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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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er den Neuling, der sich ihm bei seinem letzten Spiel von hinten genähert hatte mit einem Cross-Check gestoppt hatte.
    Sie sah Entschlossenheit.
    Blayne wich einen Schritt zurück, aber ihr wurde sofort bewusst, dass dies die falsche Wahl gewesen war. Er kniff die Augen zusammen und beobachtete sie eindringlich, während die Farbe seiner Augen innerhalb eines Sekundenbruchteils von leuchtendem Hellblau zu Gold wechselten.
    Löwen-Gold.
    Sie war nicht mehr Blayne. Sie war seine Beute. Und sie wussten es beide.
    Bo beobachtete, wie Blayne ihre Krallen ausfuhr und ihre Reißzähne aus dem Zahnfleisch auftauchten. Sie stellte sich breitbeinig hin und wartete darauf, dass er den ersten Schritt machte. Ihm gefiel das. Es war wagemutig. Das passte zu seinem Namen.
    In den dreißig Sekunden, seit sie ihm die Shampooflasche mit der Wucht eines Major-League-Spielers, der einen Baseball warf, ins Gesicht geschleudert hatte, war Bos Mähne üppig gewachsen. Sie verdeckte seine Augen mehr oder weniger komplett und ergoss sich in einem zerzausten Schopf aus hellem und dunklem Braun über seine Schultern und bis auf seine Brustmuskeln.
    Da er geahnt hatte, dass Blayne abwarten würde, hatte er sich für einen klassischen Eishockey-Trick entschieden: Er hatte seinen Kopf zur Seite geneigt, so als wolle er links um sie herumgehen. Sie hatte es bemerkt und sich auf die Tür der Duschkabine gestürzt, die sich zu seiner Rechten befand. Genau dort hatte er sie geschnappt – genauso, wie er es von Anfang an geplant hatte. Niemand beherrschte das Spiel des Antäuschens oder diesen Kopftrick so gut wie er. Bo hatte jedoch außer Acht gelassen, dass er es mit einer Sportlerin zu tun hatte. Sie mochte vielleicht keine Eishockeyspielerin sein, aber immerhin ein Derby-Girl. Als er sie um die Taille packte, legte Blayne sich mit ihrem gesamten Gewicht auf ihn und überraschte ihn damit. Gleichzeitig stieß sie mit ihrem Ellbogen zu und rammte ihn gegen Bos Schlüsselbein. Bo rutschte nach hinten weg und knallte gegen die Wand. Er hielt Blayne zwar weiterhin fest, aber sie zappelte in seinen Armen hin und her und versetzte ihm eine Kopfnuss. Sicher, sie hatte ihn nur am Kiefer erwischt, aber der Treffer hatte gesessen und im nächsten Augenblick hatte sie sich aus seiner Umklammerung lösen können und war ihm entwischt.
    Bo rutschte auf dem seifigen Wasser mehrfach fast aus, aber es gelang ihm trotzdem, ihr zu folgen. Er sah gerade noch, wie ihr perfekter Hintern im Wohnzimmer verschwand, und stürzte hinter ihm beziehungsweise ihr her. Er war so sehr auf seine Beute fixiert, dass er erst bemerkte, dass sie neben der Tür lauerte, als ihn sein nagelneuer Hockeyschläger am Schienbein traf und ihn schwungvoll auf seinen Hintern beförderte. Bo schlug so hart auf, dass er den wertvollen, handgemachten Couchtisch seines Onkels in seine Einzelteile zerlegte.
    Sie erstarrten beide.
    Oh, Scheiße, dachte er.
    »Oh, Scheiße«, flüsterte Blayne.
    Er ging auf alle viere, und Blayne hockte sich neben ihn, den Hockeyschläger noch immer in der Hand.
    »Er wird mich umbringen«, flüsterte Bo.
    »Er wird uns beide umbringen!«
    Bo starrte auf den Tisch hinunter. »Wir müssen ihn irgendwie reparieren.«
    »Wie denn? Wir haben gerade knapp zweihundert Kilo wütenden Hybriden auf ihn fallen lassen. Dieser Tisch ist Geschichte.«
    Sie hatte recht. Er wusste, dass sie recht hatte. Und Bo konnte nicht anders: Er brach in Gelächter aus.
    »Bo! Das ist nicht komisch!«
    Doch. War es. Aber er konnte ihr noch nicht einmal sagen, wie komisch es war, weil er zu sehr lachen musste. Stattdessen schlang er seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich, der Hockeyschläger noch immer zwischen ihnen. Sie schob ihn jedoch zur Seite, als Bo seinen Kopf gegen ihre Schulter presste.
    »Ich hoffe, du lachst nicht, weil du einen Nervenzusammenbruch hast.«
    Als er grunzte, fiel sie in sein Lachen ein, ließ den Schläger fallen und schlang ihre Arme um seine Schultern.
    Es war das beste Ende, das ein seltsamer Tag je für ihn genommen hatte.
    Nebeneinander saßen sie auf der Couch. Sie hatten sich noch nicht die Mühe gemacht, sich etwas anzuziehen. Stattdessen saßen sie nur da und starrten auf den völlig zerstörten Couchtisch. Laut Bo hatte den Tisch irgendein berühmter Schreiner gebaut, und Grigori hatte nur ein paar Hundert dafür bezahlt. Inzwischen war er natürlich mehrere Tausend wert. Oder, na ja … er war es gewesen.
    Blayne konnte sich nur allzu gut

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