Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
Vom Netzwerk:
stellt.
    Mein einziger Lichtblick ist Aleks.
    Aleks. Dem ich wenigstens ein bisschen vertrauen kann.
    Oder?
    Später lässt mich Filip ins Bad, kurz darauf bringt zu meiner Überraschung wieder Vesna mir mein Mittagessen: Suppe mit Nudeln, dazu trockenes Brot.
    Warum sie mir die letzten beiden Tage wohl mein Frühstück nicht gebracht hat? Ob Goldzahn es ihr verboten hat, nach meinem Fluchtversuch?
    Und warum dann jetzt wieder?
    Vesna setzt sich mir gegenüber auf den Stuhl und wartet, bis ich gegessen habe.
    Ich muss sie die ganze Zeit verstohlen anstarren. Sie ist Aleks’ Oma. Aber Ähnlichkeit kann ich keine entdecken. Doch das ist auch schwer  – ihr Gesicht ist alt und voller Runzeln, Aleks’ Gesicht ist jung und glatt.
    Vesna lächelt mich an, runzelt die Stirn. Ihr Strickzeug hat sie nicht dabei, auch sie wirkt angespannt, unruhig, genau wie Filip, der im Türrahmen von einem Fuß auf den anderen tritt und dabei immer wieder schmerzlich das Gesicht verzieht.
    Fast bin ich froh, als Vesna meine kaum angerührte Suppe schließlich wieder hinausträgt und Filip die Tür hinter ihnen schließt. Das Fenster hat er offen gelassen, zum Glück. Ich ziehe den Stuhl hinüberund lehne das Gesicht an die Holzlamellen, um die frische Luft von draußen begierig einzusaugen. Heute scheint es deutlich kühler zu sein, die Luft ist angenehm erwärmt, aber nicht heiß; ich schätze mal, so 24, 25 Grad. Gut auszuhalten nach der Hitze der letzten Tage.
    Draußen rührt sich nichts, alles scheint ruhig, nur ab und zu ist aus der Ferne Motorengeräusch zu hören. Der Generator steht still und auch das Rauschen der Bäume und Sträucher ist verstummt. Windstille vermutlich.
    Was machen die anderen jetzt? Hält Goldzahn ein Mittagsschläfchen? Liegt Filip irgendwo da draußen träge im Schatten? Oder sind sie gar nicht in der Nähe?
    Und mein Vater und Aleks? Vesna?
    Meine Mutter? Was meine Mutter gerade wohl macht? Ob sie an mich denkt?
    Meine Kehle schnürt sich zu. Mama. Wie geht es dir?
    Aber plötzlich ist da ein Schatten, und das Lächeln legt sich auf meine Lippen, schon bevor die schwarze Katze sich mir entgegenstreckt. Da ist sie ja wieder! Und offenbar unverletzt, tatsächlich.
    Mit ihren grünen Augen betrachtet sie mich aufmerksam, während ich ihr den Kopf kraule. Ihr Blick ist unergründlich. Ich halte ihm stand.
    Dann verengen sich ihre Augen und sie springtohne Ankündigung davon. Im nächsten Moment höre ich Stimmen. Leise Stimmen. Ganz in meiner Nähe.
    »Besorg mir den Schlüssel vom Lieferwagen«, flüstert mein Vater. »Mehr musst du nicht tun. Wenn du ihr wirklich helfen willst, dann besorg mir einfach den Schlüssel.«
    »Ich weiß nicht.« Das ist Aleks. Zögerlich. Ängstlich klingt er.
    Warum sprechen sie Deutsch?
    Na klar! Damit die anderen sie nicht verstehen können. Falls sie in der Nähe sind.
    »Ich hab gesehen, wie du sie ansiehst«, sagt mein Vater leise. »Du willst doch auch nicht, dass ihr was passiert! Und sie ist in Gefahr. Das Geld kommt nicht. Und wenn es nicht kommt, dann wird Nenad Alex und mich …«
    »Nein, so ist Nenad nicht. Das wird er nicht tun«, flüstert Aleks.
    »Doch. Das wird er tun. Vielleicht schon heute Abend.«
    Einen Moment herrscht Schweigen. Dann sagt Aleks: »Aber wenn es schiefgeht, dann sind ich und meine Oma dran.«
    Mein Vater lacht leise. »Warum denn?«, fragt er, und sein Tonfall klingt bitter. »Ich denke, so ist Nenad nicht?«
    Aleks schweigt.
    Dann sagt mein Vater: »Du kannst dich wehren, und du kannst es drehen, dass es wie Zufall aussieht. Niemand muss erfahren, dass du den Schlüssel besorgt hast. Aber Alex ist in höchster Gefahr. Ohne deine Hilfe …«
    Im selben Moment höre ich noch eine Stimme, von weiter entfernt. Gleich darauf wird sie lauter. Goldzahn!
    Er ruft etwas, wütend, und von meinem Fenster entfernen sich eilige Schritte.
    Ich höre sie diskutieren, alle drei. Der Einzige, der ruhig bleibt, ist Aleks. Vielleicht schon heute Abend. Ich kann nichts dagegen tun, dass die Angst mir zwischen die Schulterblätter kriecht.
    Und da bleibt sie.

15 // Samstagabend
    Dann geht alles ganz schnell.
    Der Schlüssel dreht sich im Schloss und die Tür schwingt nach innen auf.
    Filip kommt herein, hinter ihm mein Vater. Filips Gesicht ist düster, er sieht zum Bett, sucht mich mit Blicken. Dann, als er mich am Fenster entdeckt, entspannt sich seine Miene.
    Zu früh.
    Mein Vater tritt ihn heftig von hinten gegen das Bein.
    Gegen das verletzte

Weitere Kostenlose Bücher