt nicht drunterschreiben, denn ich weiß nicht, woran ich bin.
    PS : Meine

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