Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
zu
klirren, und seine Beherrschung war wieder in Ordnung. Ein bisschen Essen und Schlaf, und er würde fast so gut wie neu sein.
»Möchtest du hereinkommen?«, fragte er mehr aus Höflichkeit, als dass es wirklich sein Wunsch gewesen wäre.
»Nein.« Bran schüttelte seinen Kopf. »Schick auch Sage nach Hause. Sie wird reden wollen, aber du und Anna, ihr braucht ein wenig Zeit. Anna war gegen Ende des Gottesdienstes ziemlich elend zumute.«
Charles blickte scharf auf. »Ich dachte, es wäre nur eine Reaktion auf die ganze Situation gewesen. Zu viele Leute, die sie nicht kannte.«
»Nein, es gab mehr als das.«
Charles ging den letzten Rest des Gottesdienstes durch, konnte aber nicht erkennen, was sein Vater gemeint hatte. »Mir ist nichts aufgefallen.«
»Klar doch.« Sein Dad lächelte ironisch. »Was glaubst du, wieso du so hektisch warst, als sie davonfuhr?«
»War es die Sache mit Asil?« Wenn Asil sie aufgeregt hatte, würde Charles sich vielleicht um ihn kümmern, und sein Vater brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen.
Bran schüttelte lachend den Kopf. »Ich sage dir doch, ich kann Gedanken in die Köpfe von Leuten projizieren, aber keine aus ihnen herausholen, also weiß ich nicht, was sie so beunruhigt hat. Frag sie.«
Wunderbarerweise erreichten sie seine Haustür ohne Missgeschicke. Charles rutschte aus dem Wagen und dachte einen Moment, seine Knie würden nachgeben und er würde den ganzen Weg bis zum Boden rutschen.
Sein Vater beobachtete ihn sorgfältig, bot aber keine Hilfe an.
»Danke.« Er hasste es, schwach zu sein, aber er hasste
es noch mehr, wenn ihn Leute hätscheln wollten. Jedenfalls hatte er es bis zu Anna gehasst.
»Geh rein, bevor du umfällst«, war alles, was sein Vater erwiderte. »Das ist Dank genug.«
Entweder half es, sich zu bewegen, oder die Kälte tat ihm gut, jedenfalls hörten seine Knie auf zu zittern, und bis er die Tür erreicht hatte, bewegte er sich beinahe wieder normal.
Sein Vater hupte zweimal und fuhr davon, sobald Charles die Hand am Türknauf hatte. Charles ging ins Haus und sah Sage und Anna, die einander im Esszimmer gegenübersaßen, jede eine Tasse Tee vor sich. Aber seine Nase sagte ihm, dass Anna auch eine andere Besucherin gehabt hatte.
Er war sich albern vorgekommen, als sein Vater Sage rübergeschickt hatte. Aber der Geruch von Leah ließ ihn froh sein über seine Paranoia. Leah hatte nicht lange gebraucht, um ihren ersten Zug zu machen.
Sage brach ab, was immer sie zu Anna sagen wollte, und sah ihn stattdessen forschend an. »Charlie«, sagte sie, »du siehst furchtbar aus.« Sie sprang auf, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, und dann ging sie in die Küche und stellte den Becher in die Spüle.
»Danke«, sagte er trocken.
Sie grinste. »Ich gehe und überlasse euch euren Flitterwochen. Anna, lass nicht zu, dass er dich hier in seiner Höhle behält. Ruf mich an, und wir können zusammen nach Missoula zum Einkaufen fahren oder so.« Sie rauschte vorbei und tätschelte Charles’ Schulter leicht, bevor sie ging.
Anna trank ihren Tee und sah ihn aus dunklen, unergründlichen Augen an. Sie hatte ihr Haar heute früh mit
einem Band zurückgebunden, und ihm fehlten die whiskeyfarbenen Locken um ihr Gesicht.
»Sie hat dich ›Charlie‹ genannt«, sagte sie.
Er zog eine Braue hoch.
Dann lächelte sie, ein plötzliches Lächeln, das ihr Gesicht aufhellte. »Es passt nicht zu dir.«
»Sage ist die Einzige, die damit durchkommt«, gab er zu. »Zum Glück.«
Sie stand auf. »Kann ich dir einen Tee holen? Oder etwas zu essen?«
Er hatte auf dem Weg nach Hause Hunger gehabt, aber plötzlich wollte er nur noch schlafen. Er war nicht einmal versessen darauf, den Flur entlangzugehen. »Nein, ich denke, ich gehe einfach ins Bett.«
Sie brachte ihren Becher in die Küche und steckte beide Becher in die Spülmaschine. Trotz seiner Worte folgte Charles ihr in die Küche. »Was hat dein Bruder gesagt?«, fragte sie.
»Es war immer noch Silber in meiner Wade. Also hat er es herausgeholt.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Eher unangenehm.«
Er musste bei ihrer Untertreibung einfach lächeln. »Nein.«
Sie schob sich unter seinen Arm. »Dann komm, du schwankst schon. Bringen wir dich ins Bett, bevor du umfällst.«
Er hatte nichts gegen ihre Hilfe. Sie hätte ihn sogar Charlie nennen können, und er hätte nichts dagegen gehabt, solange ihre Seite die seine streifte.
Sie half ihm aus der Kleidung - er hatte sein Anzugsakko nicht mehr
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