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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich, ging zu ihr und legte beruhigend die
Hand auf ihre verkrampften Schultern. »Wenn ein Mann einer schönen Frau nicht mehr gern behilflich ist, dann ist er so gut wie tot.«
    »Du bist ein guter Freund.« Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Einer der wenigen, auf die ich mich voll und ganz verlassen kann.« Ihre Lippen verzogen sich leicht. »Vielleicht kommt das daher, daß wir beide eine Zeitlang im Gefängnis gesessen haben.«
    Seine Mundwinkel zuckten belustigt. »Nichts verbindet so sehr wie das Knastleben.«
    »Knastleben, soso. Obwohl ein Streit in Jugendjahren bei einer Pokerrunde harmlos ist gegenüber Totschlag.«
    »Da hast du’s. Du hast mich schon wieder übertroffen.«
    Naomi lachte. »Wir Chadwicks sind schrecklich ehrgeizig.« Sie wandte sich von ihm ab und rückte eine Vase mit Narzissen auf dem Tisch zurecht. »Was hältst du von ihr, Gabe?«
    »Sie ist bildhübsch. Dein Ebenbild.«
    »Ich dachte, ich wäre darauf vorbereitet. Mein Vater beschrieb sie mir, ich sah die Fotos. Trotzdem hat es mich aus der Fassung gebracht, sie anzuschauen und mich selbst zu sehen. Ich kann mich an sie als Kind so gut erinnern, und sie nun als Erwachsene zu sehen . . .« Über sich selbst verärgert schüttelte Naomi den Kopf. Die Jahre vergingen, keiner wußte das besser als sie. »Aber davon mal abgesehen.« Flüchtig blickte sie über die Schulter. »Was hältst du von ihr?«
    Er war nicht sicher, ob er ihr seine Gedanken erläutern konnte – oder wollte. Kelsey hatte ihn aus der Fassung gebracht, und er war wirklich kein Mann, den man leicht beeindrucken konnte. In seinem Leben hatte er Scharen schöner Frauen gekannt, er hatte sie bewundert, sie begehrt und mit ihnen gespielt. Doch als er Kelsey Byden das erste Mal sah, hatte ihm der Atem gestockt.
    Später würde er sich mit diesem interessanten Phänomen eingehender auseinandersetzen, aber jetzt wartete Naomi auf eine Antwort. Und er wußte, daß seine Antwort von Bedeutung war.
    »Sie war nervös, konnte ihr Temperament kaum zügeln. Sie hat nicht soviel Selbstbeherrschung wie du.«
    »Ich hoffe, die wird sie auch nie brauchen«, murmelte Naomi.
    »Sie war aufgebracht, aber klug – und neugierig – genug, sich zurückzuhalten, bis sie das Terrain sondiert hatte. Wäre sie ein Pferd, würde ich sagen, ich muß ihre Gangarten sehen, um zu beurteilen, ob sie über Mut, Ausdauer und Anmut verfügt. Aber die Blutsverwandtschaft ist unverkennbar, Naomi. Deine Tochter hat Stil.«
    »Sie hat mich geliebt.« Naomi bemerkte das Zittern in ihrer Stimme kaum, ebensowenig wie die ersten Tränen, die ihr aus den Augen quollen und über die Wangen rannen. »Wie soll man jemandem, der selbst keine Kinder hat, diese reine, kompromißlose Liebe, die ein Kind seinen Eltern entgegenbringen kann, begreiflich machen? Kelsey empfand so für mich – und für ihren Vater. Philip und ich haben versagt. Unsere Liebe reichte nicht aus, um diese Einheit zusammenzuhalten. Und so habe ich meine Tochter verloren.«
    Naomi tupfte eine Träne mit der Fingerspitze ab und betrachtete sie wie etwas Exotisches. Seit dem Tode ihres Vaters hatte sie nicht mehr geweint. Nichts hatte sie seitdem so stark berührt.
    »Niemand wird mich je wieder so lieben.« Sie schnippte die Träne fort und vergaß sie. »Ich glaube, bis zum heutigen Tag habe ich das nie richtig begriffen.«
    »Überstürz die Dinge nicht, Naomi. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Du hast sie gerade einmal eine Viertelstunde gesehen.«
    »Hast du ihren Gesichtsausdruck gesehen, als ich ihr sagte, ich hätte Alec umgebracht?« Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie sich zu Gabe umdrehte; doch es war ein hartes, sprödes Lächeln. »Diesen Ausdruck habe ich bei Dutzenden von anderen Menschen beobachtet. Eine Art beherrschter Abscheu – anständige Menschen töten nicht.«
    »Die Menschen, ob nun anständig oder nicht, tun das,
was sie tun müssen, um zu überleben.« Diese Erfahrung hatte er am eigenen Leibe gemacht.
    »Sie denkt da anders. Vom Äußeren her mag sie ja mir ähneln, aber sie hat dieselben heren Grundsätze wie ihr Vater. Und der Himmel weiß, es gibt keinen anständigeren Menschen als Dr. Philip Byden.«
    »Oder keinen größeren Narren. Schließlich hat er dich gehen lassen.«
    Ihr Lachen klang befreit, als sie ihn fest auf den Mund küßte. »Wo warst du bloß vor fünfundzwanzig Jahren?« Dann schüttelte sie seufzend den Kopf. »Da hast du wohl noch mit deinen Buntstiften gespielt.«
    »Ich

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