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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Freund oder ein Feind war. Als Simon jedoch endlich erkannte, wozu der Junge sich gerade entschloss, war es schon zu spät.
    Die Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Blick schweifte von Simon ab zu einer Krähe, die in den Bäumen direkt am Strand auf einem Ast saß. Der Magier streckte seine rechte Hand aus, und Simon konnte sehen, wie die Krähe kurz aufruckte und dann wie versteinert auf dem Ast verharrte.
    Simon drehte sich ruckartig auf der Stelle um und fing an zu laufen. Doch es war bereits zu spät. Er spürte schon die Magie des jungen Schattengreifers auf sich. Plötzlich konnte Simon seine Beine nicht mehr bewegen. Er sah sich um. Der Magier kam langsam auf ihn zu, die linke Hand in Simons Richtung ausgestreckt, um ihn in dem lähmenden Zauber zu halten, die rechte Hand noch immer in Richtung der Krähe haltend.
    Simon brach der Schweiß aus. Schon einmal hatte er einen solchen Zauber beobachtet. Schon einmal war er Zeuge gewesen, wie ein Junge seine Seele an eine Krähe verloren hatte.
    Schon öffnete sich die Hand des Magiers weit. Er beugte sich vor und griff sich Simons Schatten.
    »Nein!« Simon versuchte, sich zu winden. Er versuchte zu fliehen, doch der Zauber behielt seine Kraft. Simon war wie gelähmt und kam nicht von der Stelle.
    Jetzt schloss sich die Hand an der Brust von Simons Schatten. Simon spürte, wie sein Herz zerdrückt wurde. Und dann geschah alles ganz schnell: Die Bilder um ihn herum verloren ihre Farben. Alles verschwamm wie in einem dichten Nebel.
    Simon spürte, wie sein Herz zu schlagen aufhörte. Wie alle Kraft aus ihm fuhr. Wie er seine Gedanken verlor. Seine Erinnerungen. Seine Gefühle. Sein Leben. Sich selbst.
    Vor seinen Augen entstand das Bild der schattenhaften Geisterwesen aus der Zeitenfestung des Schattengreifers. Zu solch einer Kreatur mutierte Simon gerade. Und es gab nichts, was er dagegen hätte tun können. Nichts, was …
    Plötzlich schrie der junge Magier auf. Er riss die Hände in die Höhe und ließ Simons Schatten dadurch frei.
    Augenblicklich konnte Simon wieder einatmen. Die Farben kehrten zurück und auch seine innersten Gefühle. Schnell hatte er sich gefasst.
    Ihm gegenüber stand der junge Schattengreifer und schrie. Die Arme hatte er in die Höhe gereckt. Er warf seinen Kopf hin und her. Zuckend. Wie in einem Anfall. Sein Gesicht veränderte sich. Es verzog sich nach vorn. Die Nase krümmte sich hervor, das Kinn zog sich nach unten. Die Augen des Jungen verlorenihren Glanz. Sie wurden tiefschwarz. Und auch seine Haut verlor alle Farbe. Aus dem Gesicht des jungen Magiers schälte sich das alte Gesicht des Schattengreifers heraus. Und endlich hörten die zuckenden Bewegungen auf.
    Vor Simon stand der Schattengreifer, so wie Simon ihn kannte.
    »Simon!«, sprach er ihn mit seiner schnarrenden Stimme an, ohne die Lippen zu bewegen. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich brauchte einen Moment, um mich fassen zu können. Daher verzeih diesen Angriff durch mein jugendliches Ich.«
    Er trat einen Schritt auf Simon zu. »Du hast mich gerettet«, sagte er. »Und deshalb kann ich dich auch hier aufsuchen. Du siehst: Ich habe meine alten Fähigkeiten wiedererlangt. Du hast das Unheil, das ich einst erlebt habe, rückgängig gemacht. Du hast mir ein neues Leben geschenkt. Du und meine Zeitenkrieger.«
    Wie auf Kommando erschienen Simons Freunde am Strand. Es war ihnen gelungen, die Angreifer aus dem fremden Stamm zu verjagen. Die Krähe flog über den Freunden dahin und landete auf Simons Schulter.
    »Kommt her zu mir«, bat der Schattengreifer seine Zeitenkrieger freundlich, und sie traten vor und umringten ihn. »Ich danke euch allen«, brachte er hervor. »Ihr habt das Unrecht wiedergutgemacht, das mir einst widerfahren ist. Und ich werde euch das nicht vergessen. Nun werde ich ein neues Leben beginnen. Ich weiß nicht, wohin es mich führen wird. Ich weiß nicht, was ich mit der Magie anfangen werde, die in mir ruht. Doch eines weiß ich ganz gewiss: Ich werde meinen schützenden Zauber über euch legen.«
    Er breitete die Hände aus. »Wohin auch immer euer Weg euch führen wird. Was immer ihr im Leben beginnen werdet, mein Schutz soll euch gewiss sein. Kein Zauber wird euch etwas anhaben können, denn von nun an steht ihr unter meiner Obhut. Ich werde alles Böse von euch abwenden. Ich werde euch beschatten .«
    Und damit wandte er sich noch einmal an Simon. »Und jetzt geht. Lasst mich mit meinem neu gewonnenen Leben allein. Sucht den Seelensammler

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