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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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ein kräftiger Kerl, aber nicht ganz so gewaltig wie Jürgen, trat von der linken Seite an sie heran und zog ihre zusammengebundenen Hände nach vorn.
    Asthusen kam von der anderen Seite auf sie zu und zeigte ihr den Daumenstock. »Du erinnerst dich sicherlich noch an die letzte Demonstration dieses Geräts. Diesmal werde ich keine Nuss, sondern deine beiden Daumen zwischen die Eisenplatten legen.«
    Er öffnete das schwere, aber gut geölte Eisengewinde. Drei Reihen spitzer Eisenknöpfe, die auf beiden Seiten wie Zähne übereinanderlagen, wurden sichtbar. Dann packte Asthusen Bunks Hände, spreizte die Daumen ab und fixierte sie mit geübtem Griff auf der unteren Eisenplatte. Der Henkersknecht zu ihrer Linken hielt mit einer Hand ihre Arme fest, mit der anderen das Ende des Daumenstockes.
    »Möchtest du aussagen?«, fragte Asthusen noch einmal.
    »Ich habe bereits laut und deutlich ausgesagt.«
    Asthusen nickte und zog den Schraubschlüssel an, der die beiden Platten zusammendrückte. Bunk spürte einen ziehenden Schmerz auf den Nagelbetten, in die sich die angespitzten Eisenknöpfe bohrten. Sie atmete tief und kräftig aus, schwieg aber. Asthusen drehte den Schraubschlüssel um das Gewinde. Der Schmerz wurde beißend heiß und trieb Bunk Tränen in die Augen. Sie musste standhalten, es ging um ihr Leben! Nur ihr Widerruf konnte sie vor dem sicheren Tod retten. Das hatte ihr Advocatus Wrangel mehrfach deutlich gemacht. Entschlossen atmete sie noch lauter und biss sich auf die Lippen. Als der Schraubschlüssel erneut um das Gewinde kreiste, schmeckte sie Blut auf ihrer Zunge. Sie hatte sich die Lippe blutig gebissen.
    Asthusen schaute sie an, aber Bunk starrte verbissen hinüber zu Prätor Wilken, der sich gleichgültig auf seinem Stuhl zurechtsetzte. Asthusen drehte den Schraubschlüssel ein weiteres Mal herum. Bunk fühlte, wie Metall sich in ihr Fleisch bohrte. Die Tränen rannen ihr über das Gesicht, und Schleim verstopfteihre Nase. Sie japste nach Luft, aber ihre Stimmbänder gehorchten nicht mehr ihrem Willen, und ein Schrei entfuhr ihrer Kehle.
    »Sei nicht närrisch, Weib, und mach eine Aussage. Bei der nächsten Drehung greifen bereits die Eisenknöpfe ineinander.«
    Bunk schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst. Asthusen drehte den Schraubschlüssel erneut. Das Blut pochte wie wild in Bunks Schläfen, als wären auch sie in einen Schraubstock eingeklemmt. Die Daumen spürte sie nicht mehr. Vielmehr schienen ihre Arme zu brennen und die Fesseln um ihre Handgelenke ins Fleisch zu schneiden. Wütend suchte ihr Blick Wilken.
    Der musterte sie inzwischen mit kalter Gleichgültigkeit und schüttelte langsam den Kopf. »Will Sie nun endlich eine Aussage machen, in der Sie bekennt, dass Maria Rieken bei Ihr auf Ihrer Bude am Wandrahm war?«
    »Ich habe bereits ausgesagt«, stieß Bunk leise keuchend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und ich bleibe dabei.«
    Der Prätor gab dem Scharfrichter ein Zeichen. Plötzlich spürte Bunk, wie der Druck auf ihre Daumen nachließ und das Blut in ihnen pochte. Jürgen lockerte den Griff um ihre Brust und hielt sie nur noch an den Schultern. Erschöpft ließ sie die Arme sinken und schwankte unsicher und vom Schmerz geschüttelt hin und her. Jürgen führte Bunk zu einem Lehnstuhl und drückte sie nieder. Der zweite Henkersknecht brachte einen Hocker, auf den er ihren rechten Fuß legte.
    Asthusen kam mit einer schweren eisernen Beinschraube auf sie zu. »Dies ist ein spanischer Stiefel. Er wird dir um den Unterschenkel gelegt werden. Du siehst hier, bis auf welches Maß er sich zusammenschrauben lässt, und du siehst deine kräftigenWaden. Es wird eng für sie werden. Möchtest du nicht doch lieber eine Aussage machen, Weib?«
    Tränen rannen Bunk über ihr Gesicht und vermischten sich mit dem Blut, das ihre Lippen herablief. Aber sie schüttelte verbissen den Kopf. Der Prätor hatte ihre Aussage zu respektieren. Wenn er ihr auch jeden Knochen quetschen ließ, so würde sie ihm dennoch nicht nach dem Munde reden und so ihre Ehre und vielleicht auch die letzte Hoffnung auf eine Versöhnung mit Cäcilie opfern. Denn auch sie käme schließlich mit dem Leben davon, hielt Bunk nur stand und blieb bei ihrem Widerruf.
    Asthusen legte ruhig und sicher die schwere eiserne Schelle um ihren nackten Unterschenkel. Die Innenseite des kalten Eisens war mit scharfkantigen Rillen versehen, die sich sofort in die Haut gruben. Das obere Eisen, das sich über das

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