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Schatten ueber Innsmouth

Schatten ueber Innsmouth

Titel: Schatten ueber Innsmouth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Licht aus und warf mich auf das harte, durchgelegene Bett — vollständig angezogen, einschließlich Jacke, Kragen und Schuhen. In der Dunkelheit kam’mir jedes kleine Nachtgeräusch laut vor, und eine Flut doppelt unangenehmer Gedanken brach über mich herein. Ich bereute es, das Licht ausgemacht zu haben, war aber zu müde, um aufzustehen und es wieder anzuknipsen. Und dann, nach einer langen, ermüdenden Pause, knarrten wieder die Stiegen und die Dielen im Korridor, und ich hörte jenes unmißverständliche Geräusch, das wie eine bösartige Bestätigung all meiner Befürchtungen schien. Es konnte auch nicht den Schatten eines Zweifels geben, daß jemand vorsichtig und verstohlen mit einem Schlüssel an meinem Türschloß herumprobierte.
    Meine Empfindungen in dem Augenblick, da ich dieses Anzeichen akuter Gefahr
    wahrnahm, waren vielleicht eher weniger heftig als vorher, weil ich die ganze Zeit Angst vor dem Ungewissen gehabt hatte. Ich war, wenn auch ohne bestimmten Grund, instinktiv auf der Hut gewesen, und das kam mir jetzt in dieser neuen und realen Krise zustatten, wie immer diese sich auch entwickeln mochte. Trotzdem versetzte mir dieser Übergang von einer vagen Vorahnung zu unmittelbarer Bedrohung einen heftigen Schock und traf mich mit der Wucht eines Faustschlages. Daß das Gefummel an der Tür vielleicht nur auf ein Versehen zurückzuführen war, kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Ich konnte nur an zielbewußte Bösartigkeit denken und lag mucksmäuschenstill, während ich auf den nächsten Schritt des vermeintlichen Eindringlings wartete.
    Nach einer Weile hörte das vorsichtige Rütteln auf, und ich hörte, wie jemand sich mit einem Hauptschlüssel in das nördliche Nebenzimmer Eintritt verschaffte. Dann wurde vorsichtig an der Verbindungstür gerüttelt. Der Riegel hielt natürlich stand, und ich hörte den Fußboden knarren, als der Eindringling das Zimmer verließ. Nach einer Weile hörte ich wieder das leise Knirschen eines Schlüssels und wußte, daß jemand das südliche Nebenzimmer betreten hatte. Abermals vorsichtiges Rütteln an der Verbindungstür und gleich darauf sich entfernende Schritte. Diesmal konnte ich das Knarren den Korridor entlang und die Treppe hinunter verfolgen, woraus ich schloß, daß der Eindringling gemerkt hatte, daß meine Türen verriegelt waren, und seine Versuche für eine kürzere oder längere Zeitspanne aufschieben würde; für wie lange, das blieb abzuwarten.
    Die Schnelligkeit, mit der ich mir einen Plan zurechtlegte, beweist, daß ich schon vorher irgendeine Bedrohung befürchtet und über einen möglichen Fluchtweg nachgedacht haben mußte. Von Anfang an spürte ich, daß der unbekannte Störenfried eine Gefahr darstellte, der ich mich nicht stellen durfte, sondern vor der ich nur so rasch wie möglich flüchten konnte. Es kam jetzt nur darauf an, auf dem schnellsten Wege das Hotel zu verlassen, wobei die Haupttreppe und die Halle nicht in Betracht kommen konnten.
    Ich stand vorsichtig auf und knipste meine Taschenlampe an, um die Glühbirne über meinem Bett anzuschalten und ein paar von meinen Habseligkeiten für eine kofferlose Flucht auszuwählen und einzustecken. Aber es tat sich nichts, offenbar war der Strom abgeschaltet worden. Es waren zweifellos irgendwelche dunklen, bösen Machenschaften im Gange was für welche, konnte ich mir nicht vorstellen. Während ich noch mit der Hand an dem nutzlos gewordenen Schalter dastand und überlegte, was zu tun sei, hörte ich unter mir ein gedämpftes Knarren von Dielen und glaubte außerdem, die Stimmen mehrerer Leute zu vernehmen. Einen Augenblick später war ich schon nicht mehr so sicher, daß es sich bei den tieferen Tönen um Stimmen handle, da das heisere Gebell und abgehackte Gequake wenig mit normaler menschlicher Sprache gemeinsam hatte. Dann erinnerte ich mich wieder lebhaft an das, was der Gewerbeinspektor in jener Nacht in diesem vermodernden und verpesteten Gebäude gehört hatte.
    Nachdem ich mit Hilfe der Taschenlampe ein paar Sachen zusammengesucht hatte, schlich ich auf Zehenspitzen ans Fenster, um meine Chancen für ein Entkommen abzuschätzen. Trotz der staatlichen Sicherheitsvorschriften hatte das Hotel auf dieser Seite keine Feuerleiter, und ich sah, daß zwischen meinen Fenstern und dem drei Stockwerke tiefer liegenden, gepflasterten Hof nur die nackte Mauer war. Rechts und links jedoch schlössen sich alte, massiv gebaute Wirtschaftsgebäude an das Hotel an, deren steile Dächer so hoch

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