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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Schäfchen verzichten können; im Übrigen sollte diese Geschichte möglichst bald erledigt werden. Es betrübt mich, dass Ihr als mein Vertreter nicht persönlich vor Ort sein werdet, wenn Ashwarawu getötet wird, aber ich werde Euch nicht zum Bruch Eures Schwurs zwingen, mich zu beschützen.«
    Wan Atenn schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich knapp, dann machte er kehrt und verließ energischen Schritts den Saal.
    »Ich glaube nicht –«, setzte Carwan Pestle an, aber der Yatol fiel ihm ins Wort.
    »Ich bin müde und werde mich jetzt zurückziehen«, sagte er. »Begleitet mich in meine privaten Gemächer, damit wir die neuen Beschlüsse besprechen können. Vielleicht schicke ich Euch ja als meinen persönlichen Abgesandten nach Dancala Grysh.«
    Eine Bemerkung, die Carwan Pestle bewog, erstaunt die Augen aufzureißen; er verzichtete aber auf eine Erwiderung und begleitete seinen Herrn artig aus dem Audienzsaal und wieder zurück in dessen großzügige Privatgemächer.
    »Ihr könnt ganz offen sprechen«, forderte Grysh ihn auf, während er sich in einem kleinen, gemütlichen Zimmer in einen bequemen Sessel fallen ließ.
    Carwan Pestle stammelte ein paar unzusammenhängende Worte.
    »Nur zu, mein junger Freund«, drängte der Yatol. »Dies sind ruhmvolle Zeiten, begreift Ihr nicht?«
    »Ihr plant, Ashwarawu in der Steppe zu jagen, Yatol?«, erkundigte sich Pestle nervös. »Ich dachte, Eure Politik der langsamen, nicht überhasteten Stärkung sämtlicher Verteidigungsanlagen in den Siedlungen, gepaart mit der Anregung, alle Dörfer mit einem Schutzwall zu umgeben und der Entsendung von Soldaten zur Überwachung des Ausbaus der Schutzanlagen, zeige allmählich die ersten Erfolge. Ashwarawu hat den ganzen Winter über kein einziges Dorf überfallen. Nur Karawanen.«
    »Selbstverständlich zeigt sie Wirkung«, erwiderte Grysh. »Ashwarawu wird niemals riskieren, vor den Toren einer kleinen Siedlung geschlagen zu werden, wo ihn bei hohem Risiko bestenfalls ein magerer Gewinn erwartet. Er wird Dancala Grysh nur dann angreifen, wenn ihm das Risiko gering erscheint.«
    »Nach der letzten Bewertung ist der Ort nicht gerade die am besten gesicherte Siedlung, aber ich –« Carwan Pestle wurde jäh unterbrochen, als Grysh erneut in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Das weiß auch Wan Atenn«, erklärte der Yatol. »Deswegen hat sich dieser ruhmsüchtige Chezhou-Lei ja auch geweigert, Dharyan zu verlassen.«
    Carwan Pestle verzog verwirrt das Gesicht, dann allmählich dämmerte es ihm, und er bekam große Augen. »Ihr denkt, Ashwarawu wird Dancala Grysh links liegen lassen und stattdessen Dharyan angreifen?«
    »Alles deutet darauf hin, dass seine Truppen starken Zulauf bekommen haben«, erklärte der Yatol. »Ashwarawus Ruf macht allen Ru Mut, und mit jedem seiner Erfolge scharen sich weitere Krieger um ihn. Ein großer, entscheidender Sieg könnte ganz To-gai ermuntern, sich hinter ihn zu stellen. Ashwarawu ist kein Dummkopf. Sobald er glaubt, wir seien hier geschwächt, wird sich bei ihm der Wunsch nach einem durchschlagenden Erfolg regen – nach einem Sieg, der ihm im Verlauf des Sommers zu noch größerem Ruhm verhelfen wird. Er weiß genau, dass er nicht ewig blitzschnell zuschlagen und sich wieder zurückziehen kann, dass wir seine Taktik irgendwann leid sein und eine Armee aussenden werden, die stark genug ist, ihn aufzuspüren und endgültig zu vernichten. Ich bin sicher, der Einmarsch zweier Zwanzigerkarrees zu Beginn des Winters hat ihm zu denken gegeben, denn jetzt muss er genau diese Konsequenz fürchten. Deshalb braucht er einen großen Sieg, den er den anderen To-gai-ru als Wimpel präsentieren kann, hinter dem sie sich sammeln sollen. Er wird uns ganz sicher angreifen, und dann gehört er mir.«
    Carwan Pestle lehnte sich zurück; das musste er erst einmal verdauen. Aber dann erschien es ihm vollkommen logisch und durchdacht, und zwar von Anfang bis Ende. Warum sollte sich Wan Atenn um Yatol Grysh und Dharyan ernstlich Sorgen machen, solange achthundert Soldaten nur einen Tagesmarsch vor der Stadt lagerten?
    Es war ein fein abgestimmter Plan, ein Täuschungsmanöver mit dem Ziel, Ashwarawu in die Falle zu locken und den Rebellenführer glauben zu machen, der denkbar größte Fang sei greifbar nahe. In Carwan Pestles Blick lag aufrichtige Bewunderung, als er den Yatol ansah, denn offenkundig hatte dieser bereits seit dem unerwarteten Eintreffen der Soldaten aus Jacintha an diesem Plan gearbeitet. Alle

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