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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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nutzen, um mit den Klippenrittern eine Einigung zu erzielen. Habt Ihr inzwischen in Erfahrung gebracht, wer sie anführt? Wem ist es gelungen, sie hinter sich zu vereinen?«
    »Manche behaupten, es wäre Darna Nihirdi, die Gattin Fürst Binhipars, oder sein Sohn Blidor. Einige berichten sogar, sie hätten den Fürsten selbst vor den Toren gesehen.«
    Sinustre lachte auf. »Wie viele Tote sollen denn noch in der Stadt herumlaufen? Erst Uliman und jetzt auch Binhipar, obwohl dieser mit den anderen Fürsten im Thronsaal starb! Demnächst reden sich die Leute ein, Durta Slargin sei zurückgekehrt und schlurfe mit seinem Stab durch die Gassen.« Sie sah empor. Der Anblick der hohen Glastürme, die Varas Stadtbild nun prägten, löste ein Hochgefühl in ihr aus. »Nun, wer immer sich auch an die Spitze des Klippenordens gestellt hat - er wird Varas Gang in die Zukunft nicht aufhalten. Noch wenige Nächte … dann können die Großbürger, die ich im Verlies in Sicherheit brachte, ihre neue Stadt beziehen, und Vara wird zu neuem Leben erwachen. Wir müssen nichts weiter tun, als die Klippenritter noch ein paar Tage fernzuhalten.« Voller Inbrunst hob sie die Hände, wie eine Priesterin, die ihren Segen erteilte. »So lange habe ich für dich gekämpft, Vara, um dich zu neuer Größe zu führen; und nun sehe ich, daß du phantastischer und schöner sein wirst, als ich es mir je erträumte.«
    Sie wollte ihre Rede fortsetzen, doch dann erstarrte sie. Hinter den gläsernen Türmen bewegte sich ein dunkler Schatten. Ein gieriger Schrei gellte durch die Luft. Dann stieß ein Vogel zwischen den Türmen hervor und stürzte auf Sinustre Cascodi herab: ein Schwan mit schwarzem Gefieder und kristallklaren Augen. Er öffnete seinen Schnabel, und wieder war sein Ruf zu hören, der so grauenvoll klang, daß die Stadtgardisten zurückwichen.
    Sinustre stand wie angewurzelt auf der Treppe, während der Schwan wie ein Pfeil auf sie zuschoß. Erst im letzten Augenblick duckte sie sich, schützte das Gesicht mit den Händen: dabei löste sich ihre Frisur auf, und braune Locken flössen wie ein Wasserfall auf ihre Schultern herab. Sie verhedderten sich, als der Schwan seine Flügel ausbreitete, den Flug abbremste und die Krallen in ihr Kleid schlug. Die Edelsteine sprangen aus dem Samt, klirrten auf den Steinstufen. Das Biest hackte auf Sinustre Cascodi ein. Sie schrie; doch ihre Stimme erstickte, ging in ein Gurgeln über. Verlor den Halt, überschlug sich auf der Treppe. Das Tier riß seinen Kopf zurück. In dem Schnabel glänzte ein roter Klumpen. Sinustre rollte die Stufen herab, beide Hände vor den Mund gepreßt. Zwischen den Fingern schoß Blut hervor.
    Den Stadtgardisten war das Grauen in die Gesichter geschrieben. Keiner wagte es, der Dame zur Hilfe zu eilen oder den Schwan anzugreifen. Dieser richtete seine gläsernen Augen auf sie, reckte den Hals, plusterte sein Gefieder auf. Zwischen den Federspitzen glänzte eine silberne Kette.
    Dann öffnete er den Schnabel. Doch diesmal drang kein Laut aus seiner Kehle. Statt dessen setzte sich Sinustre Cascodi auf, starr wie eine Puppe, und ließ die Hände vom blutverschmierten Mund sinken. Sie preßte kehlige Worte hervor.
    »Noch … bin ich … euer Kaiser …« Sie zitterte wie im Fieber. »… wer mir … nicht folgt … der geht unter …« Das Untier flatterte mit den Flügeln, fauchte, bog seinen Hals zurück. Und ringsum sanken die Gardisten auf die Knie, ließen ihre Schwerter fallen und senkten die Köpfe vor dem schwarzen Schwan.
    Valdyr, das Nordtor, war der wichtigste Zugang der Stadt. Hier endete der ›Weg der Pracht‹, jene legendäre Strecke aus dem Hochland; und hier liefen auch die von Mehnic und Persys führenden Straßen zusammen. Drei Türme bewachten Valdyr; ihre Zinnen waren mit Padriltafeln geschmückt, die kirschrot im Sonnenlicht glitzerten. Auf dem Wehrgang zwischen den Türmen lauerten die Bogenschützen der Stadtgarde. Sie hatten Pfeile an ihre Sehnen gelegt, waren bereit, die Stadt bis in den Tod zu verteidigen.
    Eine Abordnung der Klippenritter war vor dem Nordtor erschienen. Schwarze Rüstungen, blitzende Schwerter und Kriegskeulen … die Ordensritter zeigten ihre Stärke; nicht umsonst galten sie als die meistgefürchteten Streiter des Kaiserreiches. Allein die mitgeführte weiße Standarte verriet ihre friedliche Absicht.
    Binhipar Nihirdi, der Fürst von Palidon, hatte sich einen schlichten Umhang umgeworfen. Er wollte nicht erkannt werden und keine

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