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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Welpen oft im Stich, die sich dann allein durch ein hartes Leben kämpfen mussten. Es war schon schwer genug, als Gestaltwandler in der Welt der Nicht-Wandler zu leben, aber als Hybride … Blayne konnte sich ein solches Leben überhaupt nicht vorstellen, und sie wollte es auch gar nicht. Und genau wie sie war Bo einer derjenigen, der Glück gehabt hatte, auch wenn er es vielleicht nicht wahrhaben wollte. Er mochte seine Eltern verloren haben, aber dass ein Mitglied seiner Familie bereit gewesen war, ihn aufzunehmen, war alles andere als selbstverständlich. Und die Tatsache, dass er diesen Eisbären nicht mit seiner Liebe und Bewunderung erstickte, bohrte sich tief in Blaynes Innerstes und schmerzte wie ein Stachel in ihrer empfindsamen Pfote.
    »Wie fühlt ihr euch?«, fragte die Ärztin und trat noch etwas weiter ins Zimmer, bis sie zwischen dem Bett und der Ablage stand, auf der jemand Kleidung für die beiden bereitgelegt hatte.
    »Gut«, murmelte Bo.
    »Viel besser«, antwortete Blayne.
    »Gut.« Sie klatschte in die Hände, womit sie Blayne und Bo ein wenig erschreckte. Sie stießen beide ein leises Knurren aus, aber falls Marci es bemerkte, zeigte sie es nicht. »Ich nehme an, Grigori hat euch erzählt, dass Blaynes Leute kommen, um sie abzuholen. Tatsächlich könnten sie bereits hier sein.«
    Blayne zuckte unwillkürlich zusammen. »Mein Vater?«
    »Dein Vater ist ein Van Holtz?«
    Blayne lachte nicht nur vor Erleichterung – allein bei dem Gedanken daran, irgendein Van Holtz, der »mit einem Stock im Hintern auf die Welt gekommen« war, wie ihr Vater es ausdrückte, könne sich dazu herablassen, einen Wolfshund als sein Kind anzunehmen, musste sie losprusten und fiel rückwärts aufs Bett.
    Bo warf ihr ein paar Klamotten zu, und sein Ärger war bereits wieder verflogen, als er sie anschaute. »Zieh dir was an, Kichererbse.«
    »Hey! Ich könnte eine Van …«
    »Fang gar nicht erst an«, unterbrach er sie, lächelte sie jedoch glücklicherweise an, da sie erneut in Gelächter ausbrach. »Zieh dich einfach an.«
    »Ich schätze, die Antwort auf deine Frage ist dann wohl: Nein, es ist nicht dein Vater, Blayne.«
    Blayne schlüpfte in die Thermounterwäsche, die Jogginghose und das Sweatshirt.
    »Hmmm«, sagte die Ärztin. »Das hatte ich befürchtet.« Sie bedeutete Blayne, sich aufs Bett zu stellen, und betrachtete die Jogginghose genauer. »Das ist eine Hose für Füchse, aber wie ich vermutet hatte, ist sie zu kurz für dich.«
    »Wir sind höchstens noch eine halbe Stunde hier. So lange wird sie über eine zu kurze Hose hinwegsehen können.«
    Bevor Blayne darauf hinweisen konnte, dass ihn niemand nach seiner verdammten Meinung gefragt hatte, tat die Ärztin es für sie.
    »Und wer hat dich gefragt, Bold Novikov?«, fragte Marci und schüttelte sich ihr schwarz-graues Haar aus der Stirn.
    »Bold?«, kicherte Blayne. »Haben Sie ihn gerade Bold genannt?«
    »Das ist sein Name.«
    »Alter, dein Name ist Bold? Der Wagemutige ?«
    »Erstens: Nenn mich nicht Alter. Und zweitens: Hast du ein Problem mit meinem Namen?«
    »Nicht, wenn du der Typ auf dem Cover von einem dieser alten Liebesromane meiner Mutter wärst.«
    »Tatsächlich ist Bold ein sehr alter, angesehener mongolischer Name«, mischte sich die Ärztin ein. »Er bedeutet Stahl, und es ist ja bekannt, dass stählerne Kraft für die frühen Mongolen von großer Bedeutung war.«
    »Stahl Novikov«, sagte Blayne und ignorierte, wie Bo resigniert den Kopf senkte. »Wie cool ist das denn?«
    »Erzähl jetzt bloß nicht überall rum, mein Name sei Stahl oder Bold oder sonst was.«
    »Aber …«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Nein.«
    »Lass mich wenigstens …«
    »Nein.«
    »Hier spielt mal wieder jemand Mr.   Spaßbremse!«
    Lachend ging die Ärztin zur Tür. »Ich komme wieder, wenn Grigori hier ist, um dich in die Stadt zu bringen. Ich kann mir die Gelegenheit, einen echten Van Holtz kennenzulernen, unmöglich entgehen lassen«, fügte sie hinzu und grinste hämisch.
    Bevor sie das Zimmer verließ, blieb sie noch einmal in der Tür stehen und sagte: »Oh, da ist noch etwas anderes.« Sie ging zurück zu Blayne, nahm etwas aus ihrem Ärztekittel und legte es in Blaynes Hand.
    Blayne starrte auf das kleine elektronische Ding hinunter und fragte: »Was ist das?«
    »Ein Mikrochip. Der war in deinem Rücken, direkt unter dem Schulterblatt. Dein Körper hat versucht, ihn abzustoßen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass du so heftig auf den

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