SchattenGrab
schon mal gut“, bemerkte Wolf.
In diesem Moment klingelte Peters Handy. „Detlef!“, entfuhr es ihm und er lächelte leicht gequält, was ihm einen bösen Blick einbrachte. „Ja, ist schon gut“, sagte er und ging ran.
„Was hat er denn?“, wollte Nadja wissen und sah ihm hinterher.
„Frag ihn selbst“, bat Wolf betrübt, „die Sache ist sehr speziell. Du solltest dir deinen eigenen Reim darauf machen. Außerdem rede ich nicht gerne über andere.“
„Jetzt bin ich aber neugierig“, sagte Nadja. „Ich quetsche ihn nachher aus.“
Sichtlich aufgeregt kam Peter auf sie zu. Er hatte sein Gespräch beendet.
„Stellt euch mal vor, wir wissen jetzt, wer der Tote ist.“
„Wie kommt’s?“, wollte Wolf wissen.
„Detlef hat den BMW gefunden. Wir hatten ja nur den Schlüssel. Keine Papiere und auch sonst nichts.“
„Das ist doch klasse“, sagte Nadja.
Peter nickte. „Er ist einfach ein bisschen herumgegangen, weil er sich auch mit den Örtlichkeiten vertraut machen wollte und hat bei jedem fraglichen Fahrzeug die Fernbedienung unseres Toten gedrückt. Irgendwann hatte er Glück und bei einem sind die Knöpfe hochgesprungen.“
„Okay, das war wirklich Glück.“ Wolf rieb sich die Stirn. „Und was hat die Halterabfrage ergeben?“
„Es handelt sich um einen gewissen Dr. Friedhelm Görlitz aus Hannover“, erklärte Peter.
Wolf zuckte bei dem Namen Görlitz zusammen.
„Is’ was?“, fragte Peter.
„Das kann man wohl sagen“, gab Wolf zurück.
Thorsten Büthe
Es war etwas merkwürdig gewesen an der rosafarbenen Uhr, die er schon zur Seite legen wollte. Das war ihm vorher überhaupt nicht aufgefallen und auch jetzt hatte er es nur durch Zufall gesehen. Die Ziffern der Uhr waren Buchstaben. Der große Zeiger war wie ein stilisiertes „S“ geformt und der kleine wie ein „G“ in verschnörkelter Schrift. „S“ und „G“ konnte Sophie Görlitz heißen, musste es aber nicht. Es gab an der Küste keine weiteren Hinweise auf Sophie. Das war einfach zu vage. Er hatte, nachdem der hintere Deckel abgesprungen war, auch noch eine Gravur gefunden, die ihn ebenfalls nicht weitergebracht hatte. „Für meine Kleine, in Liebe“. Das sagte nichts weiter für den Fall „Sophie“ aus. Er grübelte. Etwas jedoch war klar. Diese Uhr war kein billiger Ramsch vom Jahrmarkt. Da hatte jemand richtig Geld ausgegeben. Sein Freund Justus war aber damals davon überzeugt gewesen, die Uhr sei vom Jahrmarkt. Er konnte sie nicht selbst für seine Tochter dort gekauft haben. Das war Thorsten Büthe klar. Es musste ihm jemand erzählt haben. Oder stimmte die Geschichte am Ende gar nicht und sein Freund hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt?
Da die Uhr scheinbar teuer gewesen war, war es leichter herauszufinden, woher sie stammte. Vielleicht würde sich auch ein Uhrmacher daran erinnern, sie graviert zu haben. Er würde veranlassen, dass man in den Juweliergeschäften unter der Zuhilfenahme der Fotos, die das Zifferblatt und die Gravur zeigten, nachfragte. Justus direkt damit zu konfrontieren, wollte er noch nicht wagen. Er warf ihm damit indirektUnehrlichkeit vor. Das wollte er am liebsten vermeiden, denn Justus hatte ihn noch nie enttäuscht. Er glaubte auch selbst im Grunde nicht, dass sein Freund ihn belogen hatte. Sie kannten sich schon so lange und wenn Thorsten nicht Fallanalytiker beim LKA wäre, hätte er vielleicht sogar gesagt, sie vertrauten sich blind. Aber die Realität und der Berufsalltag hatten ihn gelehrt, dass man sich auf nichts und niemanden verlassen konnte, wenn starke Gefühle im Spiel waren und zum Motiv werden wollten.
Detlef
Einer war froh an diesem Tag, der sich nun doch noch ganz gut entpuppen wollte. Das war Detlef. Er war zwar davon ausgegangen, dass seine Entdeckung höchst willkommen sein würde, aber dass der Kruse ihm so überschwänglich gedankt hatte, damit hätte er nicht im Traum gerechnet. Er konnte vielleicht doch ganz nett sein, der alte Griesgram. Bestimmt hatte er schlechten Sex gehabt oder gar keinen, grinste Detlef in sich hinein. Da konnte einer schon schlechte Laune kriegen.
Wenn er das richtig mitbekommen hatte, dann hatte der Kruse doch was mit der Rechtsmedizinerin laufen. Wie hieß sie noch? Ach ja, Nadja. Sie hatte so einen merkwürdigen Nachnamen nach einem Engel. Nicht Cherubim, sondern Serafin. Für einen Engel war sie ein bisschen riesig. Aber das war nicht sein Problem. Es war auch nicht sein Problem, dass er sich wie Kruse nachts darüber
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