Schatten der Liebe
sagte ihr, daß sie ihm nicht völlig gleichgültig war. Sie lächelte unsicher. »Ich bin gekommen, um dir etwas zu erzählen.« Ihre Stimme zitterte vor Nervosität, und sie wußte, daß er es bemerkte, aber weder sagte er ein Wort, noch ermutigte er sie durch irgendeine Geste. Meredith nahm all ihren Mut zusammen, holte tief Luft und begann: »Heute nachmittag wurde ich zu einer Sondersitzung des Vorstands gerufen. Die Vorstandsmitglieder wollten, daß ich ein paar eidesstattliche Versicherungen und formelle Beschuldigungen unterschreibe - Anklagen, die dich für Spyzhalskis Tod, die Bomben und dafür verantwortlich machen, daß du dein Verhältnis mit mir dazu benutzt hast, illegalerweise Kontrolle über B & C zu erlangen.«
»Ist das alles?« fragte er sarkastisch.
»Nicht ganz«, erwiderte Meredith. »Aber das war das Wesentliche.«
»Und - was hast du ihnen geantwortet?« fragte er gleichgültig.
Meredith erschien diese Frage als ein winziger Hinweis auf noch vorhandenes Interesse, als rettender Strohhalm, nach dem sie gierig griff.
»Ich habe ihnen das gesagt«, äußerte sie mit stolz erhobenem Kinn, »was du mir geraten hattest, ihnen in einem solchen Fall zu sagen!«
Seine Miene blieb unverändert. »Du hast ihnen gesagt, sie können dich mal?«
»Nein, nicht ganz«, sagte sie reuig. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
Er sagte kein Wort, und ihr wurde das Herz schwer - bis sie es plötzlich sah: das amüsierte Glitzern in seinen wunderbaren Augen, das kaum erkennbare Zucken seiner Mundwinkel. »Und dann«, fuhr sie fort, während die Hoffnung sie wie ein warmer Sonnenstrahl erfüllte, »dann rief dein Anwalt an, um mir mitzuteilen, daß ich innerhalb der nächsten sechs Tage die Scheidung einreichen solle und daß er, wenn ich das nicht täte, sie am siebten Tag in deinem Namen einreichen würde. Und ich habe ihm gesagt...«
Wieder versagte ihre Stimme, aber diesmal half Matt bereitwillig aus: »Und du hast auch ihm gesagt, daß er sich zum Teufel scheren soll?«
»Nein, ihm habe ich gesagt, daß er mich mal kann!«
»Das hast du?«
»Ja.«
Er wartete darauf, daß sie weitersprach. Als sie schwieg, blickte er tief in ihre Augen und drängte leise: »Und?«
»Und jetzt würde ich am liebsten eine Reise machen«, sagte sie. »Ich - ich werde sehr viel Freizeit haben.«
»Du hast dich beurlauben lassen?«
»Nein, ich habe gekündigt.«
»Aha«, sagte er, aber seine Stimme war plötzlich sanft, fast zärtlich, und ihr kam es vor, als würde sie in der Tiefe seiner Augen ertrinken. »Was für eine Reise hattest du dir vorgestellt, Meredith?«
»Wenn du mich noch mitnehmen willst«, sagte sie und schluckte fast schmerzhaft, »hatte ich daran gedacht, daß ich gerne das Paradies kennenlernen würde.«
Er sagte nichts und rührte sich nicht, und einen fürchterlichen Augenblick lang dachte Meredith, daß sie sich geirrt, daß sie sich nur eingebildet hatte, daß er noch etwas für sie empfände.
Und dann sah sie, daß er seine Hand nach ihr ausstreckte.
Freudentränen liefen ihr über die Wangen, als sie ihre Hand in seine legte, als sie spürte, wie seine Finger sich fest um ihre schlossen. Abrupt zog er sie in seine Arme und drückte sie so fest an sich, daß ihr die Luft wegblieb.
Seine breiten Schultern schützten sie vor neugierigen Blicken, als er ihr Gesicht zu seinem hob. »Ich liebe dich!« flüsterte er leidenschaftlich, und im nächsten Augenblick verschloß er ihren Mund mit einem glühenden, verzehrenden Kuß. Ein Blitzlicht explodierte irgendwo, als ein Fotograf seine Kamera zückte, ein anderer folgte, und noch einer. Irgend jemand fing an zu klatschen, und das Klatschen verstärkte sich zu einem donnernden Applaus, einem Applaus, in den sich Lachen mischte - und er küßte sie immer noch.
Meredith bemerkte von alldem nichts. Sie küßte ihn mit Inbrunst zurück, verging in seiner Umarmung, vergaß die Welt um sich herum ... bemerkte nicht das Klatschen, nicht das Lachen, nicht die grellen Blitzlichter der Kameras. Sie hatte ihr Reiseziel schon fast erreicht.
49
Ein Lächeln auf den Lippen, erwachte Meredith am nächsten Morgen in Matts Bett und ließ in Gedanken wohlig noch einmal den vergangenen Abend an sich vorbeiziehen.
Gemeinsam hatten sie sich unter die Gäste gemischt, gemeinsam die gutmütigen Witze über sich ergehen lassen, warum ihr Kuß denn gar so lange gedauert habe. Und sie hatte es genossen, die Rolle der Gastgeberin zu spielen.
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