Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
Vom Netzwerk:
Geständnisse?«
    Bunk schaute unruhig von einem zum anderen. Was ging hier vor sich? Sie hatte doch laut und deutlich bereits vor zwei Tagen alles widerrufen. Warum wollte der Prätor das nun in Zweifel ziehen? Verdammt, wo war Wrangel?
    »Wo ist mein Advocatus?«
    Wilken verzog verärgert das Gesicht und warf dem Prokurator, der neben ihm saß, einen kurzen Blick zu.
    Dieser ergriff sogleich das Wort. »Prokurator Wrangel, der dich bisher vor Gericht vertrat, ist aufgrund schwerer Verletzungen für die nächsten zwölf Tage von seinen juristischen Pflichten entbunden. Ich, Prokurator Garlinghoff, vertrete ihn solange. Nun antworte dem ehrenwerten Prätor und bedenke: Wenn du deinen Widerruf zurückziehst, geht das hier alles ganz schnell.«
    Bunk funkelte den Mann wütend an. Wie ein aufgeblähter Kürbis saß er auf seinem Stuhl und drehte seine dicklichen Daumen umeinander. Sein Milchgesicht verriet keinerlei Festigkeit, und seine dünnen Lippen zuckten unruhig, während er sprach. Auf den konnte sie gut verzichten.
    »Ich bleibe bei meinem Widerruf.«
    Wilken warf Bunk einen kurzen kalten Blick zu. Sie kannte diesen Mann irgendwoher. Wo bloß hatte sie ihn vor ihrer Verhaftung schon einmal gesehen? Er sah nicht aus wie einer, der zu den Huren ging. Aber sein stechender Blick kam ihr so bekannt vor.
    »Wie Sie will. So beantworte Sie meine Fragen gemäß der Wahrheit. Wie lange hat Maria Rieken mit Ihr und der Inquisitin Cäcilie Jürgens zusammen in der gemeinsamen Bude am Neuen Markt gehaust?«
    »Maria hat dort gar nicht gehaust. Ich habe sie, als wir im Januar nach Hamburg kamen, umgehend zu Maria Jähner gebracht, wo sie dann als Hausmädchen anfing.«
    »Sie soll die Wahrheit sprechen!«
    »Das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.«
    »Dem Prätorat liegt aber eine überzeugende Aussage von Cäcilie Jürgens vor, dass Maria Rieken am Abend des 25. Januar 1701 in der Bude, die Cäcilie Jürgens gemeinsam mit der hier befragten Ilsabe Bunk bewohnt hat, geweilt habe.«
    »Die Rieken war nie in der Bude, und im Januar 1701 habe auch ich dort nicht mehr gemeinsam mit Cäcilie Jürgens gelebt, da diese schon im Herbst fortgegangen war.«
    »Sie soll die Wahrheit sprechen und nicht lügen, wie es Ihr in den Kram passt!« Wilkens Stimme donnerte durch die Herrenstube.
    Bunk wusste nicht, was sie sagen sollte, da er ihre Antworten einfach nicht gelten ließ. So schwieg sie.
    »Da Ihr die Lüge wohl die Sprache verschlagen hat, versuchenwir es zunächst mit einer anderen Frage: Als Sie am 25. Januar loslief, um den hier ebenfalls inquisierten Arzneienkrämer Johann Friedrich Jähner zu sich zum Neuen Markt zu holen, hat sie da die Kammertür verschlossen, sodass weder Maria Rieken noch Cäcilie Jürgens die Bude verlassen konnten?«
    »Ich bin an jenem Abend nicht zu Jähner gegangen. Ich war, soweit ich mich erinnere, noch nicht einmal in Hamburg, sondern auf einem Botengang unterwegs. Ich habe Cäcilie mit Maria niemals irgendwo eingeschlossen.«
    »Was redet Sie so stur dagegen an? Begreift Sie denn nicht, dass dem Prätoriat die überaus glaubwürdige Zeugenaussage über all diese Dinge von Cäcilie Jürgens vorliegt?«
    »Aber was redet die denn für dummes Zeug? Nie hat Cäcilie Maria Rieken auch nur zu Gesicht bekommen. Zumindest nicht von mir!«
    Wilken überging Bunks Antwort kommentarlos und schob ungerührt die nächste Frage nach. »Kann die Inquisitin Ilsabe Bunk bestätigen, dass Sie dem Arzneienkrämer Johann Friedrich Jähner tatkräftig mit beiden Händen half, den abgeschnittenen Kopf der Maria Rieken in ein Fass mit alkoholischer Lösung zu tauchen und dieses mit einem festen Riemen zu verschnüren?«
    Bunk stockte der Atem. Was fragte der Mann? Sie hatte doch deutlich alles widerrufen, was irgendeinen Kontakt zwischen ihr, Jähner, Cäcilie und Maria Rieken angedeutet hatte. Hilfesuchend schaute sie zu dem aufgedunsenen Prokurator Garlinghoff hinüber. Der hatte seine schmalen Lippen derart zusammengebissen, dass man kaum noch ihren Rand ausmachen konnte und sein Mund wie ein einziger Kohlenstrich aussah. Seine Augen fixierten konzentriert die dicken Finger, die gefaltet vor seiner gewölbten Brust lagen. Dieses Geschöpf würde ihr nicht helfen. Verdammt, sie brauchte ihren Advocatus. Er hatteihr doch versprochen, ihr beizustehen. Es half nichts. Bunk musste sich selbst helfen.
    »Aber ich habe doch schon am Mittwoch deutlich und vor Zeugen bei Gericht ausgesagt, dass ich nie …«
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher