Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
Sorgen machen würde, aber hier haben wir es mit dem Mauren zu tun.«
»Wovon träumt er?«, fragte Samuel.
»Von seiner toten Gefährtin«, antwortete Bran. »Sie wurde zu Tode gefoltert. Er spricht nicht davon, aber ich weiß, dass er sich schuldig fühlt, weil er auf Reisen war, als es geschah. Er sagte mir, er habe aufgehört, davon zu träumen, als er sich unserem Rudel angeschlossen hatte, aber letzten Monat hat es wieder angefangen. Er wacht desorientiert auf... und manchmal nicht dort, wo er eingeschlafen ist.«
Es war gefährlich, wusste Charles, einen Wolf mit den Kräften des Mauren einfach sich selbst zu überlassen.
»Glaubst du, dass es noch warten kann?«, fragte Samuel.
Bran lächelte, ein ehrliches Lächeln. »Ich denke schon. Wir haben eine Omega, die ihm helfen kann.« Sein Vater sah Charles an, und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Sie wird dich nicht wegen ihm verlassen, ganz gleich, was Asil sagt, um dich gegen den Strich zu bürsten.«
Charles’ Wohnzimmer war zwar teuer eingerichtet, aber immer noch warm und gemütlich, dachte Anna. Das Problem war nur, dass es sich nicht um ihren Raum handelte. Sie ging ruhelos durch die Zimmer, dann ließ sie sich schließlich im Schlafzimmer nieder, in einer Ecke auf dem Boden, die Beine angezogen, und schlang die Arme um die Knie. Sie wollte nicht weinen. Sie war einfach nur dumm; sie wusste nicht einmal genau, wieso sie sich so miserabel fühlte.
Es hatte sie gestört, weggeschickt zu werden - und gleichzeitig war sie erleichtert gewesen, allein im Pick-up zu sein.
Werwölfe und Gewalttätigkeit, Werwölfe und Tod - sie gehörten zusammen wie Bananen und Erdnussbutter. Es war hier vielleicht besser verborgen als in Chicago, aber sie waren alle Ungeheuer.
Daran konnte man den Wölfen hier nicht die Schuld geben, sie versuchten nur, so gut wie möglich mit diesem Fluch zu leben, der sie in gierige Bestien verwandelt hatte. Selbst Charles. Selbst der Marrok. Selbst sie. Es gab Regeln dafür, ein Werwolf zu sein: Manchmal musste ein Mann zum Wohl der anderen seinen besten Freund töten. Menschliche Freunde wurden alt, während die Werwölfe
jung blieben. Wölfe wie Asil versuchten, andere zu provozieren, sie anzugreifen, weil sie sterben wollten... oder töten.
Sie holte zittrig Luft. Wenn jemand Leo und seine Gefährtin schon vor Jahren umgebracht hätte, wären noch viele am Leben - und sie würde Musiktheorie an der Northwestern studieren und beinahe damit fertig sein, statt... Statt was?
Sie musste Arbeit finden, etwas, was ihr einen Sinn und ein Leben außerhalb des Werwolf-Seins gab. Bei Scorci’s zu bedienen hatte sie auf mehr Weisen gerettet, als ihr nur einen Gehaltsscheck zu liefern. Es ist schwer, sich in Selbstmitleid zu suhlen, wenn man sich acht bis zehn Stunden am Tag mit einer Arbeit abmüht. Irgendwie bezweifelte sie jedoch, dass es hier Arbeit für eine Kellnerin gab.
Es klingelte.
Sie sprang auf und rieb sich rasch die Wangen - aber ihr Gesicht war trocken. Es klingelte noch einmal, also beeilte sie sich, an die Tür zu gehen. Was für ein Widerspruch, sagte sie sich. Sie war so froh gewesen, ein paar Minuten allein zu sein, und jetzt wollte sie nur noch eine Ablenkung.
Sie konnte einen blaugrauen Lexus sehen, bevor ihre Aufmerksamkeit von der Frau gebannt wurde, die auf der Veranda stand. Ihr Ausdruck war freundlich und zeugte von einem wohlwollenden Wesen. Sie hatte das dunkelblonde Haar ordentlich zu einem Zopf geflochten, der beinahe so lang war wie der von Charles.
Werwolf, sagte Annas Nase.
Die Frau lächelte und streckte die Hand aus. »Ich bin Leah«, sagte sie. »Die Frau des Marrok.«
Anna nahm die Hand und ließ sie schnell wieder los.
»Gehen wir rein und unterhalten uns, ja?«, sagte die Frau ruhig.
Anna wusste, dass Charles seine Stiefmutter nicht leiden konnte - aber er mochte auch keine Flugzeuge, Autos und Handys. Ansonsten gab es keinen Grund für ihr Unbehagen. Und noch wichtiger, es bestand keine Möglichkeit, Leah abzuweisen, ohne unangenehm aufzufallen.
»Komm rein«, lud sie sie höflich ein und trat zurück.
Die Frau des Marrok ging rasch an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Sobald sie drinnen war, wurde sie langsamer und schenkte dem Raum ihre gesamte Aufmerksamkeit, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen. Anna hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie die Frau hereinließ. Vielleicht ließ Charles sie nicht in sein Haus - sie konnte sich nicht vorstellen,
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