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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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ist Ihr Anwesen, mein Herr. Ich möchte keinen Streit.«
    Stranhorne hatte genickt, und die Angelegenheit war geregelt. Er besaß die erfrischende Eigenschaft, nicht das Bedürfnis zu haben, einen Gegner niederzuschlagen, der sich ergeben hatte. Ishmael hatte peinlich genau darauf geachtet, Stranhornes Verbot einzuhalten, Stranhorne ebenso peinlich genau darauf, ihm die Höflichkeiten eines Gleichgestellten und Gastgebers zu gewähren. Allerdings wäre ihre Beziehung ohne Stranhornes Töchter die von hilfsbereiten, aber distanzierten Nachbarn geblieben, was Ishmael bedauert hätte.
    Lavender begrüßte ihren Vater und ihre Schwester fröhlich. »Ich hab euch doch gesagt, dass wir ihn finden würden.« Sie drehte den Kopf und peilte die versammelten Truppen. »Her mit dem Geld!«
    Er hätte wissen müssen, dass eine Wette lief, wer ihn als Erster fand.
    Xavier Stranhornes Miene ließ sich nicht deuten, was Ishmael nicht gerade beruhigte. Der gelehrte Baron neigte nicht dazu, seine Gefühle offen zu zeigen, aber er verbarg seine Empfindungen auch nicht. Er sagte: »Willkommen, Strumheller.« Die Anrede war kein Versehen, so unverdient sie auch sein mochte. »Ich fürchte, ich begrüße Sie mit unangenehmer Kunde. Ihre Schwester hat heute Abend ein Telegramm aus Strumheller geschickt. Ferdenzil Mycene ist mit Ihrer Verhaftung betraut worden und befindet sich mit einem Dutzend berittener Männer auf dem Weg hierher.«
    Mit entsetzter Miene schnappte Lavender nach Luft. »Ausgerechnet Mycene! Was hat sich der Erzherzog nur dabei gedacht? «
    Zwischen Stranhorne und dem Herzog von Mycene sowie dessen Erben herrschte keinerlei Sympathie. Mycenes territoriale Ambitionen schlossen die ausgedehnten Archipele vor der Küste Stranhornes ein, zu denen auch die Heimatinsel der verstorbenen Baronin Stranhorne gehörte, doch der Haftbefehl bezog sich auf die Ermordung von Tercelle Amberley, Ferdenzils Verlobten. Um seines Seelenfriedens willen war Ishmael dankbar, dass er nichts von Mycenes Jagd auf ihn gewusst hatte.
    »Mycene hat außerdem einen Gefangenen: Den Arzt, der mit Ihnen gereist ist.«
    Das entsprach Ishmaels Befürchtung. Bei seinem Entschluss, den Zug zu verlassen, war sein Verbündeter Doktor Balthasar Hearne nach Strumheller weitergereist, um seinem Bruder und seiner Schwester die Nachricht zu überbringen, dass er noch lebte. Ishmael hoffte, der Arzt möge nicht für seine Bereitschaft, als Bote und Lockvogel zu dienen, gelitten haben.
    Laurel trat vor und umarmte ihn fest. Er erwiderte die Umarmung und freute sich über ihre Leibesfülle. Auf seiner letzten Durchreise war sie in den frühen Tagen ihrer Schwangerschaft besorgniserregend dünn und krank gewesen. Es überraschte ihn nicht, dass sie ihm ins Ohr murmelte: »Geh in die Bibliothek – wir werden uns zu dir gesellen.« Laurel war immer die Schlauere der Zwillinge gewesen.
    »Wir können dir Vorräte geben«, sagte Lavender drängend, »und dich auf einem schnellen Pferd weiterschicken.«
    »Nein«, erwiderten Ishmael und Stranhorne wie aus einem Mund. Ishmael fuhr fort: »Ich wollte nach Stranhorne kommen, egal, was passiert. Sie müssen meinen Bericht hören und wissen, was hinter der herzoglichen Anweisung steckt.«
    »Das kann doch gewiss nicht wichtiger sein als deine Freiheit«, widersprach Lavender.
    »Doch, ich denke, das ist es.«
    »Dann lass mich Mycene abfangen«, bedrängte Lavender ihn, »und ihn in die Irre führen.«
    Das Gesicht ihres Vaters verzog sich zu einer gequälten Miene. Lavender war berüchtigt dafür, eine schlechte Lügnerin zu sein. Laurel sagte nur: »Lavender, denk mal nach .«
    Am besten erörterten sie dies nicht in einem offenen Saal. Bei so vielen Männern und Frauen in der Nähe gab es gewiss auch solche, die einem Mann mit einem erzherzoglichen Haftbefehl aus den besten oder schlechtesten Absichten Informationen offenbaren konnten. Ishmael nickte Stranhorne zu und schob sich durch die Gruppe, wobei er Hände drückte und Grußworte erwiderte, ohne stehen zu bleiben. Allein betrat er das Arbeitszimmer des Barons. Anscheinend waren darin weitere Regale aufgestellt worden – er hätte allerdings schwören können, dass schon vorher kein Platz mehr an den Wänden gewesen war. Wahrscheinlich konnte Stranhorne in diesem nur aus Büchern gebauten Bunker tatsächlich den Ansturm einer schattengeborenen Armee überstehen – aber diesem erheiternden Gedanken folgte schnell die ernüchternde Erkenntnis, dass die Möglichkeit

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