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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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darauf verwandt, Reynard zu seinem Nachfolger für die Baronie zu erziehen. Sein Bruder hatte Ishmael weder verziehen, dass er wieder eingesetzt worden, noch dass er seither nach langen Phasen der Abwesenheit immer mal wieder quicklebendig aufgetaucht war. Am besten wechselte er das Thema. »Wie geht es deiner Schwester? Ist sie gesund?«
    Anders als Haus Strumheller, das der Grenzaufstand und der folgende Bürgerkrieg vor zweihundert Jahren nur als schwelenden Trümmerhaufen zurückgelassen und das man als Ganzes wieder aufgebaut hatte, war Stranhorne seit siebenhundert Jahren baulich gewachsen. Gerüchten zufolge gab es unter seinen Grundmauern dreimal so alte Ruinen, aber Xavier Stranhorne hatte trocken bemerkt, dass nicht einmal er als Historiker sein Herrenhaus einreißen würde. Durch das Schicksal von Haus Strumheller gewarnt, hatten sich die Stranhornes darauf konzentriert, ihr Herrenhaus stark zu befestigen. Im Süden und Westen ragten doppelte Mauern so steil und glatt auf, wie Steinmetzkunst es möglich machte. Die obersten drei Stockwerke verfügten über Schießscharten mit Blick auf ein offenes, mit Lärminstrumenten übersätes Vorfeld, und auf dem Dach waren drei Kanonen fest montiert. Diese Einzelheit entsetzte Ishmael, da er auf einem Schiff neben Kanonen gekämpft hatte. Noch Stunden danach hatten ihm die Ohren geklingelt. Die Gärten im Osten und der Innenhof im Norden befanden sich im Schutz einer fünf Meter hohen Mauer mit eingebauten Wachhäuschen. Es gab zwei Tore. Das Haupttor führte in den Innenhof und ein kleineres, selten benutztes in die Gärten auf der Ostseite des Herrenhauses. Das gewaltige Innenhoftor ließ sich durch eine Dampfwinde öffnen und schließen – eines der wenigen Zugeständnisse an die moderne Technik, die Stranhorne zuließ.
    Diese Neuerungen sollten nachtgeborene Angreifer abwehren, leisteten aber auch gegen Schattengeborene gute Dienste.
    Als Hauptquartier der Grenztruppen diente ein ehemaliger Ballsaal im Nordostflügel des Herrenhauses. Dieser jüngere Anbau war im vergangenen Jahrhundert als Bühne für die hohen gesellschaftlichen Ambitionen einer der Baroninnen entworfen worden. Doch nach ihren Triumphen waren die mehrstöckigen Logen, die erhöhten Orchesterpodeste, die üppigen Reliefs und Laubsägearbeiten in Jahrzehnten der Vernachlässigung schäbig geworden. Der Überlieferung nach konnte man bisweilen den Geist der Baronin den Verfall des Ballsaals beweinen hören, obwohl es sich nach dem, was Ishmael über die Dame wusste, wohl eher um Tränen des Zorns handelte.
    Im Innenhof und im Ballsaal herrschte emsiges Treiben. Der Innenhof war voller Pferde, Maultiere und Karren; im Ballsaal drängten sich Männer und einige Frauen, die zwischen dem in einer Galerie liegenden Eingang zur Waffenkammer, dem Sammelplatz für aufbrechende und heimkehrende Truppen, und dem Eingang zur Küche umherstreiften. Soldaten waren meist jung und hungrig. Eine letzte Gruppe hatte sich in einer offenen Seitengalerie um ein riesiges Reliefmodell versammelt. Eine Frau beugte sich darüber, um irgendeine Stelle zu markieren, wurde dabei aber durch die Wölbung ihres Unterleibs leicht behindert: Lavenders eineiige Zwillingsschwester Laurel, seit einem Jahr verheiratet und im fünften Monat schwanger.
    Mit gemischten Gefühlen sah Ishmael, dass ihr Vater neben ihr stand. Die meisten Nachtgeborenen waren schonungslos modern in ihrer Einstellung, doch Baron Xavier Stranhorne stellte eine Ausnahme dar; er war persönlich mit einer Axt auf den ersten Telegrafenmast losgegangen, der auf seinem Land errichtet worden war. Relativ jung – nur wenige Jahre älter als Ishmael – und sehr gebildet, hatte er an der Universität von Minhorne einen Abschluss in Geschichte erworben und interessierte sich ganz besonders für Bildung und Forschung. Sein Widerstand gegen den »Fortschritt« bestand zu gleichen Teilen aus der Sturheit der Grenzlande und wohlüberlegter Entschlossenheit.
    Sein Widerstand gegen Magie war gleichermaßen kompromisslos. Bei Ishmaels erstem Besuch in seiner Position als Baron Strumheller hatte Stranhorne ihn in seine Privatbibliothek geführt und ihm ein Ultimatum gestellt: »Ich habe Ihnen als Ebenbürtigem und als Nachbarn die Türen geöffnet, mein Herr. Aber sollten Sie Ihre unnatürlichen Praktiken in meinen Hallen ausüben oder auch nur erörtern, werden meine Türen für Sie für immer verschlossen bleiben. Möchten Sie sich darüber mit mir streiten?«
    »Dies

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