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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Schatten sein Gewissen repräsentierte, eben jenes Gängelband, das die Götter den gewöhnlichen Sterblichen angelegt hatten.
    Diese Erkenntnis besiegelte das Thema Jilseponie lediglich ein weiteres Mal. Die Hexe würde tatenlos mit ansehen müssen, wie er zu bislang ungekannter Größe aufstieg. Sie würde einfach sterben – an ihren eigenen Schuldgefühlen und unter seinen lächelnden Blicken –, während er in die Ewigkeit einging.
    Plötzlich schoben sich ganz andere Bilder in Aydrians Gedanken. Er sah eine Karte des Bärenreiches vor sich; die südlichen Gebiete zwischen Ursal und Entel waren rot schraffiert, während alles Übrige farblos war. Greifenden Fingern gleich begann das Rot sich langsam auszubreiten, indem es von Ursal ausgehend nach Norden verlief, bis es die Stadt Palmaris ganz umschlossen hatte. Kaum war die Stadt unter seinen Einflussbereich gefallen, färbte sich der Masur Delaval, jener mächtige Fluss, der das Königreich teilte, blutrot. Im Osten drang die rote Färbung von Entel aus nach Norden vor und bemächtigte sich der Halbinsel Mantis Arm bis hin nach St. Mere-Abelle.
    Aydrian ahnte, dass die Eroberung von St. Mere-Abelle seinen endgültigen Sieg bedeuten würde, der ihm das gesamte Bärenreich südlich des Golfes von Korona sichern würde. Der Gedanke an St. Mere-Abelle, den Hauptsitz des ehrwürdigen Vaters Fio Bou-raiy und des Abellikaner-Ordens, lenkte ihn auf ein weiteres Problem: Was sollte mit Marcalo De’Unnero und Abt Olin geschehen, die beide die Vorherrschaft über diesen Orden anstrebten?
    Aydrian wandte sich mit dieser Frage an den Schatten im Spiegel. Was soll mit Abt Olin geschehen?
    Wieder erschien vor seinem inneren Auge die Karte, und diesmal griffen die roten Finger von Entel aus nach Süden, vorbei am Großen Gürtel bis nach Jacintha, dem Sitz der Macht in Behren.
    Ein Klopfen an der Tür riss Aydrian aus seinen Betrachtungen und ließ diesen Moment mit dem Orakel in tausend Splitter zerspringen. Er blickte auf, das Gesicht verärgert, aber nur für einen Moment, denn als er über das soeben Gesehene nachdachte, wurde ihm klar, dass er die Antwort auf seine Frage gefunden hatte.
     
    Die Kutsche holperte durch das Südtor von Palmaris, ohne besondere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Palmaris war eine offene Stadt, denn trotz der gelegentlich aus Ursal durchsickernden Gerüchte galt diese Epoche im Bärenreich als eine Zeit des Friedens. Deshalb ließen die Posten die Kutsche unbehelligt passieren, ohne sich weiter für ihre Passagiere oder mögliche Fracht zu interessieren. Hätten sie einen Blick durch das verhüllte Fenster geworfen, hätten sie die dort sitzende Frau vielleicht erkannt, obschon sie nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst zu sein schien.
    Beinahe hätte Jilseponie gar nicht bemerkt, dass ihr Fahrer die Stadtgrenze von Palmaris überquerte. Sie saß schweigend da, die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht noch immer deutlich gezeichnet von den Spuren jener Tränen, die ihre ersten Tage nach Verlassen Ursals bestimmt hatten. Mittlerweile hatte sie das Weinen jedoch aufgegeben.
    Sie fühlte sich nur noch abgestumpft und leer.
    Aydrians Geschichte erschien ihr noch immer nahezu unbegreiflich; sie konnte kaum glauben, dass ihr Kind nicht tot, sondern von den Elfen geraubt und all die Jahre in ihrer Abwesenheit großgezogen worden war. Wie hatte er sich nur zu jenem Tyrannen entwickeln können, den sie in Ursal erlebt hatte? Wie konnte sich ein Kind von ihr und Elbryan in dieses Ungeheuer verwandeln, das Aydrian jetzt war?
    Und er war ein Ungeheuer, davon war Jilseponie aus tiefstem Herzen überzeugt. Er hatte Constance aus dem Jenseits zurückgeholt und, dessen war sie sicher, sich ihrer bedient, um Danube umzubringen. Er hatte den Thron in Ursal an sich gerissen, und das alles auf Geheiß von Marcalo De’Unnero!
    Marcalo De’Unnero, ausgerechnet!
    In Jilseponies Augen gab es keine reinere Verkörperung des Bösen als diesen Mann, mit Ausnahme vielleicht des Geflügelten Dämons Bestesbulzibar selbst! Wie hatte Aydrian sich nur mit dem Mörder seines eigenen Vaters einlassen können?
    Das Ganze war für Jilseponie völlig unbegreiflich, zumal sie gegenwärtig nicht die Kraft besaß, sich durch diesen verwirrenden Sumpf von Gefühlen zu kämpfen.
    Aydrian lebte.
    Im Grunde war das das Einzige, was zählte. Alle anderen Fragen ließen sich in Anbetracht dieser ebenso erschreckenden wie wundervollen Tatsache in Jilseponies

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