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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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Für die Liebe hatte ich noch andere. Einen Müller östlich von Hamburg, der meine Zugänglichkeit regelmäßig mit einem Säckchen Mehl belohnte, einen Bauernsohn aus den Vierlanden, der wild war wie ein junger Hengst und mich nie ohne ein ordentliches Stück gut abgehangenen Specks vom Hof ließ. Am häufigsten aber traf ich einen kräftigen Soldaten aus dem Dänischen. Wir haben regelmäßig Unzucht getrieben, wenn ich an seiner Garnison an der Alster, nicht weit vom Ochsenzoll, vorbeikam. Das war in der Hochsaison jede zweite Woche. Er war zwar ein guter Kerl und ein großartiger Liebhaber, aber als Soldatenweib mit kleinen Kindern an der Schürze im dänischen Kriegstross wollte ich nicht enden. Ich habe nichts gegen Kinder, ich will sie aber nicht für mich. So kam es dann, dass ich den Jähner um Hilfe bitten musste, damit ich die Leibesfrucht wieder loswurde. Jähner besorgte mir all die Kräuter und Samen, die man braucht, dass der Leib so eine Liebesfrucht verstößt. Als Entlohnung habe ich mit ihm ebenfalls das Lager geteilt. Auch bot er mir an, dass ich bei ihm weilen durfte, bis alles vorbei war und sich die Blutung wieder gelegt hatte. Bunk hat davon nichts bemerkt. Hat sie doch keine Ahnung, was das Liebesleben einer wahren Frau ausmacht.«
    Bunks Magen krampfte sich zusammen, als hätte eine eiserne Faust sich in ihn hineingebohrt. Für einen Augenblick spürte sie weder ihr Bein noch ihre pochenden Daumen. Nur eine eisige, alles erstarren lassende Kälte packte ihren Leib, schnürte ihren Atem ab und ließ ihren Herzschlag aussetzen.
    Cäcilie hatte sie verraten. Nicht nur einmal, als Bunk sie mit diesem Soldatenkerl erwischte, sondern tausendfach in jeder Nacht, die sie nicht bei ihr war. Und selbst jetzt noch verriet sie Bunk und spottete und besudelte ihre Liebe. Ein übermächtiges Rauschen füllte Bunks Kopf und drohte ihn zu sprengen. Sie konnte ihre erstarrten Glieder nicht mehr bewegen und glaubte, im nächsten Moment wie ein gefrorener Krug zerspringen zu müssen.
    Da legte sich eine warme Hand auf ihren Arm. Es war der grobschlächtige Henkersknecht, der sie vorhin die ganze Zeit gehalten hatte.
    »Sag dem Prätor, ich will aussagen.«
    In eine schwere Decke gehüllt, saß Bunk keine halbe Stunde später erneut auf einem Stuhl in der Mitte der Folterkammer, die beiden Henkersknechte als Wachen links und rechts von ihr postiert. Dabei konnte sie vor Schmerz nicht einen einzigen Schritt allein gehen. Jürgen hatte ihr zuvor noch eine Schale heißer Fleischbrühe gebracht, sodass die starre Kälte wenigstens ein bisschen aus ihren Gliedern gewichen war.
    »Die Inquisitin Ilsabe Bunk möchte nun auf meine Fragen antworten?«, fragte Wilken betont ruhig.
    »Ja, Herr Prätor. Ich nehme meinen Widerruf zurück. Alles war genau so, wie ich es zuvor gesagt habe. Aber ich will noch hinzufügen, dass Cäcilie Jürgens sich zusammen mit Johann Jähner in allerlei Zauberei verdingt hat. Darum wollte Jähner auch einen Kopf haben, um daraus vielerlei geheimnisvolles Gebräu zu kochen. Gemeinsam mit der Jürgens hat Jähner in seiner Arzneienküche in des Teufels Namen Zaubertränke bereitet, die Cäcilie Jürgens auf ihren Wanderungen als Hökerin säumigen Zahlern heimlich verabreicht und ihnen so einigen Schaden zugefügt hat. In Kuddewörde hat sie dem Wirt Hans Wackern denBrunnen vergiftet, dass er und seine ganze Familie auf geheimnisvolle Weise erkrankt sind und er selbst bis zum heutigen Tag gelähmt blieb. Auch hat die Jürgens ein unzeitig Kind geboren, das ihr der Jähner gemacht hat, und es dann in Teufels Namen auf einem Acker vergraben, sodass dem Bauern, dem der Acker gehörte, die Ernte verdorben ist und seine Familie Hunger leiden musste. Doch weil die Jürgens auch danach noch immer so gierig der geilen Lust nachjagte, hat sie sich dem Teufel dargeboten, auf dass er sie bespringe und mit seinem riesigen eisernen Glied besame.«
    Prätor Wilken fixierte Bunk mit strengem Blick. Deren Augen glänzten fiebrig, ihr Körper zitterte.
    »Das reicht mir als glaubhafte Aussage von der Inquisitin, um ausreichende Übereinstimmung mit den anderen Aussagen zu finden. Sie macht den Anschein, als ob Sie nun Ruhe brauche, damit die peinliche Befragung, der Sie sich ausgesetzt hat, keine größeren Schäden an Ihrem Leib anrichte. Das Protokoll für die Urgicht mag Sie später unterschreiben, wenn Sie sich etwas erholt hat. Meister Ismael, man bringe die Inquisitin zurück in ihr Verlies und versorge

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