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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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derer sie sich nicht bewußt war. »Ich dachte nicht, daß ich so schnell von dir hören würde, geschweige denn, daß ich dich leibhaftig vor mir sehen würde.« Die Jahre hatten sie gelehrt, wie nutzlos Tränen sein konnten, und so blieben ihre Augen trokken, als sie ihre Tochter ansah. »Wir wollten gerade Tee trinken. Laß uns hineingehen.«
    »Ich komme später noch einmal wieder«, sagte Naomis Begleiter, Gabriel Slater, doch Naomi klammerte sich an ihm fest, als sei er ihr Schutzschild.
    »Das ist nicht nötig.« Wie aus weiter Ferne hörte Kelsey ihre eigene Stimme, »ich kann nicht lange bleiben.«
    »Dann komm wenigstens rein. Wir wollen deine Zeit nicht verschwenden.«
    Naomi führte sie durch die Terrassentüren in ein Wohnzimmer, das genauso hübsch und gepflegt war wie seine Bewohnerin. Ein kleines Feuer flackerte im Kamin, um die winterliche Kälte zu vertreiben.
    »Setz dich doch, mach’s dir gemütlich. Ich kümmere mich gleich um den Tee«, sagte Namoi, warf Gabe einen raschen Blick zu und verließ schnell den Raum.
    Der Mann hatte offenbar gelernt, schwierige Situationen zu beherrschen. Er setzte sich, zog eine Zigarre hervor und schenkte Kelsey ein charmantes Lächeln. »Naomi ist ein bißchen verwirrt.«
    Kelsey hob eine Braue. Die Frau war ihr eher kühl und gefaßt vorgekommen. »Ist sie das?«
    »Nur zu verständlich, würde ich sagen. Sie haben ihr einen Schock versetzt. Ich selbst dachte, mich trifft der Schlag.« Er zündete sich die Zigarre an und fragte sich, ob sich Kelsey trotz der angespannten Nervosität, die er in ihren Augen las, hinsetzen würde. »Ich bin Gabe Slater, ein Nachbar. Und Sie sind Kelsey.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Wie eine Königin, die mit einem Untertan spricht, dachte er. Ein Tonfall, der normalerweise jeden Mann reizen mußte, besonders einen wie Gabriel Slater. Doch er ließ es ihr durchgehen.
    »Ich weiß, daß Naomi eine Tochter namens Kelsey hat, die sie schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gesehen hat. Und für ihre Zwillingsschwester sind Sie ein bißchen zu jung.« Er streckte die Beine in den Reitstiefeln aus und legte die Füße übereinander. Beide wußten, daß er langsam den Blick von ihr abwenden sollte. Und er wußte, daß er es nicht tun würde.
    »Sie könnten die Hoheitsvolle noch viel wirkungsvoller spielen, wenn sie sich setzen und ganz entspannen würden.«
    »Ich stehe lieber.« Kelsey ging zum Feuer, in der Hoffnung, es würde sie ein wenig wärmen.
    Gabe zuckte nur mit den Achseln und lehnte sich zurück. Schließlich ging ihn das Ganze nichts an. Es sei denn, sie würde Naomi verletzen. Aber im allgemeinen konnte sich Naomi ganz gut selbst helfen. Noch nie hatte er eine so tatkräftige, unverwüstliche Frau kennengelernt. Dennoch hatte er sie zu gern, um zuzulassen, daß irgend jemand, und sei es ihre eigene Tochter, ihr weh tat.
    Auch interessierte es ihn wenig, daß Kelsey offenbar entschlossen war, seine Anwesenheit zu ignorieren. Lässig zog er an seiner Zigarre und genoß ihren Anblick. Die abweisende Haltung verdarb den angenehmen Gesamteindruck keinesfalls, er fand, daß sie sogar einen reizvollen Gegensatz zu den langen, schlanken Beinen und dem herrlichen
Haar bildeten. Gabe fragte sich, wie leicht sie wohl aus dem Gleichgewicht zu bringen sei und ob sie lange genug bliebe, damit er sie auf die Probe stellen konnte.
    »Der Tee kommt gleich.« Etwas gelassener kam Naomi wieder ins Zimmer. Ihr Blick ruhte auf ihrer Tochter, und ihr Lächeln wirkte aufgesetzt. »Das alles muß furchtbar unangenehm für dich sein, Kelsey.«
    »Nicht jeden Tag steht die Mutter von den Toten auf. War es wirklich notwendig, mich in dem Glauben zu lassen, du seiest tot?«
    »Damals schien es mir so. Ich befand mich in einer Situation, in der mein eigenes Überleben Vorrang hatte.« Naomi nahm Platz. In ihrem maßgeschneiderten, sandfarbenen Reitkostüm wirkte sie kühl und gefaßt. »Ich wollte nicht, daß du mich im Gefängnis besuchst. Außerdem hätte dein Vater das nie zugelassen. Also mußte ich mich damit abfinden, zehn oder fünfzehn Jahre von deinem Leben ausgeschlossen zu sein.«
    Ihr Lächeln wirkte plötzlich spröde. »Wie hätten denn die Eltern deiner Freunde reagiert, wenn du ihnen erzählt hättest, daß deine Mutter wegen Mordes im Gefängnis sitzt? Ich glaube nicht, daß du sehr beliebt gewesen wärst. Oder sehr glücklich.«
    Naomi hörte auf zu sprechen und blickte zur Tür, durch die eine Frau mittleren Alters in einer

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