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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ist ohnmächtig zusammengesunken. Die spitzen Krähenfedern erschienen auf der Haut des Schattengreifers, und dann ist er verschwunden, gemeinsam mit deinem Vater.«
    Simon starrte sie fassungslos an. »Er hat ihn mitgenommen? Warum? Und wohin? Das macht keinen Sinn. Für einen Neuanfang muss der Schattengreifer mit dem Schiff zurück zu dem Moment, in dem mein Vater einst geflüchtet ist. Er muss ihn zwingen, seine Entscheidung von damals zurückzunehmen. Ihn daran hindern, von Bord zu springen und …«
    »Wir verstehen es ja auch nicht«, gab Neferti zur Antwort. »Alles ist ganz anders verlaufen, als wir gedacht hatten. Wir hatten mit einem Vergeltungsschlag gerechnet, einem Racheakt wegen Salomons Flucht.«
    »Oder mit einer neuen Zeitreise«, ergänzte Caspar. »So wie du es dir auch vorgestellt hast. Eine Reise, mit deinem Vater an Bord.«
    »Doch das hier hat uns alle überrascht«, sagte Nin-Si. »Der Schattengreifer schien sehr zufrieden zu sein, als er von Bord ging.«
    In Simons Kopf überschlugen sich die Gedanken. Das alles machte keinen Sinn für ihn. Er versuchte, das, was seine Freunde erzählten, in einen Zusammenhang zu bringen. Es war wie Puzzleteile zusammenzufügen, doch es schien beinahe, als wehrten sich die einzelnen Teile. Simon hasste Puzzlespiele.
    Das Schiff rumorte wieder.
    »Er hat uns nicht einmal einen letzten Blick zugeworfen«, fuhr Nin-Si fort. »Er schien es eilig zu haben, und er … er …« Sie stockte und hustete. »Er hatte sich … er …«
    Nin-Si griff sich an den Hals. Caspar stürzte auf sie zu. »Was ist mit dir?«
    »Ich …« Nin-Si röchelte. Sie wankte. Voller Panik schaute sie zu ihren Freunden. Keuchend rang sie nach Luft.
    »Was hast du?«, rief Simon ihr zu.
    Neferti versuchte, ihre Freundin zu stützen, doch Nin-Si versagten die Beine, und sie fiel der Länge nach hin. In ihren Augen war blanke Angst zu erkennen. »Ich …« Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Nin-Si!« Neferti blickte sie entsetzt an. »Sag mir, was ich tun kann!« Sie griff nach den Armen ihrer Freundin. »Sie ist eiskalt«, rief Neferti den anderen zu. »Was ist das? Was hat sie nur?«
    Innerhalb weniger Sekunden verlor Nin-Si alle Farbe aus ihrem Gesicht. Sie wurde leichenblass. Auch ihre Augenfarbe verblasste.
    »Sie … sie löst sich auf«, rief Caspar fassungslos. Und tatsächlich: Nin-Sis Haut wurde fahl und bleich. Schon konnte man das Holz des Schiffsdecks durch ihren Körper hindurchsehen – wie durch Glas.
    »Nin-Si!« Neferti wurde fast verrückt vor Angst um ihre Freundin. »Was geschieht mit dir? Wie kann ich dir …«
    Nin-Si zuckte noch einmal heftig auf, dann war sie plötzlich verschwunden. Wie ein Nebelhauch im Wind löste sie sich vor den Blicken ihrer Freundin auf.
    »Nin-Si!«
    Neferti klammerte sich verzweifelt an Simon. »Wo ist sie hin? Was ist mit ihr geschehen?«
     
    »Komm zurück!« Rasend vor Wut trat Christian gegen die Eisenstäbe seines Gefängnisses. »Sprich mit mir!« Er rüttelte an den Stangen und trat noch einmal kräftig dagegen. Doch allmählich wurde ihm bewusst, dass es vergeblich war, und er gab seinen Widerstand resigniert auf. Seine Stimme verweigerte ihm inzwischen ohnehin den Dienst. Christian hatte sich bereits heiser geschrien, ohne dass der Schattengreifer sich gerührt hatte. Der Magier hatte ihn einfach hier zurückgelassen, in diesem Verließ.
    Es roch modrig. Kaltes Wasser lief in dünnen Rinnsalen an den steinernen Wänden herab oder fiel als dicke, graue Tropfen von der Decke herunter. Selbst die Eisenstäbe, gegen die er sich lehnte, waren feucht. Christian blickte sich um. Er vermutete,dass er sich in einer Höhle befand oder zumindest in einer Art Stollen unter der Erde.
    Der Raum, in den er eingesperrt worden war, bot nicht viel Platz. Es schien eine Nische in einer Felswand zu sein, eine Art enge Höhle, vor deren Ausgang fünf Eisenstäbe Christian den Weg hinaus versperrten. Das einzige Licht kam von einer dünnen Fackel, die in eine Felsspalte gesteckt worden war. Direkt darunter bot ein morscher Baumstumpf die Möglichkeit, sich zu setzen.
    Christian fror. Er zog die Fackel aus der Wand, doch die Flammen gaben nur wenig Wärme ab.
    Er führte die Fackel durch zwei Eisenstäbe und versuchte, einen Blick aus seinem Gefängnis zu werfen. Doch vergeblich. Das schwache Licht wurde von der Dunkelheit geschluckt. Was für ein Raum sich auch immer vor dem Verließ befand, er führte scheinbar tief in die Erde hinein. Vielleicht ein

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