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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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habe. Ich bezweifle sehr, dass sie sich noch einmal gegen mich stellen wird; ich denke, dafür fehlt ihr schlicht der Mut, jetzt, da die Schuld für jeden sichtbar in ihren hübschen blauen Augen steht. Sie trägt die Kette der Götter um den Hals, und diese Bürde ermöglicht es mir, sie, falls nötig, mit einem bloßen Gedanken zu vernichten.
    Besser wäre es für mich, wenn ich sie zur Zeugin machte und sie den Aufstieg ihres verstoßenen Sohnes miterleben ließe. Einst galt sie im Volk des Bärenreiches als Heldin, die es vor dem geflügelten Dämon gerettet und von der Pest erlöst hat. Mit ihr als Zeugin wird sich mein Ruhm noch schneller verbreiten. Es wird für sie eine schmerzliche Erfahrung sein, wenn sie endlich begreift, dass sie mir die Rechtfertigung für mein Tun liefert, dass ihre Berühmtheit mir erlaubt, meine noch zu vergrößern. Ihr Ruf wird mein Verbündeter sein, selbst wenn sie zu meiner Feindin werden sollte.
    Auch das wird mir ausschließlich zum Vorteil gereichen.
    Einen Krieger misst man in allererster Linie an seinen besiegten Feinden. Fio Bou-raiy, Prinz Midalis, Lady Dasslerond – und vielleicht sogar Jilseponie Wyndon Ursal.
    Eine eindrucksvolle Liste.
    Ich hoffe nur, dass ich noch weitere mächtige und würdige Gegner finden werde.
    Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein Drache die Lüfte über der Wüstenei südlich des Großen Gürtels unsicher machen soll.
    Es wird mir eine Freude sein; mein Urteil wird gnädig ausfallen.
    Denn jetzt bin ich König.
    Aydrian Boudabras

1. Der Schatten im Spiegel
    Kaum hatte der Schatten im Spiegel ihn gelockt, vermochte Aydrian Jilseponie nicht mehr aus seinen Gedanken zu verbannen. Anstelle des unerbittlichen Hasses, den er für sie empfand, überkam ihn jetzt plötzlich ein Gefühl der Wärme, so als wollte ihm der Schatten zu verstehen geben, Jilseponie sei die Antwort auf seine Fragen. Nicht, was Ruhm oder Macht anbelangte.
    Aber was dann?
    Etwa sein Seelenheil?
    Aydrian ließ sich gegen die Rückwand des kleinen, abgedunkelten Raumes sinken, den er dem Orakel, dieser mystischen Verbindung zu den Schatten im Spiegel, eingerichtet hatte. Die Elfen hatten ihn im Umgang mit dem Orakel unterwiesen und ihn gelehrt, dass ihm ein Blick in den Spiegel all jene offenbarte, die bereits verstorben waren. Aydrian war nicht wirklich davon überzeugt. Vielleicht bot ihm das Orakel vielmehr eine Möglichkeit, in sein eigenes innerstes Wesen, in seine Seele, zu schauen. Vielleicht waren die schattenhaften Geschöpfe, die er im Spiegel sah – und er erkannte deren zwei, während andere gewöhnlich nur eines sahen –, Boten der Götter.
    Hier, beim Orakel, hatte Aydrian die Macht der Edelsteine verstehen gelernt. Hier hatte er zum ersten Mal begriffen, wie er sein Verlangen nach Unsterblichkeit – Immortalis in der alten Sprache der Menschen und Elfen – stillen konnte.
    Also schaute er jetzt hin und genoss das anhaltende Gefühl von Zärtlichkeit und Wärme, das ihn jedes Mal überkam, wenn er an Jilseponie dachte – und das ihm, vermutete er, von diesem einen Schatten übermittelt wurde. Doch dann erschien auf der gegenüberliegenden Seite der zweite Schatten, und sofort fühlte sich Aydrian an Jilseponies wahres Wesen erinnert, dass sie ihn zurückgelassen und ihn im Grunde sogar der Sklavenschinderei der grausamen Lady Dasslerond ausgeliefert hatte.
    Augenblicke später war jegliche Wärme, waren alle Gedanken an eine mystische Seelenrettung verflogen und seinem Hass auf diese Hexe Jilseponie, diese angebliche Königin, gewichen. Er beobachtete, wie die beiden Schatten sich einander näherten, nicht etwa, um zu etwas Größerem, Bedeutenderem zu verschmelzen, sondern beide in dem offenkundigen Verlangen, einander zu übertrumpfen.
    Aydrian konnte nichts dagegen tun, diese unablässige Rangelei entlockte ihm ein hämisches Grinsen. Andere, die in das Geheimnis des Orakels eingeweiht waren, sahen einen Schatten, er dagegen zwei, und genau das, diese zwei miteinander ringenden Standpunkte, zu welchem Thema auch immer, ließ ihn zu der Überzeugung gelangen, dass er tatsächlich zu Höherem berufen war. Anders als die niemals aus der Masse ausscherenden Narren, die dem Orakel blindlings folgten, rang Aydrian dem Orakel die Kraft zu wohl begründeter Entschlossenheit ab. Jeder einzelne Schritt war wohl durchdacht, sowohl mit dem Verstand als auch in seinem Herzen.
    Er musste laut auflachen, als ihm in diesem Augenblick plötzlich dämmerte, dass der erste

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