Schatten der Zitadelle (German Edition)
an.
Anschließend rief er eine der großen Kreaturen und Broxx wurde wieder in seine Zelle gebracht.
Jedoch bemerkte dieser das gar nicht mehr, denn er war vor Schmerz ohnmächtig geworden.
Als er wieder erwachte, brannte die Wunde wie Feuer. Sie hatte sich noch nicht vollständig geschlossen und die Ränder waren stark gerötet. Außerdem wölbte sich die ganze Brust in einer starken Schwellung. Vorsichtig drückte er an den Wundrand. Ein Gemisch aus Wundwasser, Eiter, Blut und der grünen Flüssigkeit quoll heraus. Die Schmerzen waren so stark, dass er sofort wieder bewusstlos wurde.
Das nächste Mal, als er wach wurde, ließ er die Verletzung in Ruhe. Er musste länger ohnmächtig gewesen sein, denn sie war jetzt zumindest schon geschlossen. Dennoch tat sie immer noch höllisch weh.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren wünschte er sich, wieder in seiner Heimat zu sein.
Wie schon so oft zuvor flammte in seinem Kopf die Erinnerung auf, noch einmal spielte er die Geschichte, die sein Dasein begründete, in seinem Kopf ab:
Eines Herbsts griff eine Kreatur seine Heimat an, wie man sie danach nie wieder gesehen hatte. Sie war riesengroß, ihr Körper mit einem struppigen Fell bedeckt, die Augen leuchteten rot, die Fänge bestanden aus einem äußerst harten Material und waren unglaublich scharf. Sein Vater, der Stammesführer, war zu jenem Zeitpunkt auf der Jagd, aber selbst, als es das Dorf erreichte, war er noch nicht wieder zurückgekehrt. Alles, was man von ihm fand, waren seine beiden Äxte, die er im Wald zurückgelassen hatte und die Broxx heute im Kampf führte.
Als das Monster das Dorf erreicht hatte, entbrannte eine lange Schlacht mit den Schamanen, Naturzauberern, die ihre Macht von den Elementen bezogen.
In eine ausweglose Lage manövriert opferte sich Broxx' Mutter als oberste Schamanin des Dorfes schließlich, um die Kreatur im Körper ihres Kindes zu versiegeln und so das Dorf zu retten. Sie wusste, dass der Zauber all ihre Kraft rauben würde, doch sie konnte nicht mehr mit ansehen, wie ihre Freunde nach und nach starben.
Seitdem trug Broxx die Seele eines mächtigen Dämons in sich, was er jedoch erst Jahre später herausfand.
Aber das war nicht die einzige Folge jenes Tages. Blind vor Wut und Trauer über den Verlust seiner Eltern schwor er sich, stark genug zu werden, um eines Tages Rache an dem Dämon in seinem Inneren nehmen zu können. Seit damals hatte er sich unablässig in jeder Disziplin, die ihm in diesem Kampf helfen konnte, gestählt.
Eines Tages jedoch belauschte er ein Gespräch zwischen Dora, seiner Adoptivmutter, und dem stellvertretenden Stammesführer, der das Amt vertrat, bis er selbst erwachsen war. Jahrelang hatte er in der Illusion gelebt, dass auch sein Vater gestorben war, aber nun hörte er, wie die Schamanin davon sprach, dass dieser nur verschollen und nicht sicher tot war.
Von den Lügen verletzt verließ er kurzerhand das Dorf und war seitdem nie wieder dorthin zurückgekehrt.
Das Wenige, was er an Ausrüstung benötigt, finanzierte er mit seiner Tätigkeit als professioneller Kopfgeldjäger, während er immer vorrangig nach seinem Vater Ausschau hielt.
Bei seiner Flucht war er zwanzig Jahre alt gewesen und zehn Weitere waren seither verstrichen. Er hatte viele Reisen unternommen, viel von der Welt gesehen, aber seinen Vater hatte er bis jetzt nicht finden können. Mittlerweile schwand ihm die Hoffnung, ihm überhaupt jemals zu begegnen.
Jetzt dachte er wieder an das Monster in seinem Inneren. Es hatte sich schon lange nicht mehr bemerkbar gemacht, schon mehrere Wochen oder Monate nicht mehr. Kurz nach der Versiegelung, als diese noch frisch war, versuchte es häufig, auszubrechen, was sich darin äußerte, dass sich Broxx’ körperliche Fähigkeiten enorm erhöhten, er stark anwuchs und Schmerzen in seinem Inneren spürte, mehr aber auch nicht.
Während sich verschiedene dieser Ausbrüche vor seinem inneren Auge abspielten, spürte er, wie der dadurch geweckte Dämon seine Chance in Broxx' geschwächter Verfassung witterte und das Siegel attackierte.
Verursacht durch die Wunde an der Brust waren seine Schmerzen dieses Mal heftig, jedoch blieb das nur von kurzer Dauer, denn die Macht des Dämons verschloss die Verletzung wie durch ein Wunder. Dadurch, dass seine Körpermaße explodierten, sprangen die Kette um seine Fuß- und Handgelenke entzwei und er konnte sich endlich wieder frei bewegen.
In seiner Jugend konnte er mit dem
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