SchattenGrab
„aber auch wunderschön.“
Valentin lächelte sie an. „Viel Zeit haben wir hier ja nicht für das Schöne, aber wenn du deiner Schwester ein Versprechen gegeben hast, muss es auch gehalten werden. Wann lerne ich sie eigentlich endlich mal kennen?“
„Bald“, sagte Toni und dachte nicht im Traum daran.
Vom Hafen aus schlenderten sie in Richtung Inselmitte. An der Teestube machten sie halt und aßen Waffeln mit Kirschen.
„Bleib du hier sitzen. Ich hole Sophie eben ab. Sie ist immer etwas komisch, wenn sie jemanden noch nicht kennt“, erklärte Toni.
„Wie du meinst“, sagte Valentin und streckte sein Gesicht in die Sonne.
Toni eilte durch die kleinen Gassen. Sie kannte sich hier gut aus. Schließlich hatte sie lange genug in der Nähe der Küste gewohnt. Am östlichen Ortsrand erreichte sie die Einrichtung von Rebecca Hansen. „Eden“ stand da auf dem Schild und darunter in kleinerer Schrift „Inselparadies für gehandicapte Kinder“. Sie klingelte.
„Toni“, rief die junge Frau an der Tür, „wie geht es dir? Das ist aber schön, dich zu sehen. Geht es deiner Schwester und deinem Schwager besser? Sophie hat schon gepackt. Wo steckt sie eigentlich?“
„Ja, Becky, meine Schwester ist von der Kur zurück. Sie vermisst die Kleine so. Und mein Schwager ist inzwischen auch aus der REHA entlassen worden. Ich wollte ihnen die Fahrt aber lieber abnehmen.“
„Hast du ein bisschen Zeit mitgebracht, Toni?“, wollte Rebecca wissen.
„Beim nächsten Mal“, antwortete sie, „wir haben doch noch die Fahrt vor uns.“
„Gut, dann gehe ich mal Sophie suchen. Du kannst schon ihre Koffer holen. Zimmer fünf“, rief sie ihr im Gehen zu.
Toni fand das Zimmer gleich um die Ecke und schnappte sich die zwei Koffer von Rimowa. Dank der Rollen ließen sie sich gut fortbewegen.
Sie hatte kaum die Tür erreicht, da hörte sie von hinten eine Mädchenstimme kreischen. Dann fiel ihr Sophie um den Hals.
„Hast du die Rechnung schon fertig?“, fragte Toni.
„Bist du bekloppt“, lachte Rebecca, „unter Freunden hilft man sich gerne. Wenn ich mal Urlaub mache, niste ich mich bei dir ein. Ich bin froh, dass ich euch in dieser Notsituation helfen konnte.“
„Abgemacht“, sagte Toni und umarmte Rebecca, „vielen Dank!“
„Da nich für“, antwortete die Freundin, wuschelte Sophie durch’s Haar und winkte den beiden nach.
Toni schmunzelte. Sophies Haare waren schon wieder nachgewachsen. Besser so, dachte sie, auch wenn ihr die Kurzhaarfrisur gut gestanden hatte. So sah sie mädchenhafter aus.
„Datti, Datti“, plapperte sie und hängte sich an Tonis Hand.
„Wir holen jetzt noch einen Freund ab“, sagte Toni, „aber nicht schreien, hörst du?“ Sophie guckte sie verständnislos an.
Die Rückreise gestaltete sich etwas schwierig. Valentin musste die ganze Strecke fahren, weil Sophie sich unbedingt hinter Toni verstecken wollte. Ab und zu gab sie ablehnende Laute von sich, fast wie ein Fauchen. Doch Toni war das ganz recht, denn es gehörte zu ihrem Plan.
Engel
Als Thorsten, Ingo und Hugo wieder oben im Haus waren, verabschiedete sich der Hundeführer von den beiden Kollegen.
„Super Arbeit!“, sagte Thorsten und Ingo nickte. „Castor ist wirklich ein Ass.“
„Ich wünsche euch noch viel Glück bei der weiteren Ermittlungsarbeit“, sagte Hugo, „auf jeden Fall seid ihr ein ganzes Stück weitergekommen, wie mir scheint.“
„Absolut“, sagte Thorsten und verabschiedete ihn.
In der Diele waren inzwischen alle Engelspuppen abgenommen und „seziert“ worden. Sabrina kam gleich auf Thorsten zu und sagte:
„Du glaubst nicht, was wir gefunden haben. In jedem der Engel steckt ein Wirbel, ziemlich klein, vielleicht von einem Kind. Achtzehn haben wir schon, aber ich wette, dass in den anderen auch noch jeweils einer zu finden ist.“
„Wir hatten recht“, freute sich Ingo.
„Ja“, stimmte Thorsten zu, „und ich weiß auch jetzt, wo der Kopf ist. Er war die ganze Zeit vor unseren Augen, auf Mariannes Engelspuppe. Ich meine die, die sie immer bei sich hat. Sie muss den Schädel mit einer hautfarbenen Masse überzogen und bearbeitet haben.“
„Das ist ja widerlich“, sagte Ingo und gruselte sich, „da lebt die alte Frau die ganze Zeit mit dem Totenschädel ihrer Tochter.“
„Wie nehmen wir ihr das Ding bloß ab?“, grübelte Thorsten. „Wir wollen doch nicht, dass sie völlig durchdreht.“
„Mit einer Ersatzpuppe?“, schlug Ingo vor.
„Die wird sie wahrscheinlich
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