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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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Pflicht, ihn zur Rede zu stellen - als das letzte Mitglied des Silbernen Kreises und als sein liebender Vater. Denn ich bin Akendor Thayrin, der wahre Kaiser von Sithar!«
    Er ließ einen Augenblick verstreichen, um die Worte wirken zu lassen. Dann hob er erneut die Stimme. »Ja, nun wißt ihr, wer ich bin, nun erkennt ihr mich, nicht wahr? Ihr erkennt den letzten Nachfahren der Gründer; und ohne diesen ist Vara verloren. Denn Uliman, mein Sohn, wurde verführt, von den Troubliniern, den TathrilPriestern und Gildenleuten. Nur deshalb hat er sich zum Mord an den Fürsten hinreißen lassen.« Binhipar war zufrieden. Akendor hatte sich endlich in seine Rolle gefügt. Seine Worte schienen Eindruck zu hinterlassen, denn auf den Wehrgängen senkten die Gardisten ihre Bogen.
    »Ihr wißt, wer ich bin, und erkennt in mir jenen, der euch vor der Wandlung beschützen wird. Ihr seht dort hinten das Heer der Klippenritter; sie sind gekommen, um Vara gegen die Goldei zu verteidigen. Nun laßt mich auch innerhalb der Mauern Frieden schaffen. Ich will einen Schlußstrich unter das Blutvergießen ziehen; und falls mein Sohn lebt, wird auch er die Waffen strecken, das schwöre ich euch. Er wird sich dem Befehl seines Vaters nicht widersetzen. Öffnet die Tore, laßt mich ein. Ich werde Uliman suchen und auf den Thron zurückkehren, als der wahre Kaiser des Reiches, als letzter Erbe der Gründer.«
    Seine Rede hatte die Gardisten verunsichert. Sie berieten sich lautstark, stritten auf dem Wehrgang miteinander. Binhipar beugte sich zu Garalac hinüber.
    »Akendor macht seine Sache gut. Er ist wohl doch nicht ganz dem Wahn erlegen, wie Ihr behauptet.« Garalac vermied es, den Fürsten anzusehen. »Ihr habt keine Ahnung, was er in Eurer Burg in Nandar erlitten hat. Er hat nicht vergessen, wie Ihr ihn gequält habt - Tag für Tag das Gebell Eurer Hunde, die er von seinem Gefängnis aus sehen konnte, den Blick auf ihren offenen Zwinger. Der Tag wird kommen, an dem Ihr dafür bezahlen müßt, Fürst Binhipar …«
    Er hielt inne, denn vom Nordtor erklang ein Rumpeln. Die Flügel der Pforte glitten auseinander, wurden nach innen aufgezogen.
    Varas Bürger hatten dem Kaiser die Stadt geöffnet.

KAPITEL 13
Erweckung
    Sai'Kanees Stab bohrte sich in den Lehm. Risse zogen JL sich um die Spitze, und aus der Tiefe drang ein metallisches Rasseln, als erwecke der Stab seltsame Kräfte im Untergrund.
    Es bereitete der Zauberin sichtliche Freude, ihre Macht über das Verlies zu zeigen. Als sie Nhordukael im Turm des Doms empfangen hatte - oder vielmehr im Gegenstück des Doms, tief unter Vara - , hatte sie bald ihre Maske fallen lassen. Der Stab Durta Slargins schien keinen guten Einfluß auf sie auszuüben, denn sie überschätzte ihre Kräfte, spielte mit der Macht des Verlieses.
Mondschlund hat seine Diener schlecht ausgewählt,
dachte Nhordukael, während er ihr folgte.
Wer den Quellen nicht mit Ehrfurcht begegnet, der bereut es … so wie Bars Balicor!
    Verschlungene Wege hatten sie in das Verlies zurückgeführt, und so schritten Sai'Kanee und Nhordukael wieder durch die dunklen Gänge, die von schimmerndem Moos erhellt wurden. Die Sphärenströme des Verlieses waren stark; Nhordukael wagte es nicht, nach der Inneren Schicht zu spähen, denn er fürchtete die Macht der Quelle. Sie erreichten eine Weggabelung. Sai'Kanee hielt inne, hob den brüchigen Stab und kratzte das Moos von den Wänden. Auf den Steinen glommen goldene Zeichen.
    »Wir müßten schon längst am Ziel sein«, murmelte sie, und trotz der Schminke war Ratlosigkeit in ihrem Gesicht zu erkennen. »Aber welcher dieser Gänge war es? Ich erinnere mich nicht mehr …« »Haben wir uns verirrt?« fragte Nhordukael spöttisch.
    »Keineswegs. Ich bringe dich zurück nach Thax, in die Stadt, die du zerstört hast. Bald wirst du wieder mit dem Auge der Glut verschmelzen, um den Kampf für Mondschlund fortzusetzen.«
    Da täuschst du dich gewaltig.
Seit er von der Stadt wußte, die der Zauberer an die Oberfläche bringen wollte, hatte sich Nhordukael endgültig von Mondschlund losgesagt. Zwar konnte er die Wandlung nicht aufhalten, doch er wollte auch nicht länger an diesem Krieg teilnehmen.
    Noch während sie an der Gabelung verharrten, vernahm Nhordukael ein Flüstern. Er blickte auf die Wand, sah zwischen den Ritzen ein silbriges Licht umherwandern. Eine Gestalt glitt aus den Steinen: dürre Glieder, ein starres Gesicht, goldglimmende Augen. Es war Glam, der Diener
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