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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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sie mit dem Nötigen.«
    Dann wandte er sich mit gesenkter Stimme an den Aktuar. »Den letzten Teil mit dem Teufel, den streicht aus dem Protokoll.«
50
    B unk lag in klamme Decken gehüllt auf ihrem Strohsack im Verlies. Asthusen hatte seine Knechte angewiesen, ihn noch einmal ordentlich aufzufüllen, sodass sie warm und weich genug lag. Er selbst hatte ihre Wunden behandelt. Ihre Daumennägelund das Fleisch darum herum waren schwarz. Sie würden bald abfallen. Aber mit etwas Glück wüchsen ihr neue, meinte der Henker. Ihr Bein hatte er mit einem dicken Kräuterbrei bestrichen und in Tücher gewickelt. Er hatte ihr einen Kräutersud gegen das Fieber eingeflößt und auch eine fette Suppe mit etwas Fleisch. Danach war sie erschöpft eingeschlafen.
    Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht. Aber es fiel noch Licht durch den kleinen Schacht. Das Blut pochte in ihren Daumen, und das Bein brannte. Nur das Rauschen im Kopf hatte etwas nachgelassen.
    Plötzlich hörte sie einen gellenden Schmerzensschrei, der in ein langgezogenes Wimmern überging. Ihr Magen krampfte sich reflexartig zusammen. Nein, sie war raus aus der Folterkammer. Es musste Jähner sein, der da schrie. Es geschah ihm recht für all die Schmerzen und Lügen, die er ihr zugefügt hatte. Ein grimmiger Schauder überkam ihren Körper. Keiner sollte sie ungestraft erniedrigen und entehren. Selbst hier nicht, an diesem Ort des Grauens. Cäcilie hatte sie es heimgezahlt. Sogar dieser Prätor hatte schließlich im angemessenen Ton mit ihr gesprochen und seinen Blick auf sie gerichtet.
    Dieser Blick … Wo hatte sie ihn schon mal gesehen?

Dienstag, 7. Dezember 1701
51
    W rangel fühlte sich gut. Diesen Morgen war er zum ersten Mal ohne Schmerzen aufgewacht und den dritten Tag in Folge fieberfrei. Tatsächlich hatten ihm seine Verletzungen weitaus stärker zugesetzt, als er es wahrhaben wollte. Auch war es nahezu fahrlässig gegen seine Gesundheit gewesen, kaum dass er wieder allein auf zwei Beinen stehen konnte, zu Gericht zu eilen und anschließend den ganzen Tag durch die Stadt zu ziehen. Claussen hatte recht gehabt: Prätor Wilken hatte ihm mit seiner Zwangsbeurlaubung etwas Gutes getan.
    Die letzten zwölf Tage hatte Wrangel fast ausschließlich im Bett verbracht, die meisten davon leicht fiebernd. Jetzt aber ging es seinen Rippen deutlich besser, die Schulter war abgeschwollen und das Gesicht zeigte nur noch leichte Spuren des Überfalls. Auch die Wunde am Kopf war schon gut verschorft. Die letzten drei Tage hatte er genutzt, um eine umfangreiche Verteidigungsschrift für Bunk zu erstellen. Er hatte alle Fakten und Unstimmigkeiten aufgelistet sowie juristische Begründungen gegen eine Verurteilung Bunks in Hamburg wegen der Messerstecherei ausgeführt.
    Morgen früh würde er dem Prätor die Verteidigungsschrift zur Eröffnung des Gerichtstages überreichen. Aber heute wollte ernoch die Krämersfrau Jähner aufsuchen und sie um ihre Zeugenaussage bitten. Wrangel freute sich auf den Spaziergang durch die schon winterliche Stadt, als er seine Bleibe in der Rosenstraße verließ. Die Kälte war dieses Jahr früh gekommen und hatte die tiefen Spurrillen auf den Straßen vereist. Aber die Alster floss noch träge, still und schwarz der Elbe entgegen.
    Der neue Mantel wärmte hervorragend, und auch die Stiefel waren fest und warm. Der wahre Grund seiner Freude lag aber weder am Wetter oder seiner neuen Kleidung, sondern an dem kleinen Billett, das ihm ein Bote am letzten Freitag vorbeigebracht hatte. Es war von Ruth, die sich auf höfliche Weise nach seiner Gesundheit erkundigte und ihr großes Mitgefühl für seine Verletzungen zum Ausdruck brachte. Wrangel meinte, eine heimliche Zärtlichkeit in ihren freundlichen Floskeln zu spüren, als er sie wieder und wieder las. Auf jeden Fall aber spürte er deutlich zärtliche Gefühle für Ruth, die seinen gerade genesenen Körper ungewohnt verwirrten. So hatte er auch fünf Anläufe gebraucht, bis ihm sein Antwortbillett im richtigen Ton erschien.
    Auf dem Pferdemarkt bog er rechts in Richtung Herrenstall ab und folgte später Voglers Wall , der die kleine Alster hinunter bis zum Neuen Zeughausplatz führte. Dort überquerte er die Alster und folgte ihrem Lauf den Herrengraben hinunter, bis rechts der Beckergang abzweigte.
    Das Schild der Arzneienkrämerei hing wie erstarrt in seinen Angeln, und die Tür war verschlossen. Wrangel klopfte kräftig an die Tür und wartete. Alles blieb still. Er klopfte noch

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