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Schatten ueber Innsmouth

Schatten ueber Innsmouth

Titel: Schatten ueber Innsmouth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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schwachen Geräusche unter mir durch ein abermaliges, stärkeres Knarren der Treppenstufen abgelöst wurden. Durch das Oberlicht meiner Tür sah ich einen flackernden Lichtschein, und die Dielen des Korridors ächzten unter einer schweren Last. Gedämpfte Laute, menschlichen Stimmen nicht ganz unähnlich, näherten sich, und schließlich klopfte es laut an meine Gangtür. Einen Moment lang hielt ich nur den Atem an und wartete. Ewigkeiten schienen zu vergehen, und der widerwärtige Fischgeruch schien sich mit einemmal auffällig zu verstärken. Dann wiederholte sich das Klopfen immer wieder und mit ständig wachsender Heftigkeit. Ich wußte, daß es Zeit war zu handeln, schob den Riegel an der nördlichen Verbindungstür zurück und nahm all meine Kraft zusammen, um sie aufzubrechen. Das Pochen wurde immer lauter, und ich hoffte, daß es den Lärm, den ich machte, übertönen würde. Der Augenblick war gekommen wieder und wieder warf ich mich mit der linken Schulter gegen die Türfüllung, ohne auf Schmerz oder Erschütterung zu achten. Die Tür war noch widerstandsfähiger, als ich erwartet hatte, aber ich ließ nicht ab. Unterdessen wurde draußen auf dem Gang das Gepolter immer lauter.
    Endlich gab die Verbindungstür nach, aber mit einem solchen Krach, daß die anderen draußen auf dem Gang es gehört haben mußten. Das Pochen steigerte sich augenblicklich zu einem wilden Trommelfeuer, während gleichzeitig in den Schlössern der beiden Zimmer rechts und links von mir unheilverkündend Schlüssel knirschten. Ich stürzte durch die soeben geschaffene Öffnung in das Nebenzimmer und konnte gerade noch den Riegel an der Gangtür vorschieben, bevor der Schlüssel
    herumgedreht wurde; doch noch während ich dies tat, hörte ich, wie schon an der Gangtür des dritten Zimmers aus dessen Fenster ich auf das Dach hinunterspringen wollte mit einem Schlüssel herumprobiert wurde.
    Einen Augenblick lang wollte ich verzweifeln, da ich mich schon hoffnungslos in einem Zimmer eingesperrt sah, das über kein Fenster verfügte. Eine Welle unsagbaren Entsetzens ergriff mich und verlieh den Spuren, die der Eindringling im Staub vor der Tür hinterlassen hatte und die ich im Licht meiner Taschenlampe eine Sekunde lang sah, eine unerklärliche, aber grauenerregende Abnormität. Doch dann rannte ich trotz der Hoffnungslosigkeit meiner Lage in blindem Automatismus an die nächste Verbindungstür, um sie aufzubrechen und, falls der Riegel noch genauso intakt war wie der in dem zweiten Zimmer, die Gangtür von innen zu verriegeln, bevor sie von draußen aufgeschlossen werden konnte.
    Doch da kam mir ein glücklicher Zufall zu Hilfe die Verbindungstür war nicht nur unverschlossen, sondern stand sogar offen. Im Nu war ich im nächsten Zimmer und stemmte mich mit Knie und Schulter gegen die Gangtür, die sich gerade nach innen öffnete. Der andere mußte auf meinen Gegendruck nicht gefaßt gewesen sein, denn die Tür ging wieder zu, und ich konnte den kräftigen Riegel vorschieben, wie ich es schon an der anderen Tür getan hatte. Als ich mir diesen Aufschub verschafft hatte, hörte ich, wie das Getrommel an den anderen beiden Türen verstummte, während sich hinter der Verbindungstür, die ich mit dem Bettgestell abgesichert hatte, ein konfuses Geklapper vernehmen ließ. Offenbar war die Masse meiner Angreifer in das südliche Zimmer eingedrungen und formierte sich zu einer Attacke von der Flanke her. Doch im selben Moment knirschte ein Schlüssel in der Tür des nächsten nördlichen Zimmers, und ich erkannte, daß mir unmittelbare Gefahr drohte. Die nördliche Verbindungstür stand weit offen, aber es war nicht mehr daran zu denken, die Gangtür zu verriegeln, in deren Schloß sich bereits der Schlüssel herumdrehte. Ich konnte nicht mehr tun, als die offene Verbindungstür zu schließen und zu verriegeln, ebenso ihr Gegenstück auf der anderen Seite; dann
    verbarrikadierte ich die eine mit einem Bett und die andere mit einer Kommode und schob ein Waschgestell vor die Gangtür. Ich sah, daß ich mich auf solche
    provisorischen Hindernisse verlassen mußte, bis ich aus dem Fenster auf das Dach des Blocks an der Paine Street hinunterspringen konnte. Doch selbst in diesem Augenblick akuter Bedrohung graute es mir am meisten vor etwas anderem, das mit der unmittelbaren Schwäche meiner Verteidigungsposition nichts zu tun hatte. Ich schauderte deshalb, weil kein einziger von meinen Verfolgern auch nur ein einziges verständliches Wort von

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