Scharfe Pranken
Früchtchen!‹«
»Blayne!«
Sie wischte seine Bedenken mit einer Handbewegung beiseite. »Okay, mal ernsthaft. Eigentlich ist er wirklich nett.«
»Siehst du, jetzt mach ich mir erst recht Sorgen, Blayne. Der Marodeur ist nicht nett. Er ist das, was deine Mutter als gottverdammten Scheißkerl bezeichnen würde. Auf dem Eis ist er ein gottverdammter Scheißkerl und, nach allem, was ich gesehen und gehört habe, auch abseits des Eises.«
»Ich hab gehört, dass er mal einen Typen von einem Gebäude geworfen hat«, fügte Phil hinzu, völlig zusammenhanglos, soweit Blayne das beurteilen konnte.
»Wir trainieren unten im Sportzentrum«, stellte sie klar, und Jess und Gwen schnaubten laut.
»Ich habe gehört, dass er mal mit seinem Hockeyschläger auf einen Fan losgegangen ist«, warf Danny ein. »Und ich meine wirklich seinen Hockeyschläger. Hockeyschläger ist in diesem Fall kein Euphemismus für Penis.«
Yup! Sie liebte die Wildhunde!
»Würdet ihr zwei bitte die Klappe halten?«, fuhr Mitch die beiden an.
»Vorsicht mit deiner Schnauze, Katze«, warnte Sabina, »sonst reiße ich dir die Zunge raus.«
»Weißt du das denn nicht, Blaynie?« Mitch legte einen Arm um ihre Schultern. »Du bist für mich wie eine uneheliche kleine Schwester, die ich nie wollte.«
»Danke …«
»Und ich will, dass du in Sicherheit bist und dass es dir gut geht, und nicht, dass du von Sportstars sexuell missbraucht wirst.« Er zog sie so dicht zu sich heran, dass sie nicht mehr atmen konnte. »Novikov wird dir nicht helfen, Blayne. Er wird dich benutzen.«
»Aber Gwenie hat gesagt, dass ich tun soll, was immer nötig ist, wenn es ums Team geht.«
»Ich bin mir sicher, dass sie damit nicht gemeint hat, dass du …«
»Wenn der Rest von uns«, unterbrach Gwen ihn, »bis zum Äußersten gehen kann, um unser Team in die nächste Liga zu bringen, dann sehe ich keinen Grund, warum Blayne das nicht auch tun sollte.«
Jess musste ihren Stuhl ein wenig zur Seite drehen, um Mitch nicht ansehen zu müssen, der aussah, als würde sein Kopf gleich explodieren.
»Wovon zur Hölle redet ihr da?«
»Schrei nicht so«, sagte Gwen. »Kein Grund, so zu schreien. Blayne versteht eben, was sie zu tun hat. Für das Team. Richtig, Blayne?«
»Richtig!«
»Und jetzt kommt, wir müssen an die Arbeit.«
»Moment mal!«, brüllte Mitch. »Ihr könnt nicht einfach abhauen! Diese Unterhaltung ist noch nicht zu Ende!«
Ulrich Van Holtz rollte sich aus dem Bett, kratzte sich am Kopf und gähnte, während er aus seinem Schlafzimmer den Flur hinunter ins Wohnzimmer ging, wo er nach der Fernbedienung griff, die auf dem Couchtisch lag. Die Morgennachrichten und ein frischer Kaffee waren der perfekte Start in seinen Tag, um die stressige Mittagszeit im Restaurant und das Mannschaftstraining am Abend zu überstehen.
Ric wollte gerade mit einem einzigen Knopfdruck die diversen Bestandteile seiner Heimkinoanlage einschalten, machte stattdessen jedoch einen Satz und ließ dabei beinahe das schlanke Gerät aus der Hand fallen, als er hörte: »Du wolltest mich sehen?«
Ric schloss die Augen und wartete, bis sich seine Herzfrequenz wieder ein wenig beruhigt hatte. Wie alle Welpen der Familie Van Holtz war auch Ric von Geburt an darauf trainiert worden, auf drei Dinge zu achten: den Zeitpunkt, wann ein Filet Mignon perfekt medium gebraten war. Wann der richtige Augenblick war, um Aktien abzustoßen. Und wann einem zu Hause ein Raubtier auflauerte. Wie seine Restaurantkritiken und sein persönliches Aktienportfolio bewiesen, beherrschte Ric die beiden ersten Punkte. Und er hatte immer geglaubt, auch den dritten gemeistert zu haben.
Bis er Dee-Ann Smith kennengelernt hatte.
Er begegnete in seinem Leben fast täglich professionellen »Herumschleichern«, wie Blayne sie gerne nannte, aber keiner von ihnen ließ sich mit der vierunddreißigjährigen Wölfin vergleichen, die sich durch Kleinigkeiten wie Titantüren, schwer bewaffnete Wachen oder tödliche Laservorrichtungen scheinbar nicht aufhalten ließ, wenn sie es für nötig hielt, in ein Gebäude oder wo auch immer einzudringen. Und da Rics Penthouse-Wohnung im obersten Stock der Van Holtz Towers keine derartig exklusiven Sicherheitsvorkehrungen vorweisen konnte, hätte ihn ihr regelmäßiges plötzliches Erscheinen in seinem Zuhause eigentlich nicht mehr überraschen dürfen.
Ein wenig ruhiger drehte Ric sich zu Dee-Ann um. Wie die meisten Gestaltwandler schlief er nackt, aber Dee-Ann schien das nie
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