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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Sie ihr doch bitte eine Jacke. Hier, nehmen Sie meine. Damit Susi es warm hat.“
    Sie zog die Jacke über und versuchte, ihre Mutter zu beruhigen.
    „Danke Mama, mir ist jetzt nicht mehr kalt. Guck, die Jacke ist ganz warm.“
    „Was erlauben Sie sich. Geben Sie sofort meine Jacke her. Ich schreie! Schwester Eva, Schwester Eva. Hier sind Einbrecher. Man will mir meine Jacke stehlen.“
    Sie hatte inzwischen geklingelt. Sie wusste, dass sich Mutter nun nicht mehr beruhigen würde. Im Eilschritt kam Eva um die Ecke, machte ihr Zeichen, dass sie sich zurückziehen sollte. Sie verschwand durch die Tür mit der 151. Legte vorher noch die Jacke auf den Stuhl. Ihre Mutter schrie immer noch. Es gab auch Besuche, bei denen alles glattlief. Da war sie mal Putzfrau oder Freundin, aber es endete nicht im Chaos wie heute.
    Er hatte Mutter kaputtgemacht. Mit seinen Lügen, seinen Weibergeschichten, seiner Dominanz. Er hatte sie beide kaputt gemacht, auf unterschiedliche Art. Sie ging nur anders damit um. Mutter war nicht so stark. Ihr Geist war geflohen.

Kaminabend in Todenmann
    Es war schon weit nach acht, als Wolf Hetzer endlich mit seinem Ford auf den Hof fuhr. Die Stille erschreckte ihn. Kein Emil, keine Gaga. Die war noch bei Moni nebenan. Er wollte schnell den Kaminofen anmachen und sie dann abholen. Heute würde es nichts werden mit dem schnellen Zubettgehen. Er war viel zu aufgewühlt. So ein Sonntag musste einfach ruhiger ablaufen. Wie sollte er sich denn sonst erholen? Momentan fühlte er sich einfach nur zerschlagen. Immer neue Erkenntnisse, immer neue Ermittlungen. Wege, die ins Nichts liefen oder wie Wellenkreise in andere übergingen und sich vermehrten. Er musste einen klaren Kopf bewahren. Alles hing irgendwie zusammen und auch wieder nicht. Er war froh, dass ein Teil der Ermittlungen von den Hamelner und Bückeburger Kollegen übernommen wurde. Er hatte dafür gesorgt, dass ihm die Ergebnisse immer kurz und knapp zugemailt wurden. So war er nicht für alles verantwortlich, aber alle Fäden liefen bei ihm zusammen. Er wiederum informierte die Kollegen in einer Zusammenfassung der einzelnen Quellen. Und trotzdem waren es Scherben, die er in der Hand hielt. Sie spiegelten ein unvollständiges Bild, das sich nicht greifen ließ. Aber es war da. Er verstand es nur noch nicht.
    Die Pommes frites lagen ihm schwer im Magen. Sie waren lecker gewesen, aber so spät so fett zu essen, war er nicht mehr gewohnt, seitdem er sich selbst das Kochen beigebracht hatte. Irgendwo hatte er noch einen Himbeergeist. Der würde hoffentlich den Magen aufräumen. Gerade, als er sich ein Glas eingeschenkt hatte, klingelte es an der Tür.
    „Hallo Wolf, ich wollte dir Gaga bringen, damit du nicht so allein bist.“
    „Vielen Dank, das ist lieb. Ich bin echt fertig. Willst du auch einen Schnaps?“
    „Was hast du denn für einen?“
    „Himbeergeist aus Waldhimbeeren.“
    „Gut, dann nehme ich einen. Dann schlafe ich vielleicht auch besser.“
    „Oh, das ist bestimmt meine Schuld, dass du so schlecht schläfst. Bei dem ganzen Drama hier.“
    „Ein bisschen vielleicht, aber ich liege sowieso oft nachts wach und grübele.“
    „Du kannst Gaga auch gerne mit nach drüben nehmen heute Nacht, wenn du willst.“
    „Nee, nee, ganz bestimmt nicht, denn wenn hier jemand Schutz braucht, dann bist du es. Ich könnte noch weniger schlafen, wenn ich mir darüber Gedanken machen müsste, ob einer bei dir einsteigt, wenn du zu Hause bist.“
    „Danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Komm setz dich, wir nehmen noch einen.“
    „Aber das ist der Letzte, sonst fange ich noch an zu lallen“, lachte Moni.
    „Komm, setz dich. Ab, marsch, marsch Jungs, runter vom Sofa, wir haben Besuch.“
    Unwillig trollten sich die Katerbrüder von ihrem Stammplatz und schoben beleidigt ab. Im Vorbeigehen warfen sie noch einen abschätzigen Blick in ihren Fressnapf.
    „Jetzt gucken sie dich den ganzen Abend nicht mehr an, Hetzer. Sie hätten mich doch nicht gestört.“
    „Damit kann ich leben. Ich will auch noch da sitzen. Zu viert wird es ein bisschen eng.“
    „Dann wären wir eben zusammengerückt!“ Hetzer überlegte, wie sie das gemeint haben könnte.
    „Prost, Moni“, sagte er zur Ablenkung, „das war ein Tag.“
    „Gibt es schon etwas Neues wegen des Kissens?“
    „Nein, bisher nicht. Du weißt doch, dass die Kollegen abgerufen wurden.“
    „Ja, und ihr wolltet dann auch schnell weg. Hatte denn die Sache in Bückeburg etwas mit euren Fällen

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