Schattengreifer - Die Zeitenfestung
doch da hatten sie den Strand schon erreicht.
Simon brachte die Gruppe mit einer Handbewegung zum Stehen. Sie duckten sich hinter ein besonders dichtes Gebüsch.
»Dort vorn ist die Stelle«, weihte er sie ein. »Dort wird der Überfall stattfinden.«
Die anderen verschafften sich Lücken im Gebüsch, um hindurchzuschauen, dann blickten sie alle fasziniert auf das Geschehen am Strand. Auf die Gruppe von Urzeitmenschen, die sich dort versammelt hatte. Einige Erwachsene hockten vor einem großen Stein und betrachteten verschiedene Beeren und Kräuter, während dicht neben ihnen kleine Kinder dabei waren,zwei Jugendliche zu beobachten, die kichernd auf dem Sand miteinander tobten.
Nin-Si gingen beinahe die Augen über. »Ist das … dieser eine. Dieser lange dort … ist das?«
Simon nickte. »Unglaublich, oder? Das ist der Schattengreifer in jungen Jahren.«
Moon reckte seinen Kopf hervor. Er schien seinen Augen nicht zu trauen. Den anderen erging es ebenso. Dieser herumalbernde Junge hatte nichts mit dem Magier gemein, vor dem sie sich fürchteten.
Simon erläuterte seinen Plan: »Wir verstecken uns in den Büschen. Es kann nicht mehr lange dauern, dann wird der Überfall stattfinden. Unsere Aufgabe ist es, den Angriff zu verhindern und das Blutvergießen zu vermeiden. Niemandem aus dieser Familie darf ein Leid zugefügt werden. Und wir sollten uns so verhalten, dass wir dieser Familie nicht auffallen.«
Tom nickte. »Wie sollen wir vorgehen?«
Simon zeigte auf die Baumgruppe am Strand. »Dort aus den Büschen sind einige der Angreifer hervorgesprungen. Auch von hier, wo wir gerade stehen, sind einige angelaufen gekommen. Ich schlage vor, wir teilen uns in vier Zweiergruppen auf. Wir müssen versuchen, die Angreifer aufzuhalten und zu vertreiben. Alles klar?«
Seine Freunde nickten und machten sich schon auf den Weg. Wie schon auf dem Weg in die Zeitenfestung des Schattengreifers zog Caspar mit Moon los, Salomon mit Basrar und Tom ging mit Nin-Si.
Simon und Neferti blieben hinter dem dichten Gebüsch hocken. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Simon noch,wie Nin-Sis Finger nach Toms Hand suchten und wie Tom schüchtern ihre Hand in seine nahm. Simon lächelte. Die beiden gaben ein schönes Paar ab.
Simon wandte sich wieder dem Strand zu, und schweigend beobachtete er mit Neferti die unbeschwerte Szene, die gleich so jäh enden sollte.
Er blickte an sich herunter. Gut vorbereitet waren sie nicht. Simon trug lediglich einen Knüppel und ein Seil mit sich. Bis auf Caspar war niemand von ihnen richtig bewaffnet. Er hatte noch ein Messer in seinem Gürtel stecken. Doch alle anderen hatten keine Waffen auf dem Schiff gefunden. Einzig eine Kiste mit Belegnägeln hatten sie aufgestöbert.
Tom hatte einen davon herausgenommen. Sie waren beinahe so lang wie Baseballschläger und auch fast so dick. »Wofür sind die?«, hatte er gefragt und dabei die Keule interessiert begutachtet.
»Daran werden Taue befestigt«, war Simons Antwort gewesen, und Tom hatte schnell verstanden: »Ach, die Dinger kann man in der Bordwand befestigen. Hm … hab ich schon mal gesehen.«
»Sie sind das Einzige, was wir haben«, hatte Simon geantwortet. »Wir müssen sie wie Knüppel benutzen, um … um ...«
Jetzt, hier am Strand, war er sich seiner Sache nicht mehr so sicher. Ob das ausreichen konnte? Er hatte die Horde der brutalen Angreifer ja selbst erlebt. Und sie hatten nur diese keulenartigen Belegnägel als Waffen.
Ganz kurz musste Simon auch an den Schattengreifer denken. Wie mochte es ihm inzwischen gehen? Ob er noch am Leben war? Es konnte ja durchaus sein, dass es bereits zu spät war.
Vom Strand her erklang Lachen. Simon streckte einen Arm aus, drückte ein paar Zweige des Gebüsches herunter und blickte zum Strand. Gerade zeigte einer der Erwachsenen, wie er mit einem kleineren Stein die Beeren zerquetschen konnte, um den Saft herauszupressen.
Simon erkannte diese Situation sofort wieder. Und schon knackte etwas hinter ihm. Simon und Neferti horchten auf. Kein Zweifel: Da schlich jemand durch das Gebüsch.
Die beiden duckten sich in ihr Versteck. Sie hörten, wie die Angreifer sich näher heranschlichen. Simon versuchte, sich zu erinnern. Er glaubte, dass es vier Männer waren, die aus dieser Richtung auf den Strand zugelaufen waren.
Simon und Neferti hatten nur eine Chance: Sie mussten den Überraschungseffekt nutzen.
An den Geräuschen konnte Simon erkennen, dass sich die Gruppe nun sehr nahe vor ihnen befand.
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