Scharfe Pranken
Er legte sie um sein Handgelenk und seufzte glücklich.
Als Blayne zu Grigori hinaufsah, versicherte dieser schnell: »Ich war das nicht. Laut seiner Mutter ist er schon so auf die Welt gekommen.«
Grigori holte eine weitere Schachtel aus der Tüte, öffnete sie und holte eine kleinere Version von Bos Uhr heraus, die er um Blaynes Handgelenk legte. »Wann immer du nicht im Haus oder bei Bo oder mir bist, trägst du die hier. Verstanden, Blayne? Wenn’s irgendein Problem gibt, drückst du auf diesen Knopf, um das Zifferblatt zu öffnen, und dann auf den darunter, um den Alarm auszulösen. Das Signal geht direkt ans Polizeirevier des Countys, und es kommt sofort jemand, um dir zu helfen. Okay?«
»Wo ist die, die Bo mir geschenkt hat?«, fragte sie.
»Die wird nicht leicht zu reparieren sein.«
»Das macht nichts. Ich möchte sie trotzdem wieder zurück.«
Bo sah sie finster an. »Damit du noch mehr Müll in deiner Wohnung ansammeln kannst?«
»Ich will sie haben!«, schrie sie, und sämtliche Bären in der näheren Umgebung machten einen Satz und starrten sie an. »Aus sentimentalen Gründen«, fügte sie leise hinzu.
»Sie ist kaputt. Welche sentimentalen Gründe könnte es … Autsch!« Er legte seine Hand auf die Stelle an seinem Arm, an der sie ihn gezwickt hatte. »Wofür war das denn?«
»Dafür, dass du mich wütend gemacht hast.« Sie deutete auf die neue Uhr. »Und wie viel genau hat die hier gekostet? Und lüg mich nicht an.«
»Ich mache von meinem Recht Gebrauch, es dir nicht zu sagen.«
»Du machst von deinem Recht Gebrauch, es mir nicht zu sagen?«
»Ja. Du willst nicht, dass ich lüge, also werde ich es dir nicht sagen.«
Sie drehte sich zu Grigori um, der sofort die Hände hob. »Ich werde mich da auf keinen Fall einmischen.«
»Hat sie mehr gekostet als die andere?«, hakte sie nach.
»Ich sage nichts.«
Sie stampfte mit dem Fuß auf. Allmählich löste Bo eine gewisse Frustration in ihr aus. »Die andere hat schon viel zu viel gekostet.«
»Sie hat uns das Leben gerettet. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich kann das nicht mit einem Preis beziffern.«
»Die kann ich nicht annehmen.« Sie versuchte, die Uhr abzulegen, aber der Verschluss ließ sich nicht öffnen. Sie sah zu Bo hinauf, aber der zuckte nur mit den Schultern.
»Kindersicherung.«
»Wie bitte?«
»Dir passen hier nur Kindergrößen, also hab ich dem Juwelier gesagt, dass er die Kindersicherung dranlassen soll. So können die Kleinen sie nicht ausziehen und verlieren, wenn sie tagsüber mit den anderen Jungen spielen.«
»Ich bin kein Kind.«
»Nein. Bist du nicht. Aber trotzdem … Ich bin froh, dass ich es habe machen lassen.«
Sie knurrte, aber Grigori legte seine Hände auf ihre Schultern. »Es ist nur zu deinem Schutz, Blayne.«
»Da könnt ihr mir auch gleich Handschellen anlegen!«, fauchte sie. »Ich fühle mich gefangen! Markiert wie ein Löwe in freier Wildbahn!«
»In diesem Sinne …« Grigori nahm die Geschenkschachteln und das Papier wieder an sich und ging zur Tür. »Bis später!« Und damit war er verschwunden.
Blayne hob ihre Arme zur Decke. »Verstehst du das denn nicht?«, flehte sie. »Ich bin eine Wolfshündin, dazu bestimmt, frei zu sein! Durch die Hügel und Straßen zu streifen, wie es mir beliebt, und nicht, von einem überteuerten Zeitmesser angekettet zu werden. Ich kann so nicht leben, in dieser … Ooh! Ohrenschützer!« Sie hüpfte zu dem Aufsteller hinüber und fand verschiedene hübsche Exemplare, die ihre Ohren definitiv warm halten würden. Ein Paar sah sogar aus wie kleine Waschbärenköpfe. Dieses probierte sie zuerst an und grinste zu Bo hinüber. »Was meinst du?«
Als er nur frustriert seufzte und sich entfernte, zuckte sie mit den Schultern und wühlte weiter in den Ohrenschützern.
Bo sah Blayne nach, die die Straße hinunterjoggte. Er hoffte wirklich, dass sie durch das Laufen ihre wilden Stimmungsschwankungen in den Griff bekam. Sicher, sie amüsierten ihn, aber er war sich nicht sicher, dass dies auch für jeden anderen Bären im Umkreis von dreihundert Kilometern galt.
Bo warf einen letzten Blick auf die Eishockey-Auslage im Schaufenster und zwang sich, sich abzuwenden. Er machte eine Pause. Urlaub. Er brauchte kein Eishockey. Er konnte auch ohne überleben. Und das würde er auch. Er ging in den Buchladen, inspizierte das Sortiment und suchte sich ein wenig Lesestoff aus. Als ihm bewusst wurde, dass dies nur fünfzehn Minuten seiner Zeit in Anspruch
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