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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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unerfahrene Frau allein reisen zu lassen. Wenn es Euch nun eventuell möglich wäre«, Abelson blickte Wrangel etwas verlegen an, während dieser sein Blut in die Wangen schießen fühlte, »meine Tochter zu begleiten, da Ihr denselben Weg an diesem Tag haben werdet, so wäre mein Herz beruhigt und ich vor Dankbarkeit tief in Eurer Schuld.«
    »Verehrter Herr Abelson, es wird mir eine Ehre sein, Eurer Tochter sicheres Geleit nach Wandsbek zu geben. Allerdings hatte ich geplant, die Reise zu Fuß zu unternehmen.«
    »Ich bin Euch sehr dankbar und erleichtert. Wenn es Euch nichts ausmacht, so steht Euch selbstverständlich meine Kutsche, ein komfortabler Vierspänner, zur Verfügung. Unser Kutscher Jurek ist ein braver Bursche, der Euch wacker zur Seite stehen wird, sollte es nötig werden.«
    »Zum Wohle Eurer verehrten Tochter nehme ich Euer Angebot gern an, selbstverständlich in der Hoffnung, in keine gefahrvolle Situation mit Fräulein Ruth zu kommen.«
    »Oh, wir Juden tragen die Vorsicht wie eine zweite Haut. So ist es dann abgemacht, lieber Prokurator, und mein Kutscher wird Euch am Freitag zur Mittagsstunde abholen, damit Ihr Wandsbek deutlich vor Sonnenuntergang erreicht.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, Herr Abelson. Aber jetzt entschuldigt mich bitte, wie auch Ihr, Claussen. Die Arbeit ruft.«  
    Claussen nickte zustimmend, konnte sich aber beim Anblick des leicht erröteten Gesichtes seines Freundes ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nun würde er es zugleich mit drei Frauen zu tun haben, die ihn, jede auf ihre Art, in ihren Bann schlugen.

Donnerstag, 18. November 1701
30
    S chlag acht Uhr betrat Prätor Wilken mit den drei Prokuratoren Wrangel, Brasche und Garlinghoff sowie dem Aktuar Dr. Meyer und zwei Schöffen die Herrenstube der Frohnerei auf dem Berg. Asthusen und der Brookvogt hatten die drei Angeklagten bereits mit gebührlichem Abstand voneinander und jeweils zwei Röper zu ihrer Bewachung auf Bänke verteilt. Nun zerrten die Röper die drei in die Höhe, damit sie den Herren des Niedergerichtes ihre Ehrfurcht erwiesen.
    Wrangel musterte die Elendstroika. Neben Bunk, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Lippen biss, als der Röper ihren Oberarm packte und seine Finger sich dabei geradewegs in eine frisch verschorfte Wunde gruben, stand der Arzneienkrämer Johann Jähner. Sein blondes Haar hing strähnig herab und verdeckte die Hälfte seiner verschmutzten, in Falten gelegten Stirn. Neben Jähner stand Cäcilie Jürgens, ebenfalls von zwei bulligen Röpern bewacht.
    Die Herren des Niedergerichtes setzten sich. Links und rechts neben Wrangel hatten sich Brasche und Garlinghoff, die Prokuratoren von Jähner und Jürgens, platziert. Brasche war ein aufgeschwemmter und blässlicher junger Mann, dessen schmale Lippen kaum Konturen zeigten und der seine dicklichen Fingerunruhig über den Tisch wuseln ließ. Irritiert wandte sich Wrangel zur anderen Seite. Aber auch Garlinghoff bot keinen sonderlich erbaulichen Anblick. Er hatte ein fliehendes Kinn, eine kleine spitze Nase, eng zusammenstehende Augen und eine recht flache Stirn, die von der gewaltigen Perücke unvorteilhaft betont wurde.
    So schaute Wrangel zu Prätor Wilken. Der kalte und stechende Blick von Wilkens Augen versetzte ihm regelrecht einen klammen Schauder. Wilken taxierte fast ohne jegliches Zucken der Wimpern den Raum und die drei Angeklagten. Drei kräftige Hammerschläge unterbrachen schließlich die eisige Musterung. Prätor Wilken schaute noch einmal kurz in die Runde und hob dann mit fester Stimme zur Eröffnung des Verhöres an.
    Nach einer kurzen Einführung verkündete der Prätor, dass der Bürgermeister, der zugleich auch der erste Richter des Obergerichtes war, gestern Abend noch die Erlaubnis des Rates zur peinlichen Befragung unterzeichnet habe, somit einem ausgiebigem Verhör nichts im Wege stehe und es nunmehr an den drei Inquisiten liege, ob man zur peinlichen Befragung in den Keller gehen müsse oder bereits hier oben zu befriedigenden Aussagen käme. Wrangel schluckte bei dem Gedanken an die Folterkammer und die Tortur, die dort zu erwarten war.
    Wilken richtete inzwischen seinen Blick auf Bunk. »Die Inquisitin Ilsabe Bunk möge sich erheben, der Zusammenfassung ihrer bisher gemachten Aussagen zuhören und diese hier erneut bestätigen.«
    Dr. Meyer erhob sich und verlas mit staubtrockener Stimme das Protokoll von Bunks bisheriger Aussage. »Ilsabe Bunk bekannte, dass sie vor etwa fünf Jahren in Bremen

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