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Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
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an der Tür des Hauses mit der Nummer 78.
    Wenig später stand eine große, schlanke Frau vor ihr. Sie hielt Ben auf dem Arm. »Ja bitte?«
    Die Frau war sehr elegant gekleidet, sie trug einen hellen Hosenanzug und eine apricotfarbene Seidenbluse. Ihre blond gesträhnten Haare hatte sie zu einer Banane hochgesteckt. Immer wieder warf sie einen kurzen Blick auf ihr iPhone.
    »Äh … guten Tag. Katrin Ortrup ist mein Name, ich bin die Mutter von Leo. Ist Frau Weiler zu sprechen?«
    »Die steht vor Ihnen«, sagte die fremde Frau. Sie musterte Katrin misstrauisch.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Katrin nervös. »Ich meine Tanja Weiler. Ich würde gerne mit Tanja Weiler sprechen, mit der Mutter von Ben.«
    Die Frau zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie von mir wollen. Aber ich bin Frau Weiler, Sabine Weiler, und das hier ist mein Sohn Ben.«
    Katrin meinte zu spüren, wie der Boden unter ihr zu schwanken begann.
    »Und wo ist Leo?«, brachte sie mit zitternder Stimme heraus. »Wo ist mein Sohn Leo?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«, sagte die fremde Frau barsch.
    Angstvoll wandte Katrin sich an Ben.
    »Ben, wo ist Leo? War Leo heute hier? Weißt du, wo er ist?«
    Doch der Kleine schüttelte nur den Kopf.
    »Ich möchte Sie bitten, uns jetzt in Ruhe zu lassen«, sagte Bens Mutter.
    »Bitte, nur noch eine Frage«, flehte Katrin. »Die Frau, die Ben immer in den Kindergarten gebracht hat …«
    » Die Tanja meinen Sie. Tanja Meyer«, sagte die Frau, und ihre Stimme klang auf einmal zornig. »Sie war seit ein paar Wochen unser Kindermädchen. Ich dachte, endlich mal eine, die zuverlässig ist, ein echter Glücksgriff für eine berufstätige Frau wie mich. Aber heute Morgen hat sie gekündigt. Aus heiterem Himmel. Einfach so, ohne Begründung. Sie hat sogar auf ihren noch ausstehenden Lohn verzichtet. Können Sie mir vielleicht verraten, wo ich auf die Schnelle eine neue Kinderfrau herkriegen soll?«
    Katrin schüttelte wie benommen den Kopf und ging zu ihrem Wagen zurück.
    »Hallo Sie! Wenn Sie Frau Meyer sprechen, dann sagen Sie ihr ruhig, dass ich stocksauer bin! So was gehört sich doch nicht, verdammt, was soll ich denn jetzt machen?!«
    Katrin reagierte nicht. Zitternd saß sie in ihrem Wagen und versuchte krampfhaft, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Es war wahrscheinlich eine Taube, die den großen weißen Fleck auf der Motorhaube hinterlassen hatte. Sie musste ihn möglichst schnell abwaschen, sonst würde der ätzende Kot den Lack angreifen. Immer wieder tauchte sie das Papiertuch in den Wassereimer neben der Zapfsäule.
    Der Geruch von Benzin erinnerte sie an früher. Wie oft waren sie als Teenager nachts noch zur Tankstelle gelaufen, um Zigaretten und Bier zu kaufen? Wenn die Disko geschlossen hatte, war die Tanke immer ihre letzte Anlaufstelle gewesen. Erst als sie ihre Freundin kennengelernt hatte, war Schluss gewesen mit den Partynächten.
    Schließlich hatte sie es geschafft; der Fleck war weg. Aber der Lack hatte doch etwas abbekommen.
    »Mistviecher!«, murmelte sie und schüttelte verärgert den Kopf. »Am liebsten würde ich euch alle überfahren!«
    Als sie ihre Handtasche vom Beifahrersitz nahm, fiel ihr Blick auf die kleine mit einem bunten Blumenmuster beklebte Pappschachtel, die sie am Nachmittag gekauft hatte. Darin werde ich dich aufbewahren, dachte sie und lächelte. Nein, sie hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, das kleine Ding wieder einzugraben und sich endgültig davon zu trennen. Nicht jetzt, wo sie alles zu Ende bringen wollte.
    Sie merkte sich die Nummer der Zapfsäule und ging in die Tankstelle.
    Das Benzin wird auch immer teurer, dachte sie, während sie dem jungen Mann hinter dem Tresen einen Hundert-Euro-Schein gab.
    Mit dem Wechselgeld in der Hand ging sie durch die Gänge des angeschlossenen Shops, der fast so groß war wie ein richtiger Supermarkt.
    Brauchte sie noch was? Lebensmittel hatte sie schon eingekauft. Toilettenpapier, Duschgel und Shampoo lagen auch im Kofferraum.
    Nachdenklich nahm sie eine Rolle extra starkes Klebeband in die Hand. Das eignet sich besser als eine Wäscheleine, dachte sie und ging noch einmal zur Kasse.
    »Ich muss noch zum Bäcker, bevor ich nach Hause fahre. Brauchst du was?«, fragte Charlotte ihren Kollegen Peter Käfer.
    Der warf einen Blick auf seinen überquellenden Schreibtisch und nickte. »Ich bleibe noch ein bisschen. Bring mir ein Käsebrötchen mit, aber ohne Tomaten. Dann noch ein Mandelhörnchen

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