PR TB 239 Paladin
1.
Baccara Tinn zuckte erschrocken zurück, als das Schott
lautlos zur Seite glitt. Im ersten Moment glaubte die Terranerin,
hier hätte eine Explosion stattgefunden, die unbemerkt geblieben
war. Erst als sie jegliche Hitzeentwicklung vermißte, legte
sich ihre Aufregung wieder.
“Ist da wer?" rief sie dann in die Rauchwolke hinein,
die schnell in den Korridor zog, wo sie die Klimaanlage der LEMY
DANGER absorbierte.
“Na, klar", krächzte es ihr entgegen. “Das
sieht man doch."
“Ich sehe leider gar nichts." Sie wedelte mit beiden
Händen, um sich freies Sichtfeld zu verschaffen, aber bei dem
nachquellenden Qualm nützte das nichts.
“Das Medocenter ist zwei Decks tiefer", kam es kratzend
und knirschend aus der Kabine. “Man hat mir gesagt, daß
sie dort einen guten Augenklempner haben. Es soll zwar nur ein
Roboter sein, aber er kann dir ein paar Glaskugeln einsetzen, durch
die du sogar gucken kannst. Den solltest du aufsuchen, wenn du nichts
siehst."
“So war das nicht gemeint." Baccara war verwirrt. Ihr
Auftrag als Bordmanagerin verlangte es, stets ausgeglichen und
höflich zu sein. Was sich dieser Kerl da drin erlaubte,
erreichte schon fast die Grenze des Erlaubten.
Innerlich verfluchte sie den Moment, der erst wenige Tage
zurücklag und an dem sie diese Aufgabe für die Kosmische
Hanse übernommen hatte. Das einzig Positive daran war gewesen,
daß Perry Rhodan ihr persönlich die Hand geschüttelt
hatte, bevor sie gestartet war.
“Deine Zeugnisse im psychologischen Umgang", hatte
Reginald Bull scherzend gemeint, “ich meine deine umgängliche
Psychodings macht dich zu einem wertvollen Mitglied der LEMY DANGER,
denn dort wirst du alle Typen unter einen Hut zu bringen haben."
“Unter einen Hut?" hatte sie erstaunt gefragt. “Welchen
Hut?"
“Deinen!" hatte Bull gelacht, und auch Perry Rhodan
hatte sich ein Schmunzeln nicht verkniffen. “Eine alte
terranische Redewendung, Mädchen. Sie bedeutet, daß du als
Bordmanagerin dafür zu sorgen hast, daß zwischen den
verschiedenen Spezialisten kein Krieg im Haus ausbricht. Wir haben da
so unsere Erfahrungen."
“Krieg im Haus?" Sie hatte immer deutlicher gespürt,
daß sie mit diesen antiquierten Redewendungen nichts anfangen
konnte. “Du meinst wohl Streitigkeiten innerhalb der Besatzung
der LEMY DANGER auf Grund von egozentrischer Eigenüberwertung
nach den Prinzipien der scheinbaren Kausalität der
Spezialistenpsyche."
“Häh?" hatte Reginald Bull gemacht und dann weise
genickt. “Genau das meine ich.
Du hast es nur viel besser ausgedrückt, Miß
Psychowissenschaftlerin."
Das Unwohlsein, das sie damals beschlichen hatte, griff auchjetzt
wieder nach ihr. In dieser Kabine sollte einer der Spezialisten
wohnen, die sie gestern in einer Planetenumlaufbahn von Gladors Stern
aufgenommen hatten. Sie mußte sich eingestehen, daß sie
zuvor in ihrem Leben noch nie etwas von Gladors Stern gehört
hatte. Auch die Namen und die Zahl der Planeten dieser Sonne waren
ihr unbekannt. Jackjack Vai, der Kommandant des Leichten Holks LEMY
DANGER, hatte nur einmal über Bordinterkom erwähnt, daß
Gladors Stern 10.251 Lichtjahre von Terra entfernt sei.
“Ich würde gern deinen Namen erfahren", rief sie.
“Ich deinen nicht", krächzte es zurück.
Der Kerl war nicht nur frech. Er war auch ausgesprochen
unfreundlich.
“Baccara Tinn", sagte sie laut, denn ihr fiel wieder
ein, daß es gut war, sich selbst zunächst vorzustellen.
“Falsch geraten!" Diesmal begleitete ein häßliches
Kichern die kratzenden Worte.
“Ich meine, das ist mein Name. Ich bin die Bordmanagerin.
Ich soll mich um unsere Gäste und Spezialisten kümmern."
Sie schloß den Satz mit einem tiefen Seufzer ab und hoffte,
daß das Ekel in der Kabine hinter der Qualmwolke diesen hören
würde. Vielleicht würde das ihn etwas umgänglicher
stimmen.
“Du meinst, das ist dein Name", kicherte es. “Heißt
das, das du es nicht genau weißt? Vielleicht heißt du
Zappzarapp. Oder gar Seth-Apophis?"
Baccara pustete, um eine Sichtlücke in der ständig
hervorquellenden Rauchwolke zu erzeugen. Aber auch dieser Versuch
scheiterte.
“Ich weiß, daß dies mein richtiger Name ist",
gab sie klein bei, obwohl sie innerlich kochte. “Dürfte
ich nun auch deinen erfahren?"
“Ob du es darfst, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich kenne
nicht alle Vorschriften und Gesetze der Kosmischen Hanse. Es könnte
sein, daß eine Anweisung existiert, die das Erfahren von Namen
untersagt."
“Nimm doch nicht alles
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