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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Hintergrund passiert, worüber sie nachdenken mussten, jeder für sich.
    Wolf trug Moni noch den Koffer ins Haus, verabschiedete sich aber dann recht schnell, weil er Kruse versprochen hatte, möglichst früh da zu sein. Es war jetzt halb eins und gerade noch rechtzeitig, um an der Obduktion teilzunehmen, falls es Peter gelungen war, sie zu verschieben. Noch im Gehen zog er sein Handy aus der Tasche und rief Peter an.
    „Bist du schon unterwegs nach Stadthagen oder habt ihr die Sektion nicht verschieben können?“
    „Doch, doch, ein Glück, dass du da bist. Das ist ja klasse.“ Peter hörte sich erleichtert an.
    „Ich habe noch nie erlebt, dass du dich so gefreut hast, mich zu hören.“ Wolf lachte.
    „Normal nicht, aber in dieser Situation“, stöhnte Peter. „Wir wollten gleich los, Detlef und ich, aber von mir aus können wir zwei auch rüberdüsen und er kann in Bückeburg bleiben. Wäre mir eigentlich lieber, dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“
    „Gut, dann machen wir das so. Ich hole dich in der Ulmenallee ab. In zirka zehn Minuten bin ich da.“
    „Dem Kollegen wird das nicht unrecht sein“, sagte Peter süffisant in den Hörer, „er ist schon seit heute Morgen grün im Gesicht. Ich hätte ihn natürlich gerne dabei beobachtet, wenn Nadja das Skalpell ansetzt, aber das können wir ja immer noch mal genießen.“
    „Du bist ein schlechter Mensch, Peter!“, sagte Wolf und legte auf.
    Kruse stand schon auf dem Parkplatz, als Hetzer vorgefahren kam. Etwas mühselig quetschte er sich wegen seiner Größe auf den Beifahrersitz.
    „Puh, jetzt bin ich erst mal Sodom und Gomorra entronnen“, sagte er erleichtert.
    „Ach ja? Erzähl’ mal.“
    „Die Nienburger haben uns eine Schwuchtel geschickt! So, jetzt ist es raus. Ich bin erleichtert.“
    „Ja und? Jetzt weiß ich wenigstens, was sie damit gemeint haben, sie schickten uns so was ähnliches wie eine Frau. Und wie ist er?“
    „Schwul!“
    „Das sagtest du bereits. Ich meine, wie ist er so als Mensch?“
    „Keine Ahnung. Ich habe mich ferngehalten und nur das Nötigste mit ihm besprochen.“
    „Muss ich deinen diskriminierenden Aussagen entnehmen, dass du ein Problem mit Homosexuellen hast?“
    „Eigentlich nicht. Bei Frauen finde ich das ganz interessant, bei Männern möchte ich nicht weiter darüber nachdenken. Es kann ja von mir aus jeder tun, was er will.“
    „Das ist aber großzügig von dir. Das steht allerdings schon im Grundgesetz!“, mahnte Wolf an.
    „Ja, du Oberlehrer, ich will trotzdem nix mit Männern zu tun haben, die andersrum sind.“
    „Und warum nicht? Glaubst du, das steckt an?“, noch lachte Wolf und nahm ihn nicht ernst.
    „Ich habe so ein komisches Gefühl in deren Gegenwart.“
    „Warum?“
    „Ich glaube, die gucken mich anders an. So wie ich ’ne Frau angucken würde.“
    „Aha, aber die Frauen müssen das schön finden, wenn du es tust?“
    „Das hab ich nicht gesagt.“
    „Ich frage dich aber.“ Wolf konnte es nicht fassen, dass Peter das tatsächlich ernst meinte.
    „Hmm, ich denke schon. Das gibt ihnen doch Bestätigung.“
    „Und dir nicht?“
    „Igitt Wolf, du Perversling.“
    Schweigen.
    „Ich glaube, du solltest ganz dringend etwas an deiner Einstellung ändern“, sagte Wolf mit Nachdruck.
    Peter knurrte leise vor sich hin.
    „Hat der Neue irgendetwas getan, was du als sexuellen Übergriff bezeichnen würdest?“
    „Du glaubst doch nicht, dass er das überlebt hätte?“
    „Wo ist dann das Problem? Ich verstehe dich nicht. Ist er ungenau oder arbeitet er nicht richtig mit?“
    „Nee!“
    „Ist er unkollegial?“
    „Nein … im Gegenteil.“
    „Hat er sich sonst irgendwas zuschulden kommen lassen?“
    „Überhaupt nicht.“
    „Dann erwarte ich von dir, dass du ab sofort ein untadeliges Benehmen an den Tag legst. Du behandelst Detlef wie jeden anderen auch. Haben wir uns verstanden?“
    Peter nickte widerwillig. Das Gespräch hatte eine ernste Wendung genommen.
    „Außerdem will ich solche Worte wie Schwuchtel und so nie mehr hören. Ist das klar?“
    Peter nickte noch einmal. Der Rest der Fahrt verlief schweigend. So hatte sich Peter Wolfs Rückkehr nicht vorgestellt.

Die Bodensteins
    Charlotte und Clemens von Bodenstein entschlossen sich, in ihrer Mittagspause ein wenig spazieren zu gehen. Die Sonne schien herrlich vom Himmel. Sie beabsichtigten, eine Runde durch den Herminenpark zu machen. Ausnahmsweise waren sie sich mal einig. Als sie am Parkplatz der Blindow-Schule

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