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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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Bein.
    Voll ins Knie. Und das von hinten.
    Filip schreit auf, knickt um, sackt zusammen, hält sich das Knie.
    Mit drei Sätzen ist mein Vater bei mir. Er langt an mir vorbei. Ein, zwei Griffe, dann öffnen sich die Holzläden nach außen. So einfach ist das!
    »Raus!« Er stößt die Lamellen ganz auf. »Schnell! Beeil dich, Sascha!«
    Ich zögere nur kurz. Der Rucksack liegt griffbereit zu meinen Füßen, ich packe ihn, springe hinaus.
    Wie leicht das geht! Nur ein Satz, und ich bin draußen.
    Der Garten liegt still da in der Dämmerung. Verlassen.Nur die Katze sitzt auf der Mauer. Macht einen Buckel. Ihre grünen Augen starren mich an.
    »Schnell! Zum Tor!«
    Ich renne los, meinen Vater dicht auf den Fersen. Mein Atem geht heiß und hastig, mein Herz klopft wie verrückt.
    Das ist so unwirklich. Unwirklich!
    Das Tor. Es ist nur angelehnt, steht einen Spalt offen. Ich zwänge mich hindurch, mein Vater folgt mir, schwer atmend.
    Hinter uns höre ich einen Schrei.
    »Zum blauen Wagen, schnell!«, ruft mein Vater.
    Ich renne weiter. Dämmerung. Alles liegt schemenhaft da. Bereits jetzt, nach nicht mal ganz hundert Metern, bin ich außer Atem. Mein Vater keucht hinter mir her.
    Vor uns steht der Lieferwagen, daneben das blaue Auto. Ich laufe direkt darauf zu. Fünf Meter vielleicht, drei, nur noch einer.
    Und dann kracht ein Schuss.
    Schlägt dicht neben mir ein. Ich schreie auf. Jemand anders schreit auch.
    »Zurück! Zum Lieferwagen!«
    Ein Geräusch wie das einer Schlange, dicht neben mir. Der Reifen! Die Luft aus dem rechten Hinterrad des blauen Wagens entweicht mit einem Zischen.
    Mein Vater brüllt etwas. Ich kann ihn nicht verstehen, ich sehe nur sein Gesicht. Sein verzerrtes Gesicht. Und dann kann ich ihn wieder hören.
    »Wir nehmen den Lieferwagen! Los, Sascha, beeil dich!«
    Ich renne los. Am Tor ist jemand aufgetaucht. Goldzahn! In der Hand hält er seine Pistole. Und er zielt auf mich. Auf mich und auf meinen Vater!
    Im Augenwinkel sehe ich eine Gestalt, die auf uns zufliegt. Katzengleich. Schnell. Geschmeidig. Das ist Aleks! Er rennt auf mich zu!
    Mein Vater ist jetzt neben mir. Er dreht sich zu Aleks um, und im nächsten Moment hat er ihn gepackt und ihn vor sich gezogen. Ein Arm liegt um seinen Hals. Mein Vater hält ihn im Schwitzkasten. Und dann steht die Zeit still.
    Und mit ihr steht Goldzahn, drüben am Tor.
    Nicht nur Goldzahn hat eine Pistole. Mein Vater hat auch eine. Eine schwarze, kleine Pistole. Eine Waffe. Er hält sie Aleks direkt an den Kopf.
    Ich kann Aleks’ schockiertes Gesicht sehen. Auch er steht jetzt ganz still.
    »Eine Bewegung, und der Junge ist tot!«, schreit mein Vater. Und dann noch mal. Auf Serbisch.
    Goldzahns Mund ist ein rundes O. Dann hebt er die Waffe ganz langsam an.
    »Die Waffe weg!«, schreit mein Vater. Wieder auf Deutsch. Und dann auf Serbisch.
    Goldzahn zögert, dann lässt er die Waffe langsam sinken.
    »Los, in den Wagen!«, zischt mein Vater mir zu.
    Mit zitternden Fingern öffne ich die Tür des Lieferwagens, ziehe sie auf. Mein Rucksack ist mir im Weg, ich schiebe ihn weiter nach hinten.
    »Rein da, los, Sascha!«
    Ich klettere auf den Beifahrersitz, bleibe zusammengekrümmt hocken. Mein Vater schiebt sich näher heran, Aleks immer noch im Schwitzkasten. Dann schubst er ihn grob in den Wagen. »Los, rein! Auf den Fahrersitz!«
    Aleks klettert zu mir in den Wagen. Ich kann seine Augen nicht sehen. Und ich weiß auch nicht, ob ich das möchte.
    Mein Vater dreht sich halb um. Halb zielt er auf Aleks, halb sieht er zu Goldzahn. »Du fährst!«, sagt er gepresst. »Los, auf den Fahrersitz! Mach schon!«
    Aleks zwängt sich an mir vorbei. Er versucht, mich nicht zu berühren, aber ich kann seinen Körper spüren. Die Wärme seines Körpers, dicht vor mir. Seine Knie drücken gegen mich, er stützt sich auf der Sitzlehne ab, sein Gesicht leuchtet vor mir im Dunkeln. Seine Augen sind fast geschlossen, ein Schmerz liegt auf seinen Zügen. Dann ist er an mir vorbei, lässt sich auf den Fahrersitz fallen. Mein Vater zieht die Beifahrertür zu.
    Und im selben Moment fällt schon wieder ein Schuss.
    Sehr laut. Und sehr nah.
    Mein Vater keucht auf und hält sich die Schulter. Dann hievt er sich neben mich auf den Sitz und knallt die Tür zu.
    »Runter, Sascha! Los!« Gleichzeitig drückt er mich nach unten, in den Fußraum, mit aller Gewalt. Das tut weh, aber ich gebe keinen Laut von mir. Mein Herz klopft wie verrückt. Das Blut rauscht mir in den Ohren.
    »Fahr los!«

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