Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
Vom Netzwerk:
Standesamt erfuhr er, dass zwar die Geburt einer Marie Görlitz eingetragen war, aber dass es niemals einen Totenschein gegeben hatte. Sie musste also noch leben, erklärte man ihm. Da war er anderer Ansicht. Sein kriminalistisches Gespür sagte ihm, dass Marie genauso verschwunden war wie Sophie.
    Er nahm sich die Tagebücher vor, die er wieder mit ins Büro genommen hatte und las von der glücklichen Geburt eines Mädchens, die jedoch nach kurzer Zeit von der Tatsache überschattet wurde, dass das Kind merkwürdig schrie. Sie hörte sich an wie ein kleines Kätzchen und hatte große Probleme beim Saugen. Maries Kopf war zu klein und sie entwickelte sich nicht so, wie es hätte sein sollen, beschrieb Friedhelm sorgenvoll.
    Thorsten rief in der Rechtsmedizin an und erkundigte sich, seit wann das Katzenschrei-Syndrom diagnostiziert werden konnte. Er erfuhr, dass es erstmals im Jahr 1963 von einem französischen Genetiker beschrieben worden sei, also nach der Zeit von Maries Geburt. Er bat darum, dass ihre Haare auch daraufhin untersucht werden sollten.
    Friedhelm hatte also zwei gehandicapte Kinder gezeugt, nur war er sich bei seiner ersten Tochter nicht sicher gewesen, welche Behinderung vorlag. Umso mehr musste es ihn erschüttert haben, als Sophie ähnliche Symptome zeigte. Darum hatte er auch darauf gedrungen, ihre Gene untersuchen zu lassen.
    Das alles erklärte jedoch nicht die Frage, warum beide Mädchen verschwunden waren. Er überlegte.Stand nun fortlaufend in den Tagebüchern die Wahrheit? Dafür sprach, dass sie versteckt worden waren. Er hatte aber noch fünf gebundene Bände vor sich und konnte nicht einschätzen, wo sich eine wertvolle Eintragung verbergen würde, die ihnen weiterhelfen konnte.
    Es nützte nichts, er hatte nicht die Möglichkeit, alles selbst zu lesen. Also entschied er sich, die verbliebenen fünf Tagebücher im Team zu verteilen und erklärte seinen Kollegen genau, worauf sie achten sollten. Außerdem bat er darum, sofort informiert zu werden, wenn die Schriftstücke etwas über Maries Verbleib verrieten.
    Dann erzählte er Marga Blume, was sie herausgefunden hatten und bat sie, ihn noch einmal zu Justus und seiner Mutter zu begleiten.
    Sie trafen die beiden bei einer Tasse Kaffee im Esszimmer an. Marianne Görlitz hatte ihre Engelspuppe auf dem Stuhl neben sich liegen.
    Thorsten ging mit Justus nach nebenan und überließ Marga das Feld.
    „Hallo Frau Görlitz, wie geht es Ihnen heute?“, fragte sie.
    „Gut“, antwortete die alte Dame.
    „Ich wollte fragen, wie es Marie geht.“
    „Auch gut, sehen Sie selbst“, sagte Marianne und hob die Puppe am Kopf hoch.
    „Nein, ich meine die echte Marie, Ihre Tochter. Wo ist sie?“
    „Hier und dort“, sagte sie und starrte ins Nichts.
    „Also lebt sie noch?“, wollte Marga wissen.
    „Ja, als Engel, das sehen Sie doch“, sagte die alte Frau ärgerlich.
    „Oh ja, natürlich, sie ist wunderschön“, beruhigte Marga sie. „Sagen Sie, bevor sie ein Engel wurde, was ist da geschehen?“
    Marianne begann zu summen und sich hin- und herzuwiegen.
    „Feuerwasser hat sie stumm gemacht!“, sagte sie plötzlich und summte weiter.
    „Jemand hat ihr Alkohol gegeben?“, fragte Marga, aber es kam keine Antwort mehr.
    Später erzählte sie Thorsten von Mariannes merkwürdiger Aussage. Auch er konnte nichts damit anfangen. Wer sollte einem kleinen Mädchen Alkohol gegeben haben? Das war bestimmt wieder nur das Hirngespinst einer Verwirrten, überlegte er. Aber dass das Feuerwasser sie stumm gemacht haben sollte, könnte auch darauf hindeuten, dass jemand sie mundtot gemacht hatte. Nur mundtot oder tot, fragte er sich und dachte, dass es eine Idee sein könnte, einen Leichenspürhund ins Haus der Familie Görlitz zu holen. Er besprach sich mit Marga, forderte einen an und informierte Ingo. Der war überrascht.
    „Glaubst du, dass wir sie dann nicht hier in diesem verborgenen Raum gefunden hätten? Vergraben sein kann sie nicht. Der Lehmboden ist bretthart, fast wie Beton. Ich habe auch keine Unregelmäßigkeiten im Steinbelag entdeckt. Das ist wirklich unwahrscheinlich.“
    „Lass es uns trotzdem versuchen. Hast du noch irgendwas Neues?“, fragte Thorsten.
    „Ich habe versucht, mit dem Endoskop noch etwas weiter in die Mauer zu kommen und habe gesehen, dass da noch einzelne Blätter liegen. Ob sie von Bedeutung sind, weiß ich nicht. Mein Greifarm kommtnicht bis dorthin. Ich werde die Wand aufmachen müssen.“
    „Ja, dann los, wir dürfen

Weitere Kostenlose Bücher