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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Eichhörnchen und was er an Vögeln im Halbdunkel der dicht stehenden Bäume ausmachen konnte. Einmal sah er kurz einen Fuchs durchs Unterholz schleichen.
    Nein, ein Tier bin ich nicht.
    Sein Geist schlug wie ertrinkend um sich, fand Halt und hielt sich fest. Er spürte, wie wildes Denken ihn periodisch umflutete, berührte und doch unberührt ließ.
    Ich bin ein Mensch. Von solchen Verlockungen halte ich mich fern.
    Gegen Abend begann es zu regnen. Durchs Blattwerk sah er die Wolken sich grau auftürmen und spürte, dass es immer kühler wurde. Zum ersten Mal seit Wochen suchte er Unterschlupf.
    Er arbeitete sich in eine enge Schlucht vor, in der Erosion einen Überhang hatte wegbröckeln lassen und eine steinerne Fassade zum Vorschein gebracht hatte, kletterte über laubbedeckte Lehmhaufen zum Eingang, der weit ins Dunkle wies, und brach einem angreifenden Wildhund das Genick.
    Mit Dunkelheit war er vertraut, denn in den Tiefen des Labyrinths unter Ishuäl war alles Licht verboten gewesen. Hier jedoch konnte er der bedrängenden Schwärze keine mathematische Struktur, keinen architektonischen Plan abgewinnen. Alles schien ein zufälliges Gewirr von Mauern zu sein, zwischen denen sich viel Erde gesammelt hatte. Anasûrimbor Kellhus legte sich hin und schlief ein.
    Als er aufwachte, stand der Wald verschneit und lautlos da.
    Die Dunyain wussten nicht recht, wie weit Shimeh entfernt war, und hatten ihm bloß so viel Verpflegung mitgegeben, wie er ungehindert tragen konnte. Sein Rucksack wurde mit der Zeit immer leichter, und Kellhus konnte nur hilflos erleiden, wie Hunger und Unterkühlung ihm immer stärker zusetzten.
    Zwar hatte die Wildnis ihn nicht in den Wahnsinn treiben können, aber töten konnte sie ihn allemal.
    Als er nichts mehr zu essen hatte, wanderte er weiter. Alles – die Phänomene und ihre intellektuelle Durchdringung – schien eine sonderbar übersteigerte Klarheit anzunehmen. Es schneite immer mehr, und der Wind wurde kälter, beißender. Er wanderte, bis er nicht mehr konnte.
    Der Weg ist zu lang, Vater. Shimeh ist zu weit entfernt.
     
     
    Die Schlittenhunde des Trappers schlugen an und stöberten mit der Nase im Schnee. Der Fallensteller zog die Tiere weg und band sie an den Stamm einer Krüppelkiefer. Überrascht schob er den Schnee von der zusammengekrümmten Gestalt am Boden. Sein erster Gedanke war, den Toten an die Hunde zu verfüttern – sonst würden ihn die Wölfe fressen, und im gottverlassenen Norden war Fleisch knapp.
    Er zog seine Fäustlinge aus und berührte die bärtige Wange des Reglosen mit den Fingerkuppen. Die Haut der Gestalt war grau, und er war sicher, ihr Kopf wäre so kalt wie der Schnee, der das halbe Gesicht bedeckte. Doch dem war nicht so. Dem Trapper entfuhr ein halblauter Schrei, und die Hunde antworteten mit mehrstimmigem Geheul. Er fluchte, machte den Fluch aber gleich ungeschehen, indem er das Zeichen Husyelts, des Dunklen Jägers, schlug. Die Glieder des Mannes, den er aus dem Schnee hob, waren schlaff, und seine Wollsachen und sein Haar blieben trotz des starken Windes steif.
    Für den Trapper war die Welt schon immer von geheimnisvollen Bedeutungen und Korrespondenzen erfüllt gewesen, nun aber schienen ihm die Zeichen erschreckend. Während die Hunde den Schlitten zogen, hetzte er neben ihnen her – auf der Flucht vor der Wut des rasch heraufziehenden Schneesturms.
    »Leweth«, hatte der Mann gesagt und die Hand auf die nackte Brust gelegt. Sein kurz geschnittenes Silberhaar (mit einem Tick Bronze) war viel zu fein für seine derben Züge, die Brauen schienen in steter Überraschung gewölbt, und die unruhig schweifenden Augen lieferten ihm stets einen Vorwand, Interesse an belanglosen Gegenständen vorzutäuschen und so dem wachsamen Blick seines Pfleglings auszuweichen.
    Erst als er die Grundlagen von Leweths Sprache erlernt hatte, fand Kellhus heraus, wie er in die Obhut des Trappers gekommen war. Das Erste, woran er sich erinnerte, waren verschwitzte Felle und ein schwelendes Feuer. Pelzbündel hingen von der niedrigen Decke, Säcke und Fässer stapelten sich in den Ecken des einzigen Zimmers, und der Geruch von Rauch, Fett und Fäulnis nahm das bisschen Freifläche in der Mitte völlig in Beschlag. Wie Kellhus bald erfuhr, bildete das chaotische Durcheinander in der Hütte die abergläubischen Ängste des Fallenstellers gewissenhaft ab. Alles hat seinen Platz – so lehrte Leweth ihn immer wieder –, und was nicht an seinem Platz ist, deutet auf

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