Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
Vom Netzwerk:
mal wieder weg, oder soll ich das hier allein reparieren?«
    Blayne runzelte die Stirn. »Er sieht so furchtbar winzig aus. Vielleicht sollten wir ihn füttern.«
    Ihn füttern? Jedes andere Raubtier hätte mit dem Gedanken gespielt, ihn zu fressen. Aber Gwen wusste es besser, als dies laut auszusprechen, denn darauf wären mit Sicherheit nur Rotz und Wasser und hysterisches Gekreische wie »Wie kannst du so was auch nur denken?« gefolgt.
    Da Gwen für diesen Mist jedoch ganz und gar nicht in Stimmung war, bemerkte sie nur: »Vielleicht ist er ja noch ein Baby oder so.«
    »Glaubst du?« Blayne beugte sich erneut in die Öffnung.
    »Blayne, bitte, sei vorsichtig. Weißt du noch, letztes Mal …?«
    »Dachs!«
    »Autsch!« Blayne funkelte die Krankenschwester böse an. Die Wölfin stand hinter ihr und bohrte die Spritze direkt neben ihrem rechten Schulterblatt in sie hinein. »Das tut weh!«, fauchte sie.
    »Dann sollten Sie vielleicht nicht mit Ratten kämpfen, Sie Genie. Sie bräuchten diese präventive Injektion überhaupt nicht, wenn Sie sich einfach von den Viechern ferngehalten hätten.«
    »Es war ein Dachs«, presste Blayne heraus und biss die Zähne fest zusammen. »Keine Ratte. Und woher hätte ich denn wissen sollen, dass in dem Loch ein Opossum und ein Dachs hocken?«
    »Das wievielte Mal war das jetzt«, die Wölfin brach die Nadel von der Spritze ab, bevor sie sie entsorgte, »dass Sie in einen Kampf mit einem Dachs geraten sind?«
    »Das ist doch nicht meine Schuld. Die Dachse sind schuld. Die haben’s auf mich abgesehen. Allesamt. Sie hassen mich.«
    Die Krankenschwester stellte sich vor sie. Blayne hasste nicht viele Leute, aber sie hasste diese Frau.
    »Die Dachse … hassen Sie?«, fragte sie in diesem herablassenden Tonfall, für den Blayne ihr am liebsten die Kehle herausgerissen hätte.
    »Ja.«
    »Aha. Jetzt verstehe ich auch, warum Sie Ihre Tollwutimpfung immer pünktlich auffrischen lassen. Sie sind eine wandelnde Katastrophe.«
    »Nennen Sie das einen guten Umgangston mit Ihren Patienten? Ich würde das nämlich eher als schlechten Umgangston bezeichnen.«
    Blayne verstand nicht, warum sie sich jedes Mal, wenn sie in der Notaufnahme dieses Krankenhauses landete, mit dieser sadistischen Schwester herumschlagen musste. Sie wusste nicht, ob die Wölfin nur Hunde oder Hybriden im Allgemeinen abgrundtief hasste, aber in letzter Zeit waren die Begegnungen mit ihr ziemlich feindselig verlaufen.
    »Was tun Sie dann immer noch in meiner Notaufnahme, Sie elende Streunerin?«, wollte die Schwester wissen. »Müssen Sie nicht irgendwo um Leckerlis betteln oder so?«
    Blayne vergaß ihre Gutmütigkeit und keifte zurück: »Sind Ihre Oberschenkel wirklich so dick, oder stopfen Sie sich die Hosenbeine aus, um von Ihrem Gesicht abzulenken?«
    Auf beiden Seiten schossen Reißzähne aus dem Zahnfleisch hervor, und die beiden Gestaltwandlerinnen knurrten einander an und schnappten in die Luft, bis eine Bärin den Raum betrat.
    »Was zur Hölle ist hier los?«
    Die Schwester wich einen Schritt zurück. »Nichts, Frau Doktor. Aber wir brauchen das Zimmer für andere Patienten, und hier weigert sich jemand standhaft zu gehen.«
    »Ich schätze, dieser jemand bist du.« Die Ärztin deutete in Richtung Flur. »Sie werden in Zimmer sechs gebraucht.«
    »Ja, Frau Doktor.«
    Die Wölfin funkelte Blayne an, und sie grinste höhnisch zurück.
    Die Ärztin sah Blayne mit erhobener Augenbraue an, als die Schwester verschwunden war. »Man kann dich keine zwei Sekunden allein lassen.«
    »Sie hat angefangen!«
    Dr.   Iona MacRyrie, Locks ältere Schwester und eine unglaubliche Bärin, schüttelte den Kopf und lachte. »Das sagst du jedes Mal.« Sie legte ihre Hände unter Blaynes Kinn und hob ihr Gesicht an. »Mal ehrlich, Blayne. Das war eine Ratte?«
    »Es war ein Dachs.«
    »Die Dachse sind also wieder zurück, verstehe. Eine Zeit lang waren es doch … was noch mal?«
    »Eichhörnchen.«
    »Ah, ja. Die Eichhörnchen hatten es auf dich abgesehen.«
    »Nur eins. Aber es war sehr geschickt … und gemein.«
    »Vielleicht – und das ist nur ein Vorschlag, Blayne – solltest du die kleinen Beutetiere in Ruhe lassen, solange du nicht vorhast, sie zu essen.«
    Iona drehte Blaynes Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite. »Ich gebe dir was, das du auf die Wunden in deinem Gesicht auftragen kannst.«
    »Okay.«
    Blayne hatte die Ärztin auf einer kleinen Dinnerparty kennengelernt, die Ionas Eltern gegeben

Weitere Kostenlose Bücher