Schattenfreundin
und ein Stück Donauwellenkuchen, wenn sie welchen haben.«
»Donauwellenkuchen?« Charlotte verzog das Gesicht. »Klingt ja ekelhaft. Vielleicht auch noch eine Puddingtasche?«
»Gute Idee.«
»Das war ironisch gemeint!« Charlotte verdrehte die Augen. »Das geht doch alles auf die Hüften!«
Käfer zuckte mit den Achseln. »Ich hab kein Problem mit meinen Hüften. Du?«
Charlotte winkte ab. Sie musste zugeben, dass er ziemlich gut in Form war – trotz seiner ungesunden Esserei. Wie ungerecht! Sie selbst war auch schlank und durchtrainiert, aber nur weil sie gesund aß und so oft wie möglich Sport trieb.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Käfer nahm ab. »Hauptkommissar Käfer …«
Charlotte schnappte sich ihre Tasche und verließ das Büro. Mal wieder typisch, dachte sie, während sie das Kommissariat verließ und in Richtung Bäckerei ging. Sie mochte ihn, mit seinen dunklen Haaren und den strahlend blauen Augen sah er gut aus, und er war ein netter Kerl, konnte witzig erzählen und hatte einen messerscharfen Verstand. Aber als Mann sprach er sie trotzdem nicht an. Sie dachte gerade über die Gründe nach, als sie plötzlich ihren Namen hörte.
»Charlotte? Hey, Charlotte! Warte doch mal!«
Irritiert blieb sie stehen und sah sich suchend um.
»Hallo, Charlotte!«
Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie Bernd oder Bernhard oder wie er hieß auf der anderen Straßenseite entdeckte, wie er ihr zuwinkte, ein Päckchen in der Hand. Immer wieder versuchte er, die Straße zu überqueren, aber der Verkehr war zu dicht. Charlotte winkte freundlich zurück und wollte schon weitergehen, aber da hielt ein Wagen an, dann noch einer, und Bernd oder Bernhard kam herübergelaufen. Wenige Augenblicke später stand er vor ihr.
»Ich bin’s, Bernd! Erinnerst du dich etwa nicht?«, sagte er außer Atem.
Bernd also. »Doch, doch, natürlich«, sagte Charlotte. »Ich habe es nur sehr eilig.«
»So wie neulich, was?« Bernd zwinkerte ihr zu. »Schade, dass du so schnell verschwunden bist. War irgendwas?«
»Nein, nein, alles in Ordnung. Ich musste zur Arbeit.«
»Mitten in der Nacht?« Bernd zog die Augenbrauen hoch. »Gibs zu, du hattest keinen Bock, neben deinem One-Night-Stand aufzuwachen, stimmts?«
»Na ja, also …«
»Schon gut, schon gut. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig«, sagte Bernd und schmunzelte. »Ich finde, es war ein toller Abend, und ich würde dich gerne wiedersehen. Hast du am Wochenende schon was vor? Ich habe Sophie nur jedes zweite Wochenende, das nächste hätte ich also Zeit.«
»Sophie?«, fragte Charlotte irritiert.
Bernd strahlte plötzlich übers ganze Gesicht. »Sophie ist meine kleine Tochter.« Er hielt das Päckchen hoch. »Da ist Schlappi drin, ihr inzwischen ganz schön kaputt geknuddelter Eisbär. Den hat sie gestern bei mir vergessen, und der muss natürlich schnellstens wieder zu ihr.«
»Aha«, sagte Charlotte nur. Vater ist er also. Auch das noch. Nachdem ihre kleinen Geschwister aus dem Gröbsten raus waren, hatte sie nicht mehr viel am Hut gehabt mit kleinen Kindern. Ihre Nichten und Neffen sah sie praktisch nie, und das war gut so. Sie vermisste sie nicht. Auch als ihre Freundinnen Kinder bekamen und Familien gründeten, verspürte sie kein Verlangen, es ihnen gleichzutun. Die Vorstellung, Verantwortung übernehmen zu müssen für einen anderen Menschen, trieb Charlotte jedes Mal den Angstschweiß auf die Stirn. Ein Albtraum. Als Psychologin wusste sie natürlich, woran das lag. Aber das würde sie Bernd nicht auf die Nase binden.
»Also, was ist nun mit dem Wochenende?«, fragte Bernd. »Hast du Lust, essen zu gehen? Vielleicht ins Papageno? Ich würde dich sogar einladen!«
»Ähm, am Wochenende bin ich eigentlich ausgebucht«, sagte Charlotte hastig. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt. Du blöde Kuh, warum sagst du nicht einfach Ja?, dachte sie. Es war doch toll mit ihm! Wo ist das Problem?
»Wenn du am Wochenende nicht kannst, wie wäre es dann unter der Woche? Vielleicht Donnerstag? Na los, ein kleines Abendessen, nichts Großes, zwei Stunden später stehst du wieder auf dem Prinzipalmarkt, versprochen!«
Schließlich gab Charlotte sich geschlagen. »Okay. Donnerstag um acht.« Sie versuchte ein Lächeln. »Jetzt muss ich aber los!«
»Hey! Ich hab deine Handynummer gar nicht«, sagte Bernd und drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand. »Hier hast du meine. Falls irgendwas ist«, sagte er und fügte grinsend hinzu: »Oder wenn du
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