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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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drehte sich auf die linke Seite und rollte sich in seine Decke ein.
    Wer wusste schon, wie es die Ohren quälte, wenn der Rechtsmediziner Haut und Fleisch mit der Scheredurchtrennte. Es hörte sich an wie in der Küche, wenn ein Hähnchen zubereitet wurde. Seitdem aß er kein Geflügel mehr. Auch von Innereien hatte er dankend Abstand genommen, seitdem er sie in Glasschalen hatte liegen sehen. In unterschiedlichen Stadien des Zerfalls versteht sich. Die rechte Seite schien doch besser zum Einschlafen zu sein.
    In Detlefs Magen regte sich ein zunehmendes Unwohlsein. Er wurde die Gedanken nicht los. Dabei wollte er so gerne noch schlafen.
    Halb fünf. So ein Mist.
    Ob er mit dem Kruse mal sprechen sollte? Hoffentlich war der andere Kollege ein etwas netterer Zeitgenosse. Mit einem Seufzen drehte er sich wieder auf den Rücken. Vielleicht war es besser aufzustehen, aber er konnte sich nicht aufraffen. Wie Blei lagen seine Beine im Bett, während der Kopf immer neue Abscheulichkeiten und Probleme hervorkramte. Bildlich sah er die große, halbrunde Nadel vor Augen, die morgen dazu dienen würde, die mit einem Y-Schnitt zerstörte Hautoberfläche wieder zusammenzunähen. Mit der heißen Nadel sozusagen, denn es kam ja nicht mehr darauf an, eine schöne Narbe zu produzieren.
    Als er sich endlich aufsetzte, durchfuhr ihn ein Schmerz rechts unten. Blinddarm oder Leistenbruch? Ganz egal, dachte er. Er würde sich nur im Notfall unters Messer legen lassen. Noch lebte er und hatte eine zu genaue Vorstellung davon, was sie mit ihm machen würden.
    Müde schlurfte er in die Küche und machte sich einen Tee. Seitdem der Arzt ihm einen zu hohen Blutdruck attestiert hatte, dachte er mehr über sich und sein Leben nach. Er hatte das Ungesunde satt. Außerdemwollte er keine Tabletten einnehmen. Er hatte sich auch vorgenommen, seinen Beruf etwas gelassener anzugehen. Gute Ernährung, Bewegung und vor allem kein Stress. Das war entscheidend. Und Genießen. Das Genießen war wichtig. Es machte glücklich und zufrieden. Aber allein war das schwierig, weil man nicht teilen konnte.
    Detlef wünschte sich einen Partner an seiner Seite, mit dem er die schönen Stunden des Lebens auskosten konnte. Jemanden, der es ernst mit ihm meinte – jemanden, der ihn liebte.

Justus
    In der Nacht zuvor war Justus aus dem gemeinsamen Bett ausgezogen. Verena und er hatten sich seit dem frühen Abend nur gestritten.
    Dabei fing alles ganz harmlos an. Er wollte nur wissen, warum sie Sophie an jenem Tag allein zu Hause gelassen hatte. Nur eine Frage, kein Vorwurf. Verena hatte es aber genauso verstanden und ihn daraufhin angeschrien:
    „Sophie ist schon des Öfteren für kurze Zeitspannen allein geblieben. Wenn du mehr zu Hause gewesen wärst, hättest du das mitbekommen.“
    „Bitte bleib ruhig, Verena, ich frage doch nur.“
    Das brachte sie noch mehr auf die Palme.
    „Du fragst nur? Nein, ich bleibe nicht ruhig. Ich bin schon viel zu lange ruhig geblieben. Du hast mich mit allem allein gelassen.“
    „Meine Eltern wohnen nebenan. Du hättest ihre Hilfe viel mehr in Anspruch nehmen können. Vergiss nicht, dass wir von meinem Geld leben müssen.“
    „Ha, ha, Geld. Immer schiebst du das Geld vor. Du hast unsere Tochter nie haben wollen, seitdem du wusstest, dass sie nicht ganz gesund ist.“
    „Verena, du vergisst dich. Du weißt genau, dass ich Sophie liebe und zwar genau so, wie sie ist. Und du hast immer volle Unterstützung gehabt, entweder von mir oder meinen Eltern.“
    „Ach, hör doch auf, dir selbst was vorzumachen. Du konntest mit ihr nichts anfangen, weil sie zurückgeblieben ist. Nicht dein Intelligenzniveau. Aber guck dir mal deine Mutter an. Die ist doch völlig meschugge.“
    „Das ist gemein, Verena. Was ist los mit dir? Haben dich die Tabletten so verändert? Ich liebe Sophie, und dass meine Mutter mit den Jahren ein wenig seltsam geworden ist, heißt nicht, dass sie nicht richtig im Kopf ist. Außerdem haben sich die beiden prächtig verstanden und hätten viel mehr Zeit miteinander verbringen können, wenn du sie gelassen hättest.“
    „Nie im Leben. Wer weiß, was sie mit der Kleinen noch alles angestellt hätte.“
    „Du bist böse und ungerecht. Ich erkenne dich gar nicht wieder.“
    „Weil ich endlich mal die Wahrheit sage? Weil ich sage, was du nicht hören willst?“ Sie lachte hart.
    „Du kannst denken, was du willst, aber dass du mir vorwirfst, mein eigenes Kind nicht zu lieben, tut mir weh.“ Er schüttelte den

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